Auch nach dem Umzug wohnt das „Sin City Boxgym“ zwischen Rotlicht und Rechtsextremismus

Im Rahmen einer antifaschistischen Fahrraddemo im Mai 2021 hielten die Teilnehmer/-innen an der Kamenzer Straße: Ein ehemaliges KZ-Außenlager ist hier seit rund 15 Jahren im Besitz des rechtsextremen Ludwig K. Neben Rechtsrock-Bands und dem Motorradclub „Rowdys Eastside“ bot die Hausnummer 12 auch rechten Kampfsportgyms einen Rückzugsort.

Nachdem das „Imperium Fight Team“ 2020 nach Taucha umzog, siedelte sich im April vergangenen Jahres das „Sin City Boxgym“ in der Kamenzer Straße an. Nach viel Kritik, Vorwürfen und Diskussionen hat sich das Gym nun einen neuen Standort gesucht.

Nicht nur auf der Fahrraddemo wurden dem „Sin City“ Vernetzungen in die rechte Szene vorgeworfen. In der Broschüre „Leipziger Zustände“, herausgegeben von „chronikLE“, heißt es, dass der Boxclub als Nachfolgestruktur der von Neonazis dominierten „Fighting Fellas Wurzen“ gilt.

Eine Razzia im vergangenen Jahr scheint das zu belegen: In der Kamenzer Straße 12 wurden im April 2021 im Zuge der Durchsuchung eine Hakenkreuzflagge in den Räumlichkeiten eines Boxclubs gefunden. „Eine der am 30. April 2021 angetroffenen sieben Personen ist in der Vergangenheit außerdem bereits im Bereich der politisch motivierten Straftaten (rechts) polizeilich in Erscheinung getreten“, heißt es seitens der Pressestelle der Polizeidirektion Leipzig.
Das LZ Titelblatt vom Monat August 2022. VÖ. 26.08.2022. Foto: LZ

Das „Sin City Boxgym“ bestreitet auf seiner Website die Vorwürfe: „Nun entspricht es der Tatsache, dass wir als Sin City Boxgym auch in dieser Straße unser neues Zuhause gefunden haben, aber in der 12a.“ Es ärgere sie, dass sie nun als Naziboxclub gelten und ihre internationalen Boxer als Quotensportler dargestellt werden würden.

Einen Haken hatte die Geschichte jedoch: Laut Grundbuchamt gibt es kein separates Flurstück unter der Adresse Kamenzer Straße 12a. Das „Sin City Boxgym“ konnte sich schlecht von dem rechtsextrem genutzten Gebäude und seinem Eigentümer distanzieren.

Nun veröffentlichte der Kampfsportclub Ende Juli seine neue Adresse: die Dessauer Straße 8a. Wenn man sich durch diesen Umzug Distanz zum Ruf der Kamenzer Straße verschaffen wollte, ist das wieder nur halbwegs gelungen: Auch die Dessauer Straße ist kein weißer Fleck auf der Karte. In der Hausnummer 8 befindet sich seit vielen Jahren das Clubhaus der Leipziger Hells Angels.

Doch im erotischen „Pandora“-Club und in der benachbarten „Angels“-Tabledance-Bar werden nicht nur rotlichtige Nächte verbracht: Am 14. September 2015 hatten sich rund 150 Neonazis, Hooligans und Legida-Anhänger in der Dessauer Straße getroffen, um von dort zum damaligen Legida-Startpunkt zu ziehen. Das wurde auf der antifaschistischen Seite „inventati“ berichtet.

Auffällig hierbei: Auch in der Dessauer Straße hat sich das „Sin City“ nicht unter der gleichen Adresse wie das Hells-Angels-Clubhaus verzeichnen lassen. Während das Kampfsport-Gym in der 8a seine Trainings abhält, findet man den „Nachtclub“ in der 8. Das Liegenschaftskataster offenbart jedoch: Auch hier gehören beide Gebäude zu einem Flurstück und Eigentümer. Um die Dessauer Straße und auch das „Sin City Boxgym“ scheint sich erneut ein Kreis aus Rechtsextremen und Rotlicht zu schließen.

„Auch nach dem Umzug wohnt das „Sin City Boxgym“ zwischen Rotlicht und Rechtsextremismus“ erschien erstmals am 26. August 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ).