Einwohner und AfD protestieren gegen Flüchtlingsunterkunft in Leipzig-Stötteritz
Wegen steigender Zahl von Asylbewerbern will die Stadt Leipzig in Stötteritz eine Notunterkunft für bis zu 330 Schutzsuchende errichten. Vor Ort gab es deswegen nun Demonstrationen – für und gegen die Unterbringung.
Im Leipziger Stadtteil Stötteritz haben am Sonntagvormittag der Polizei zufolge rund 100 Menschen gegen eine dort geplante Zeltunterkunft für Asylbewerber demonstriert. Etwa 80 Menschen wendeten sich parallel dazu mit Plakaten und Blasmusik gegen diesen aus ihrer Sicht rassistischen Protest. Dazu hatte unter anderem das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ aufgerufen.
Die Demonstration der Gegner der geplanten Notunterkunft war in sozialen Netzwerken zuvor als „Lagebesprechung“ für einen „sachlichen und begründeten“ Protest angekündigt worden. Vor Ort meldete Bernd Ringel spontan dann aber auch eine Demonstration an. Er war zuletzt regelmäßig Veranstalter von rechtsoffenen Demonstrationen gegen die Energiepolitik und den Umgang der Bundesregierung mit dem Ukraine-Krieg in Leipzig.
AfD-Politiker verteilt Flugblätter
Zur Demonstration gegen die Notunterkunft waren am Sonntagvormittag unter anderem auch Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil Stötteritz selbst gekommen, die sich eigenen Worten nach gegen aus ihrer Sicht menschenunwürdige Bedingungen in Wohnzelten engagieren wollten. Andere monierten, dass angeblicht im Stadtteil Grünau Wohnhäuser leer stünden, während man nun in Stötteritz Zelte errichte.
Zugegen waren auch mehrere Politiker der AfD. Marius Beyer, Stadtrat der Partei, verteilte Flugblätter. Darin wird eine verspätete Information zur geplanten Unterkunft durch die Stadtverwaltung angeprangert. Und es wird thematisiert, dass sich vor Ort auch ein Seniorenheim, ein Hallenbad und eine Grundschule befinden. „Diese Kombination bereitet uns Sorgen“, heißt es auf dem Flugblatt.
Zeltunterkunft auch in der politischen Linken umstritten
Die Versammlung der Gegner der Notunterkunft verlief weitgehend störungsfrei. Nur kurz wurde die Situation hitzig: Als die Polizei nach einem Anmelder für die Versammlung der Gegner der Unterkunft suchte, wurde sie von wenigen Männern bepöpelt. Die Störer wollten die Menge zu „Wir sind das Volk“-Rufen aufstacheln, was aber misslang. Die Männer bedrängten kurz darauf eine Journalistin, die Polizei konnte die Situation entschärfen.
tag24 Von Anke Brod
„Keine Zeltstadt für Geflüchtete“: Anwohner protestieren in Leipzig-Stötteritz
Leipzig – In Leipzig-Stötteritz wurde es am Sonntag laut: Gegen eine derzeit auf einer Industriebrache an der Kommandent-Prendel-Allee entstehende Zelt- und Containerstadt für Geflüchtete protestierten Bürger. Eine Gegenkundgebung mit Musik und Reden war ebenfalls vor Ort, mit Polizei und Ordnungsamt zur Stelle blieb aber alles friedlich.
Erschließungsarbeiten für die Fläche laufen bereits. Ab März sollen hier sieben Zelte sowie Wohncontainer rund 330 geflüchteten Menschen temporären Schutzraum bieten.
Betreiber der Gemeinschaftsunterkunft ist die Saxonia Catering GmbH & Co. KG. Die Zeltstadt soll demnach so lange bewohnt werden, bis alle Betroffenen in Häusern untergekommen sind.
Sozialamtsleiterin Martina Kador Probst berichtete auf TAG24-Anfrage, dass die Notunterkunft nicht für Schutzsuchende aus der Ukraine, sondern für „Asylsuchende und Personen aus anderen Aufnahmeverfahren“ geplant sei.
