Presseerklärung und Gegendarstellung

Wir möchten hiermit entschieden dem Presseartikel der Bild-Zeitung „Linksextremisten drohen mit massiven Anschlägen“ vom 22.02.2023 widersprechen. Wir sind ein Zusammenschluss von Einzelpersonen und Gruppen, also eine Vernetzung und keine „Gruppierung“. Wir dokumentieren anarchistische Aktivitäten in Leipzig auf unseren Social Media Plattformen, wie Instagram und Twitter.
Uns aufgrund von Social Media Verlinkungen von Artikeln die „jüngsten Randalen auf der Eisenbahnstraße sowie Brandanschläge[n] auf Firmenfahrzeuge“ [1] zuzuschreiben, ist journalistisch nicht tragbar. Fast jede politisch linke Gruppe in Leipzig verlinkt auch militante Aktionen, genauso wie auch die Presse darüber schreibt. Wir haben keinerlei Bekenner*innen-Schreiben zu irgendeiner Spontandemonstration oder sonstigen Sachbeschädigungen verfasst. Wir widersprechen also entschieden der Behauptung, dass die „Randale“ am letzten Samstag oder die Brandanschläge auf die Firmenfahrzeuge von uns geplant oder durchgeführt wurden. Es ist fast schon amüsant, dass alle Aufrufe Aktionen und Demonstrationen in Leipzig uns zugeschrieben werden, wenn es nicht völlig gefährlich für uns wäre. Unser Tag hat aber leider auch nur 24 Stunden und wir sind eher mit Einführungsvorträgen und der Organisierung von Spieleabenden beschäftigt.
Teilweise verbreiten wir auch Nachrichten zu anarchistischen Aktivitäten außerhalb Leipzigs, wie aus Berlin, Zürich, Iran und Sudan. Wir veröffentlichen und verlinken auch theoretische Beiträge und Aufrufe, die wir für (in)diskutabel halten. Gewerkschaftsaktivitäten, Prozessbegleitungen, Spieleabende aber auch militante Aktionen fallen darunter. Die von uns selbst verfassten Beiträge sind dabei alle deutlich als solche gekennzeichnet. Die Aussage der Bild „auf einer neugegründeten Plattform riefen sie jüngst zur Menschenjagd auf (aus ihrer Sicht) Neonazis auf“ [2]  ist eine Verleumdung. Der (wahrscheinlich gemeinte) Artikel „Sie haben Namen und Adressen – 4 Neonazis – Engelmann, Wilms, Arnold, Beyer – im Leipziger Osten geoutet“ wurde, nanmentlich offensichtlich, nicht von uns verfasst. [3}
Um es also nochmal ganz deutlich klar zu stellen, wir haben auch nicht den Aufruf:
„DER PREIS FÜR UNSERE FREIHEIT! Autonomen Antifaschismus und linke Strukturen verteidigen – 1.000.000€ Ärger“ geschrieben. Der Bild Artikel „Linksextremisten drohen mit massiven Anschlägen“ suggeriert dies aber, da wir darin als aktivste Gruppe dagestellt werden. Wir teilten diesen Aufruf nur auf einer einzigen Plattform von uns, nämlich Twitter, am 03.02.2023. Wie findige Journalist*innen aber hätten heraufinden  können, wurde der Artikel bereits am 02.02.2023 auf Indymedia veröffentlicht. Wir haben sogar auf Twitter kenntlich gemacht, dass der Artikel nicht von uns kommt und den Link zum Aufruf geteilt. [4}
Die Bildzeitung hat sich soweit vom objektiven Journalismus entfernt, dass wir nicht einmal darauf hoffen, dass unsere Gegendarstellung abgedruckt wird. Die Bild ist die deutsche Zeitung mit den meisten Presserügen seit 1986 mit insgesamt über 219 (Stand allein 2020). [5} Oftmals veröffentlicht die Bildzeitung sogar Presserügen des Deutschen Presserates nicht mehr und hält sich damit an keinerlei Pressekodex oder journalistische Sorgfaltspflicht, [6] wie auch in dem Artikel über uns erkennbar wird. Die Bildzeitung setzte sich schon über Gesetze hinweg, bspw. mit der illegalen Veröffentlichung von persönlichen Fotos zwecks unabgesprochener Fahndungsausschreibung. [7] Die Bild-Zeitung macht hier wieder „Gerechtigkeit“ auf eigene Faust und verbreitet Unwahrheiten als Fakten. Wir können daher nur unsere tiefeste Freude über die Einstellung von Bild TV und auch bald ihrer Print Ausgabe zum Ausdruck bringen. Auf das Hass und Hetze bald der Vergangenheit angehören.
