Zu Spontis und Schreiberlingen.

(Disclaimer vorweg: Wir sind ein Zusammenhang von Menschen, die gern auf Spontis gehen, teilweise selbst seit Jahren welche organisieren und teilweise auch bei der Sponti am 18.02. dabei waren. Damit uns keine*r vorwerfen kann, wir würden nur meckern und nicht selbst aktiv sein.)

Dass sich am 18.02. Menschen die Straßen im Leipziger Osten nahmen und dabei auch einiges zerstört haben, ist äußerst erfreulich. Die letzten Jahre waren in Leipzig von sozialem Gehorsam gegenüber den Coronamaßnahmen und anderen staatlichen Repressionen geprägt. Widerständige Praxis ist deutlich weniger sichtbar als noch in den Jahren zuvor. Die Spontikultur, die hier in der Stadt einmal sehr stark war, ist eingeschlafen. Wir freuen uns, dass sich Menschen dieser Ohnmacht entgegenstellen und sich nicht einschüchtern lassen. Wir haben allerdings ein massives Problem, wie bei vielen Spontis (vor allem im Osten) mit Journalist*innen umgegangen wird. So schnell, wie die L-IZ meistens berichtet, oftmals gespickt mit Zitaten aus „internen Aufrufen“, scheint es für uns so, als würden diese Schreiberlinge mittlerweile standardmäßig auf Spontis eingeladen. Wir möchten uns hier zu Wort melden und diese Entwicklung kritisieren.

In einem kürzlich veröffentlichten Text, wird kritisiert, dass Menschen mit ihren privaten Handys/Smartphones auf Spontis erscheinen- dem können wir uns nur anschließen. Zur regelmäßigen Präsenz von Journalist*innen gibt es bis jetzt allerdings nichts zu lesen. Wir sehen hier vor allem ein Sicherheitsrisiko. Auf Spontis bei denen Leute sich aus dem Maßstab des Rechststaates bewegen und dabei fotografiert wird, kann das im Nachhinein zu massiver Repression führen. Es gibt Beispiele, wo Bullen den Fotograf*innen nach der Sponti folgen und die Kamera beschlagnahmen.

Wenn unbedingt ein Foto gemacht werden soll, dann hat der Mensch, der dieses anfertigt, einfach direkt danach zu gehen. Das sollte dann am besten auch kein*e Journalist*in sein, sondern ein*e vertrauenswürdige Genoss*in, die kein Interesse an spektakulären Aufnahmen hat.

Fotos könnten auch bei gut vermummten Menschen leider Details einfangen die zur Identifikation führen können. Es macht im Nachhinein Sinn das Bild genau anzuschauen und bestimmte Details mit einem Bildbearbeitungsprogramm unkentlich zu machen. Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die nicht irgendeiner Journalist*in überlassen werden sollte. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Metadaten dieser Bilder gelöscht werden, damit auch keine Rückschlüsse auf euch selber zu machen sind. Datenträger die in der Kamera benutzt worden, sollten vernichtet werden. Video legt Bewegungsabläufe fest und sollte deswegen tabu sein!

Es gibt für uns zwei mögliche Wege auf denen Journalist*innen von unseren Spontis erfahren. Entweder schickt irgendwer die Einladung direkt an selbige, oder Menschen schicken die Einladung in Gruppen, wo sie nicht wissen, wer alles mitliest. Im ersten Fall fragen wir uns, warum mensch das macht. Was erwartet ihr euch davon, dass auf Aktionen fotografiert wird? Wenn es darum gehen sollte, dass Aufmerksamkeit auf die Aktion gelenkt werden soll, wollen wir euch sagen, dass ihr euch dann halt bitte auf öffentliche beschränkt, oder auf solche auf denen ihr nicht Menschen, die das nicht wollen, ins Messer rennen lasst. Eine Scherbensponti ist kein Ort für Foto-/Videoaufnahmen!

Sollten Menschen wirklich Einladungen für Spontis in Gruppen schicken, wo sie nicht wissen, wer da alles mitliest, haben wir ein Problem, das weit über das der Journalist*innen hinausgeht. Wer sagt euch denn, dass nicht auch Bullen oder der VS die Nachrichten erhält, die ihr in euren ach so sicheren Messengern versendet. Die End-to-End-Verschlüsselung bringt nämlich rein gar nichts, wenn die Empfänger einer Nachricht einer*m nicht bekannt sind.

Für die nächsten Spontis gilt für uns: Wenn es euch wirklich so wichtig ist, dass die Presse dabei ist, wünschen wir uns, dass das in den Aufrufen angekündigt wird. #wirwürdenzuhausebleiben. Sollten wir erst davon erfahren, wenn wir schon vor Ort sind, werden wir dementsprechend reagieren. Das schließt im Zweifel die Beschlagnahmung der Kameras unsererseits mit ein.

Für mehr Spontis bei denen es knallt!