Nachdem die Leipziger Stadtverwaltung ihre Pläne für die Anlage in Stötteritz vorige Woche öffentlich gemacht hatte, äußerten Anwohner Bedenken. Gegenüber TAG24 wollten sie unerkannt bleiben, da sie fürchten, mit ihrer Kritik in die „rechte Ecke“ gepresst zu werden.
Vor allem bedrückt es viele offenbar, dass in ihrer Einfamilienhaussiedlung bald über 300 Menschen auf engstem Raum zusammenleben sollen.
Anwohner äußern verschiedene Ängste
Ein 61-jähriger Mann etwa hat Sorge, dass bald Straftaten zunehmen könnten.
Anhand der Leipziger Kriminalitätsstatistik des Jahres 2021 wird ersichtlich, dass 71,8 Prozent der insgesamt 27.101 gestellten Tatverdächtigen die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen.
Lediglich 7654 „nichtdeutsche“ Personen wurden als Täter ermittelt. Für das Jahr 2022 liegt bisher noch keine Statistik vor.
Gegenüber TAG24 erklärte die Polizeidirektion aber, in dem Bericht keine Nationalitäten oder Stadtteile zu nennen, um Stigmatisierungen zu vermeiden.
Eine 70-jährige Rentnerin befürchtet ihreseits mögliche fremdenfeindliche Anschläge auf die Unterkunft.
Und man fragt man sich, ob eine Zeltstadt zur Beherbergung von Menschen überhaupt human sei.
„Stötteritz steht auf“-Demo ruft Gegenprotest auf den Plan
Unabhängig von den Bewohnern der Kolmstraßen-Siedlung gründete sich über den Telegram-Messengerdienst nun auch die Gruppierung „Stötteritz steht auf“. Wer den Kanal betreibt, ist nicht erkennbar, die Organisatoren hatten jedenfalls zu dem Anwohnertreffen am heutigen Sonntag aufgerufen.
In der Gruppe wurde unter anderem auch ein AfD-Statement geteilt. „Nein zum Flüchtlingslager Stötteritz!“, heißt es darin. Die AfD-Fraktion Leipzig lehne die „Einrichtung des Flüchtlingslagers in Stötteritz strikt ab“.
Die AfD-Stadträte Tobias Keller (59) und Marius Beyer (23) erklären dabei unter anderem, dass die Einrichtung einer „derart großen Flüchtlingsunterkunft in einem dicht besiedelten gründerzeitlichen Wohnviertel unverantwortlich“ sei. Das bringe den „örtlichen Gesellschaftsfrieden“ in Gefahr.
Das Aktionsbündnis „Leipzig nimmt Platz“ witterte in der Bürger-Einladung indes rechte Stimmungsmache und gestaltete vor Ort einen Gegenprotest. In einem Redebeitrag wurde wie auch seitens der Anwohner das Vorhaben der Stadt Leipzig kritisiert, Geflüchtete überhaupt in Zelten unterbringen zu wollen. Es gebe in Leipzig immer noch Wohnungsleerstand, hieß es.
Die Organisation warf der AfD-Fraktion darüber hinaus sinngemäß vor, im Zuge der geplanten Notunterkunft Bürger vor ihren politischen Karren spannen zu wollen.
Lilly Günthner LVZ 1.02.2023
Neue Notunterkunft für Geflüchtete in Leipzig-Stötteritz
In Leipzig-Stötteritz entsteht eine neue Notunterkunft für geflüchtete Menschen. Bis zu 330 Menschen sollen dort in Zelten untergebracht werden. Vorher werden Anwohnerinnen und Anwohner zu einem Tag der offenen Tür eingeladen.
Im Leipziger Stadtteil Stötteritz wird eine neue Notunterkunft für geflüchtete Menschen eingerichtet. Die Zelt-Anlage soll auf einer Brachfläche in der Kommandant-Prendel-Allee 63/Kolmstraße entstehen und Platz für bis zu 330 Personen bieten, wie die Stadt am Dienstag mitteilte.
Auf dem Gelände im Leipziger Südosten werden nach Auskunft der Stadt sieben Zelte errichtet. Zusätzlich werden Container für Duschen und weitere für die Sanitäranlagen aufgestellt. Die Beräumungsarbeiten auf der Fläche hätten bereits begonnen, hieß es. Die Notunterkunft wird von der Saxonia Catering GmbH & Co. KG errichtet und betrieben. Voraussichtlich ab März werden nach und nach die ersten Geflüchteten in der Zeltunterkunft ankommen.
Tag der offenen Tür für Anwohnerinnen und Anwohner
Vor der Eröffnung wollen Stadt und Betreiber die Anwohnerinnen und Anwohner in der Umgebung der Notunterkunft zu einem Tag der offenen Tür einladen. Dort soll es die Gelegenheit geben, sich mit den Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern vor Ort auszutauschen. „Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben“, so eine Sprecherin der Stadt.
Leipziger Gemeinschaftsunterkünfte sind voll
Die Zeltunterkunft solle nur vorübergehend genutzt werden, bis ausreichend Plätze in Häusern verfügbar sind, hieß es. „Die Zahl der Menschen, die in Deutschland vor Krieg und Verfolgung Zuflucht suchen, ist seit dem letzten Jahr deutlich gestiegen“, so die Stadt. Auch Leipzig hätte in den zurückliegenden Monaten wieder mehr Geflüchtete aufgenommen. Mittlerweile seien alle Plätze in bestehenden Gemeinschaftsunterkünften belegt. Zusätzliche Plätze würden dringend benötigt. Das Sozialamt suche in der ganzen Stadt nach geeigneten Häusern und Flächen.
So hat die Stadt etwa die Halle 13 auf der Alten Messe bis Ende 2030 angemietet. Die 8100 Quadratmeter große Halle soll als Reservekapazität zur Notunterbringung von bis zu 329 Menschen dienen. Die ersten Geflüchteten sollen auch hier 2023 einziehen.
Von Kathi Schöne Tag24 31.01.2023
Neue Unterkunft für Geflüchtete in Leipzig: Hier entsteht ein Zelt- und Containerdorf
Leipzig – In Leipzig-Stötteritz entsteht eine neue Notunterkunft für Geflüchtete. Bis zu 330 Menschen sollen dort unterkommen – aber nur vorübergehend.
Die Notunterkunft entsteht aktuell in der Kommandant-Prendel-Allee 63/Ecke Kolmstraße. Dort werden sieben Zelte und Container errichtet; im März 2023 soll die Unterkunft erstmals mit Bewohnern belegt werden.
Betreiber der Zeltstadt ist die Saxonia Catering GmbH & Co. KG, die beispielsweise auch für die Unterkunft in der Arno-Nitzsche-Straße zuständig ist.
Die Zeltunterkunft soll so lange von den Geflüchteten bewohnt werden, bis genügend Plätze in Häusern verfügbar sind. Anwohner in Stötteritz wurden von der Stadt und dem Betreiber zum Tag der offenen Tür eingeladen, um sich ein Bild vor Ort zu machen.
Wie die Stadt in einer Mitteilung bestätigte, nimmt die Anzahl der Geflüchteten in Leipzig wieder zu.
„Mittlerweile sind alle Plätze in bestehenden Gemeinschaftsunterkünften belegt. Zusätzliche Plätze werden dringend benötigt. Das Sozialamt sucht in der ganzen Stadt nach geeigneten Häusern und Flächen“, so die Pressestelle.
tag24 04.11.2022
Wiedereröffnung einer Notunterkunft für Geflüchtete: So sieht ein Zeltstandort von innen aus
Leipzig – Die Notunterkunft für Geflüchtete in der Arno-Nitzsche-Straße in Leipzig wurde Anfang November wieder in Betrieb genommen. Nachdem dort zwischen März und August 2022 vor allem aus der Ukraine geflüchtete Menschen untergebracht waren, sollen nun Angehöriger ganz unterschiedlicher Herkunftsländer ein vorübergehendes Zuhause finden. TAG24 war vor Ort und hat sich den Zeltstandort angesehen.
