Großdemo in Marienberg: Warum besorgte Bürger mit den Freien Sachsen demonstrieren
Rund 1000 Menschen sind am Mittwochabend auf die Straße gegangen. Thematisiert wurden der Krieg in der Ukraine sowie die Energiekrise.
Die Energiekrise und ihre Auswirkungen wurden schließlich auf dem Marktplatz thematisiert. Nach der rund anderthalbstündigen Kundgebung an der Erzgebirgskaserne zog der Tross inklusive eines Autokonvois bestehend aus 21 Fahrzeugen in die Innenstadt zum Markt. Dort gab es ein offenes Mikrofon. Jedem bot sich die Chance zu einem Redebeitrag.
Marienbergs Oberbürgermeister André Heinrich (parteilos), der eingeladen war, ergriff als erster das Wort. „Was aktuell auf dem Energiemarkt stattfindet, ist nicht tragbar“, sagte Heinrich. Größte Sorgen mache er sich um die Unternehmen der Region. „Es muss bezahlbare Energie geben, sonst wird es kritisch, für alles, was wir die vergangenen Jahre geschaffen haben. Auch die Stadt könne nicht einfach Strom und Heizung in Schulen oder Kindergärten abdrehen.“ Gegen 20.45 Uhr wurde die Versammlung beendet. Alles verlief friedlich, teilte die Polizei mit.
Doch wer verbirgt sich hinter den Veranstaltern. Angemeldet wurde die Versammlung von Stephanie Fürniß. Sie gehört zur Bürgerinitiative Marienberg und Umgebung und ist in der Bergstadt keine Unbekannte. Die gebürtige Nürnbergerin, die seit 2015 in Marienberg lebt, war bereits mehrfach bei Corona-Demos auf dem Marienberger Markt in Erscheinung getreten. Zudem ist sie Parteimitglied der Freien Sachsen, die in den sozialen Medien für die Demo mobilisierte.
Schon im Vorfeld der Versammlung fragte sich ein Leser der „Freien Presse“, warum sie aufgrund ihres offenbar verfassungsfeindlichen und radikalen Mottos „Nein zum BRD-Gefängnis“ überhaupt genehmigt wurde. „Versammlungen müssen nach dem Sächsischen Versammlungsgesetz nicht genehmigt, sondern lediglich fristgemäß angezeigt werden“, erklärt der Kreissprecher. Das sei erfolgt. Trotz des Mottos hätten keine rechtlichen Voraussetzungen für ein Verbot der Versammlung vorgelegen.
Neben Pro-Putin-Rufen waren auf der Demo auch bekannte Forderungen der „Freien Sachsen“ wie nach dem Säxit, der Abspaltung Sachsens von der Bundesrepublik, zu hören. Doch warum lassen sich so viele Bürger, Väter, Mütter und Großeltern aus der gesellschaftlichen Mitte, bei all ihren berechtigten Ängsten und Sorgen vor den Karren der rechtsextremen Kleinstpartei spannen? „Es geht mir um die Sache“, sagt ein Teilnehmer. „Und es gibt leider keine andere Plattform.“