Hausdurchsuchungen am Donnerstagmorgen – Razzia gegen Letzte Generation in Leipzig – Beschuldigte klebten sich an „Sixtinische Madonna“

Die Polizei durchsucht seit den Morgenstunden die Wohnungen von drei radikalen Klimaschützern in Leipzig. Das Trio der Gruppe „Letzte Generation“ hatte im August vor der „Sixtinischen Madonna“ in Dresden protestiert und sich an den Rahmen des berühmten Gemäldes geklebt.

Leipzig. Nach einer Protestaktion der sogenannten „Letzten Generation“ am 23. August in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden hat die Polizei am Donnerstagmorgen in mehreren Leipziger Stadtteilen die Wohnungen der Beteiligten durchsucht. Wie ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) erklärte, ermittele die Staatsanwaltschaft Dresden gegen eine 22-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 22 und 29 Jahren.

„Bei den Maßnahmen geht es um das Auffinden von Beweismitteln im Tatzusammenhang. An dem Einsatz sind mehr als 60 Beamte beteiligt – vom LKA, der Bereitschaftspolizei und örtlichen Polizeidienststellen“, so der Behördensprecher weiter. Von Festnahmen ist bisher nicht die Rede. „Es geht hier um eine Sachbeschädigung“, so der Sprecher weiter.

Leipziger klebten sich mit Sekundenkleber an Gemälderahmen

Das beschuldigte Trio um die Leipzigerin Maike Grunst hatte am 23. August um 11.40 die Gemäldegalerie „Alte Meister“ in Dresden betreten, heißt es im Tatvorwurf. Um 12.10 Uhr klebten sich die 22-Jährige und der 29-Jährige dann unter Einsatz von Sekundenkleber jeweils ihre Hände an den Rahmen des Gemäldes „Sixtinische Madonna“.

„Der 22-jährige Mitbeschuldigte soll den beiden sodann ein Transparent mit der Aufschrift ’Letzte Generation’ gereicht haben, welches diese sichtbar vor sich hielten. Währenddessen filmte der 22-jährige Mitbeschuldigte die Aktion und verbreitete sie sodann in den sozialen Medien. Der durch diese Aktion entstandene Schaden wird aktuell mit circa 4000 Euro beziffert“, so der LKA-Sprecher weiter.

Schadenssumme offenbar geringer – viel Kritik an Aktionen

Bisher war die Schadenssumme am historischen Gemälderahmen von den Staatlichen Kunstsammlungen auf rund 5000 Euro geschätzt werden. Hinzu kommen geschätzte Einnahmeausfälle durch die notwendige Räumung des Museums in Höhe von etwa zirka 7000 Euro. Die Kunstsammlungen haben bereits angekündigt, die Klimaschützer deshalb auf Schadensersatz verklagen zu wollen.

Die Aktion der „Letzten Generation“ im Sommer hatte scharfe Kritik hervorgerufen, unter anderem hatten Museumsleiter ihr Unverständnis über diese Form des Klima-Protest geäußert. „Wer Aufmerksamkeit beansprucht, sollte dies nicht auf Kosten wehrloser, unersetzbarer Kulturgüter erwirken. Warum klebt sich keiner an einem Fußballstadion fest, wenn es angeblich um große Aufmerksamkeit geht?“, sagte Olaf Thormann, Direktor des Leipziger Grassimuseums. Auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) zeigte sich demnach besorgt: „Ich kann nur hoffen, dass dieses kriminelle Verhalten nicht zu einer aggressiven Form der Auseinandersetzung wird.“

Die „Letzte Generation“ war am Donnerstag bislang für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die bundesweit aktive Gruppe engagiert sich seit längerem auch mit radikalen Mitteln gegen das aus ihrer Sicht zu geringe Engagement von Politik und Gesellschaft gegen den Klimawandel. „Wir sind die Letzte Generation, die den Kollaps unserer Gesellschaft noch aufhalten kann. Dieser Realität ins Auge blickend, nehmen wir hohe Gebühren, Straftatvorwürfe und Freiheitsentzug unerschrocken hin“, heißt es in einer Stellungnahme.

In den vergangenen Wochen und Monaten hatten Mitglieder abgesehen von ihren Aktionen in Museen und Galerien auch mit dem Festkleben auf viel befahrenen Straßen für Aufsehen gesorgt.