Foto vor Hitlerbier: Staatsschutz ermittelt gegen Bürgermeister-Kandidaten für Oelsnitz/E.

Der Führer in Pose, ein Hakenkreuz mit „Sieg Heil“: Wegen fragwürdiger Party-Bilder hat Frank Czyba, Vize-Fraktionschef der Freien Wähler im Stadtrat und Bewerber für den Posten des Rathauschefs, ein Problem. Was sagt er selbst dazu?

Frank Czyba möchte neuer Rathauschef von Oelsnitz werden. Doch bevor die dafür nötige Wahl stattfindet, hat der Kommunalpolitiker ein dickes Problem: Fotos von 2016 und 2018 zeigen ihn in Partylaune vor einer Bar posieren – hinter ihm stehen in den Regalen aber nicht nur Whisky oder Likör, sondern teils verbotene Nazi-Devotionalien: Bierflaschen, etikettiert mit Adolf Hitler. Auf einem anderen Flaschenetikett prangt ein Hakenkreuz und der Nazi-Gruß „Sieg Heil“.

Bis vor kurzem waren diese Fotos noch bei Czyba auf dessen Facebookseite zu sehen. Jetzt sind sie weg. Dafür reagierte Czyba am gestrigen Mittwoch umgehend. Auszug aus einer Stellungnahme: „Ich muss zu diesen unglücklichen Bildern stehen. Es ist verständlich, dass Assoziationen entstehen können, auch wenn sie keinerlei Grundlage entsprechen.“ Gegenüber „Freie Presse“ sagte er zuvor: „Um es ganz klar zu sagen: Ich habe mit gewissen Gesinnungen – ob nun rechts oder links – nichts am Hut. Gar nichts. Das weiß auch jeder in Oelsnitz, der mich kennt. Und mich kennen viele.“

Czyba erklärt die Fotos folgendermaßen: Diese würden aus einem Partyraum in Oelsnitz stammen, von einer Geburtstagsfeier, organisiert von einem Kumpel seines Kumpels. „Ich habe nicht darauf geachtet, was da in der Bar steht. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen mir und den hinter mir stehenden Dingen.“ Erst kürzlich habe ihn jemand darauf aufmerksam gemacht, da habe er sich die alten Bilder noch mal genau angeschaut – und sofort reagiert.

Er sei ein toleranter, weltoffener Mensch, habe unter anderen durch den Motorsport seines Sohnes Freunde und Kontakte in der ganze Welt, so der OB-Kandidat weiter. Zudem könne er es sich gar nicht leisten, braunes Gedankengut zu haben oder zu verbreiten. „Ich wäre ja dumm, so was mit Absicht zu machen. Ich habe eine Tankstelle, ich habe Freunde in Spanien und Portugal, ich sitze seit 1999 im Oelsnitzer Stadtrat für die Freien Wähler.“

Der Chef der Freien Wähler Oelsnitz – und Beigeordneter im Rathaus -, Jens Barnickel, war gestern aus dienstlichen Gründen für „Freie Presse“ nicht erreichbar. Derweil hat sich die Polizeidirektion in Chemnitz eingeschaltet. Ihr sei der Sachverhalt noch gar nicht bekannt gewesen, so Behördensprecher Marcus Gerschler. „Das Dezernat Staatsschutz der Kriminalpolizeiinspektion Chemnitz hat daher nun von Amts wegen Ermittlungen wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gegen den Inhaber des betreffenden Social-Media-Profils aufgenommen“, so der Sprecher.

Czyba indes bestätigte auf Anfrage auch unumwunden, dass er bei einer Veranstaltung der im Februar 2021 gegründeten „Freien Sachsen“ dabei gewesen ist – die Kleinstpartei wurde im Juni 2021 vom Landesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft. „Ich habe mir das aber aus der Distanz angesehen. Wissen Sie, ich bin ein Gegner dieser Leute. Aber ich finde, man muss sich diese auch vor Ort anschauen. Denn man kann einen Gegner nur bekämpfen, wenn man ihn auch kennt.“ Und Czyba betont: Er werde an seiner Kandidatur festhalten.