Der Beitrag der Bild-Zeitung ist eine Falschdarstellung und politische Hetze.
Die Bild-Zeitung macht uns aufgrund unserer Offenheit und Transparenz für alle autonomen Aktionen im Leipziger Osten verantwortlich.
Es wird dadurch öffentlicher Druck erzeugt, der Verbote und Überwachung unserer Vernetzung rechtfertigt. Er steht damit in der Tradition der Springer-Presse, die schon immer in Deutschland gegen Gewerkschaften, Minderheiten und Linke hetzte.
Wir hoffen, dass andere Zeitungen sich an den Pressekodex halten und unsere Gegendarstellung unverfälscht abdrucken. Wir rufen alle Zeitungen auf, über politische Unterschiede hinwegzusehen und Falschdarstellungen nicht unkommentiert zu lassen. Es darf keinen Platz für Fake News und Hetze im Netz geben.
Wir erwarten keine Sympathie, aber eine faire Berichterstattung!
Leser*innen können sich gerne selbst ein unabhängiges Bild machen, indem sie uns auf Twitter @o_a_v_le und Instagram @oav.leipzig folgen. Oder unsere öffentliche Treffen jeden Dienstag 19:30 in der Eisenbahnstraße 125 besuchen.
Für Insta und co: Und an all unsere Gefährt*innen: Wie ihr seht tappen die Cops und Bild ziemlich im Dunkeln, wenn sie alle politischen Straftaten in Leipzig der einzigen offenen anarchistischen Vernetzung zuschreiben. Lasst euch zu keinen vorschnellen undurchdachten Bekenner*innen-Schreiben hinreißen!
1 „Randale, Menschenjagd, Morddrohungen Linksextremisten drohen mit massiven Anschlägen 1 Mio. Euro Schaden für jede Razzia“, am 22.02.2023. Unter: www.bild.de/regional/leipzig/leipzig-news/linksextremisten-eine-mio-euro-randale-schaden-fuer-jede-razzia-82982328.bild.html
2″ADRESSEN IM INTERNET VERÖFFENTLICHT. Linksextremisten rufen zur Menschenjagd auf“, am 21.02.2023. Unter: www.bild.de/regional/leipzig/leipzig-news/leipzig-linksextremisten-rufen-zur-menschenjagd-auf-82981342.bild.html
3 Autonome Antifaschist*innen: Sie haben Namen und Adressen – 4 Neonazis – Engelmann, Wilms, Arnold, Beyer – im Leipziger Osten geoutet“, am 19. Februar 2023. Unter: https://knack.news/5084
4 Autonome Gruppen: „THE PRICE FOR OUR FREEDOM! Autonomen Antifaschismus und linke Strukturen verteidigen – 1.000.000€ Trouble“, am 02.02.2023. Unter: https://de.indymedia.org/node/256729
5 Mathias Brandt: „Bild ist deutscher Rügen-Meister“, am 14.09.2020. Unter:  D
https://de.statista.com/infografik/2588/publikationen-mit-den-meisten-ruegen-durch-den-deutschen-presserat/
6 Stefan Niggemeier: „„Bild“ veröffentlicht keine Rügen des Presserates mehr in der gedruckten Zeitung“, am 19. Januar 2021. Unter: https://uebermedien.de/56823/bild-veroeffentlicht-keine-ruegen-des-presserates-mehr-in-der-gedruckten-zeitung/
7 Ronja Ringelstein: „Bild“-Fahndung nach G20-Randalierern. Am Pranger der Presse“, am 17.07.2017. Unter: www.tagesspiegel.de/politik/am-pranger-der-presse-3850039.html