Der Standort an der Arno-Nitzsche-Straße besteht aus drei großen Zelten, in denen insgesamt 150 Personen untergebracht werden können. Ab Mitte November werden hier die ersten Geflüchteten untergebracht, nachdem die Räumlichkeiten seit dem August 2022 leer gestanden hatten.
Jedes der Zelte wird beheizt und ist anders als etwa ein Festzelt durch eine Dämmung verstärkt. Im Winter frieren wird somit niemand, bei knapp 50 Menschen in einem Raum dürfte eher das Gegenteil zu erwarten sein. In den Zelten selbst sind kleine Zimmer mit Spinden und Doppelstockbetten abgeteilt, um zumindest etwas Privatsphäre zu schaffen.
„Es ist nur eine Interimslösung, aber wir wollen die Situation für die Menschen so Zuhause-ähnlich machen wie möglich“, so Falk Johne, Geschäftsführer der Saxonia Catering GmbH & Co. KG bei einem Presse-Termin vor Ort.
Seine Firma sorgt für die Verpflegung der Bewohner und Bewohnerinnen: Dreimal am Tag gibt es eine Mahlzeit, dazwischen durchgängig heiße und kalte Getränke.
Unterbringung von Geflüchteten schwerer als noch 2015
In der Essensplanung muss die Einrichtung flexibel sein: Die Anzahl an Geflüchteten, die täglich in den Notunterkünften ankommt, schwankt und kann nicht vorhergesagt werden.
Fakt ist nur, dass immer mehr Menschen ihren Weg nach Leipzig finden werden. Ende Oktober waren es laut Angaben der Stadt 5255 Menschen, die in städtischen Flüchtlingsunterkünften untergebracht waren – über 2100 Menschen mehr als noch im Vorjahr.
Während es in der ersten Jahreshälfte vorrangig ukrainische Geflüchtete waren, die in der Messestadt Schutz suchten, sind es nun häufig Menschen, die beispielsweise aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan über die westliche Balkanroute nach Deutschland kommen.
Weitere Kapazitäten müssen und sollen so schnell wie möglich geschaffen werden. „Im Vergleich zu den Jahren 2015 und 2016 geht es zwar nun geordneter und geplanter zu, aber Leipzig hat nicht mehr so viel Leerstand oder Platz, den man einfach nutzen könnte“, weiß Martina Kader-Probst, die Leiterin des Sozialamts.
Laut Stadtsprecher Matthias Hasberg hat die Inflation auch einen großen Einfluss auf den Haushalt der Stadt, was Neuankäufe von Grundstücken deutlich erschwert.
Geflüchtete sollen sich schnell in Leipzig integrieren
Die Notunterkunft in der Arno-Nitzsche-Straße soll für alle Ankommenden nur eine Zwischenstation sein. Sozialarbeiter betreuen die Menschen vor Ort engmaschig, um ihnen die Integration ins Stadtleben zu vereinfachen, etwa die Suche nach Ärzte, einem Kindergartenplatz oder einer eigenen Wohnung.
„Wir unterstützen die Menschen hier beim Ankommen so lange, bis sie sich selbstständig in Leipzig integriert haben. Sie sollen die ganz normalen Strukturen nutzen, die Unterkunft verlassen, um sich beispielsweise um einen Schul- oder Kitaplatz zu kümmern“, plant Martina Kader-Probst.
Unterstützung gibt es dabei auch von lokalen Vereinen und Initiativen, wie Fußballklubs oder dem Spielmobil.
Neben dem Zeltstandort in der Arno-Nitzsche-Straße werden aktuell noch zwei weitere an der Alten Messe und der agra vorbereitet.
Dazu kommen noch zwei weitere Unterkünfte, eine davon mit knapp 4200 Plätzen, ein Übergangswohnheim und 35 Gemeinschaftsunterkünfte.