(2) Antifaschistische Kaffeefahrten in Sachsen: „Netzwerk völkischer Neonazi-Familien“ (Leisnig)

Im Rahmen der Antifaschistischen Kaffeefahrten in Sachsen waren wir auch in Naunhof bei Leisnig. Hier wurde nachfolgender Redebeitrag gehalten. Mehr zu dem Ort ist hier nachlesbar: https://www.runtervonderkarte.jetzt/leisnig-voelkische-siedler/

 

Wir befinden uns hier in Naunhof, einem Dorf mit 150 Einwohnerinnen und Einwohnern, das zur Stadt Leisnig im Landkreis Mittelsachsen gehört. In dieser Gegend hat sich in den vergangenen Jahren ein Netzwerk aus völkischen Neonazi-Familien angesiedelt.

So befindet sich neben uns, mit der Adresse Naunhof 6, der Hof des Ehepaars Dankwart Strauch und Bente Strauch und ihren fünf Kindern. Dankwart Strauch war in den Nuller Jahren in der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ tätig, einem neonazistischen Verein, der im Jahr 2009 verboten wurde. Die „HDJ“ organisierte vor allem Zeltlager für Kinder und Jugendliche, die dort militärisch gedrillt und ideologisch geschult wurden. Heute betreibt er mehrere Verläge und Versandhandel – „Deutscher Buchdienst“, „Buchdienst Kaden“, „Adoria-Verlag“, „Winkelried-Verlag“ –, über die er diverse neonazistische und geschichtsrevisionistische Bücher und Tonträger verkauft. Sein „Buchdienst Kaden“ hatte im Jahr 2015 einen Teil des NPD-Verlags „Deutsche Stimme“ übernommen.

Am 16. Januar 2019 durchsuchte die Polizei den Hof der Familie Strauch. Der Verdacht: Über seinen Verlag soll Dankwart Strauch NS-Literatur unkommentiert nachgedruckt haben. Die Polizei beschlagnahmte mehrere hundert Exemplare eines Buches, das erstmals in der NS-Zeit veröffentlicht wurde. Ob der Verdacht sich damit erhärtet hat oder nicht – der Jahresbericht des sächsischen Verfassungsschutzes verliert über die neonazistischen Verläge und Versandhandel kein Wort.

Nur wenige hundert Meter weiter liegt der Hof von Lutz Giesen und seiner Frau. Der 1974 geborene Lutz Giesen war von 2006 bis 2011 Mitarbeiter der NPD-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2009 trat er bei einem Neonazi-Aufmarsch in Berlin auf und verlas Namen und Adressen von Personen, die von den Neonazis als politische Gegner*innen markiert werden sollten. In den letzten Jahren trat Lutz Giesen etwa beim „Dritten Weg“, bei der Nazi-„Gedächtnisstätte“ in Guthmannshausen und bei den geschichtsrevisionistischen Neonazi-Aufmärschen am 13. Februar in Dresden auf.

Die völkischen Siedler kaufen nicht nur Grundstücke und Häuser, sie machen in Neonazi-Kreisen auch Werbung für die Region. Ihnen sind allein im Gebiet der Stadt Leisnig mindestens fünf Immobilien, meist große Bauernhöfe, zuzuordnen. Viele der zugezogenen Neonazis haben eine Vergangenheit in der mittlerweile verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ), und viele von ihnen sind heute bei der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ aktiv. Auch durch ihre oft zahlreichen Kinder versuchen die Nazi-Familien, Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen.

In jüngster Zeit nahmen Lutz Giesen und weitere völkische Siedler auch an rechten Kundgebungen auf dem Leisniger Marktplatz teil. Diese Kundgebungen sind ein wichtiges Instrument für die zugezogenen Neonazis, um vor Ort Fuß zu fassen. In ihren Reden vermischen die Neonazis die Ablehnung der Corona-Maßnahmen mit der Ablehnung des demokratischen Rechtsstaates und versuchen so, ihren Einfluss in der Region ausweiten.

Der gezielte Zuzug von langjährig aktiven Neonazis kann als Fortführung der Strategie der Landnahme verstanden werden, die in Leisnig mutmaßlich noch nicht zu Ende ist. Ziel ist es, ländliche Regionen zu besetzen, um völkische Traditionen auszuleben, ohne dabei auf Widerstand zu stoßen. Dahinter steckt die Idee, dass es in Westdeutschland zu viele nicht-weiße Menschen gäbe, weswegen man gezielt in den Osten ziehe.

Lasst uns den Nazis ihren Traum vermiesen! Gegen national befreite Zonen in Leisnig und überall!