Bautzener Stadtrat wird Finanzbeauftragter der neuen AfD-Jugendorganisation

Der 24-jährige Lennard Scharpe wurde bei der Gründungsversammlung der neuen Parteijugend in Gießen mit großer Mehrheit gewählt – und will die Zusammenarbeit mit radikalen Vordenkern der AfD stärken.

Der Bautzener Stadtrat Lennard Scharpe (AfD) wurde am Wochenende zum Finanzbeauftragten der neu gegründeten Parteijugend „Generation Deutschland“ gewählt.

Bei der Gründungsversammlung in Gießen erhielt der 24-Jährige 92 Prozent der Stimmen.
Er war Vorsitzender der Jungen Alternative in Sachsen, bis diese im März dieses Jahres aufgelöst wurde. Ein Zweck der Neugründung war laut Scharpe, die Jugendorganisation stärker an die Partei zu binden und so einem Verbot zuvorzukommen. „Es war kein Ziel der Auflösung, uns inhaltlich zu mäßigen“, sagt er dieser Zeitung.

Rolle der „Generation Deutschland“ sieht Scharpe „auf der Straße“

Während vor der Gießener Messehalle Zehntausende gegen die Neugründung demonstrierten, erklärte Scharpe in seiner Bewerbungsrede, worin er die Rolle der „Generation Deutschland“ sehe: Die Organisation müsse „auf der Straße“ deutlich machen, dass es „eine laute deutsche Jugend“ gebe.

„Wir haben als Parteijugend natürlich auch die Aufgabe, dazu beizutragen, dass die Ideen des Vorfelds zusammengetragen werden und sich tatsächlich in staatlichem Handeln ausdrücken.“

Zum „Vorfeld“ der AfD, mit dem Scharpe stärker zusammenarbeiten will, zählen sowohl aktivistische Organisationen wie die „Identitäre Bewegung“ (IB) als auch ihr nahestehende rechtsextreme Vordenker wie der Autor Benedikt Kaiser.

Die Positionen der IB sind teils so radikal, dass sich die AfD von ihr mit einem Unvereinbarkeitsbeschluss abgrenzt. Sie unterteilt Menschen nach „ethnokulturellen Identitäten“, kämpft also dagegen, dass Kulturen sich mischen.

Vernetzungstreffen in Tschechien

Scharpe drängt auf Anfrage auf eine engere Zusammenarbeit: „Ich finde die Arbeit der IB wertvoll“, sagt er. Wer dort Mitglied sei, solle der AfD nicht beitreten. Das verbiete der Unvereinbarkeitsbeschluss. „Aber es muss einen regelmäßigen Austausch geben, und die Partei sollte auch Ideen der Identitären Bewegung übernehmen.“

Scharpe selbst spricht sich allerdings gegen eine unterschiedliche Behandlung von in Deutschland und im Ausland geborenen Staatsbürgern aus. „Die Leistungen kürzen sollten wir Ausländern, die noch nie in das Sozialsystem eingezahlt haben.“

Scharpe nahm laut eigener Aussage an mehreren „Sommerakademien“ des vom Verfassungsschutz beobachteten und mittlerweile aufgelösten „Instituts für Staatspolitik“ in Schnellroda teil. Von dort kennt er auch den identitären Autor Benedikt Kaiser, einen „Impulsgeber“ der Partei, mit dem er „regelmäßig über politische Fragen“ spreche.

Kaiser stemmt sich gegen eine Mäßigung der AfD, die eine „Alternative zum falschen Ganzen“ darstellen müsse. Einmal rief er als „Fernziel“ ein „anderes Deutschland“ aus.

Mit Kaiser reiste Scharpe im September 2024 nach Prag, um sich mit jungen Mitgliedern rechtspopulistischer bis rechtsextremer Parteien aus Tschechien, Polen, Ungarn und der Schweiz zu vernetzen.

Auch in Zukunft wolle er weiter internationale Kontakte pflegen, sagte Scharpe in seiner Bewerbungsrede, um „deutsche Interessen“ in einem „Europa der Vaterländer“ durchzusetzen.