Neonazis prügelten auf Linke ein – jetzt stehen die Täter vor Gericht

Görlitz – Am 20. Dezember 2024 ging ein Neonazi-Mob in Görlitz auf junge Linke los, schlug unter anderem zwei Frauen krankenhausreif. Mit dem ehemaligen Dresdner „Elblandrevolte“-Chef Finley P. (19) und den Neonazis Timmy S. (21) und Julian N. (17) landeten am Montag drei der mutmaßlichen Schläger vor dem Görlitzer Amtsgericht. Alle geben Gewalt zu, doch niemand will eine Frau geschlagen haben.

Dass er mittendrin war, kann Finley P. nicht leugnen: „Ich war mit dabei“, sagt er. „Ich habe einer oder zwei männlichen Personen einen Faustschlag ins Gesicht verpasst, habe auch eine zurückbekommen.“ Ob er zweimal dieselbe oder zwei unterschiedliche Personen geschlagen hat, wisse er nicht.

Zumindest auf einem Video ist zu erkennen, wie er einen Mann schlägt, der Mitangeklagte Timmy S. trat dem Attackierten daraufhin – wie er selbst zugibt – im Sprung in den Rücken.

Auch Schläge gibt Timmy S. zu, ebenso dass er Quarzhandschuhe trug, Pyrotechnik dabeihatte und eine am Boden sitzende verletzte Studentin (21) fotografiert zu haben. Angefasst haben will er aber niemanden.

Die Studentin selbst berichtet, er habe ihr auf die Schläfe geschlagen.

Neonazis prügelten auf Linke ein – eine gezielte Falle?

Lediglich Julian S., der mit einem Auto erst später zur Schlägerei hingefahren wurde, gibt zu, Lokalpolitikerin Samara Schrenk (21, Linke) „berührt“ zu haben. Sie habe bei Finley P. gestanden, sei daraufhin gefallen.

Das Opfer selbst schildert es drastischer: Nach einer Pfefferspray-Attacke habe sie erfolglos versucht, in ein Büro ihrer Partei zu kommen, auch das Klingeln an einer Haustür brachte keine Sicherheit: „Dann sind zwei Personen auf mich zugekommen“, sagt sie.

Bei einem sei die Vermummung verrutscht, sie habe Finley P. erkannt. „Dann wurde ich geschubst oder geschlagen. Als ich im Boden lag, wurde ich in Richtung Kopf, Rücken und Beine getreten. Ich dachte, ich sterbe. Meine nächste Erinnerung ist, dass der Krankenwagen und die Polizei kam.“

In der Stadt seien die jungen Linken gewesen, nachdem es einen Hilferuf eines Freundes gegeben hatte, der von Neonazis angepöbelt wurde. Sie gehen davon aus, dass es einige gezielte Falle war. Die Angeklagten weisen das von sich. Der Prozess wird fortgesetzt.

———————————————————————————

MDR 27. Oktober 2025

Nach Überfall auf Linke in Görlitz – Prozess gestartet

Nach einem Angriff von vermummten Neonazis auf eine Gruppe Linker in Görlitz am 20. Dezember 2024 startet nun der Prozess gegen drei Tatverdächtige. Mindestens einer der Beschuldigten gehört zur Neonazi-Gruppierung „Elblandrevolte“.

Am Amtsgericht in Görlitz hat am Montag der Prozess gegen drei Männer begonnen. Laut Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten kurz vor Weihnachten 2024 in der Nähe des Görlitzer Büros der Partei „Die Linke“ eine Gruppe von fünf Menschen angegriffen haben. Drei Personen seien von den Rechtsextremisten verletzt worden.

Den drei Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft gefährliche Körperverletzung vor. Verhandelt wird vor dem Jugendschöffengericht. Zum Tatzeitpunkt galten zwei der Beschuldigten als Heranwachsende, einer ist noch minderjährig. Neben dem Verlesen der Anklageschrift seien am ersten Verhandlungstag auch mehrere Zeugen geladen gewesen, so ein Gerichtssprecher.

Angriff auf Lokalpolitikerinnen

Teil der Gruppe waren auch zwei Kommunalpolitikerinnen der Linken. Eine von ihnen ist Samara Schrenk. Sie ist im Görlitzer Kreisvorstand der Linken und organisiert als Gründerin und Vorsitzende des Bündnisses „Klare Kante“ in Görlitz Demos gegen Rechtsextremismus.

Die Vermummten hätten sofort angegriffen und mit Flaschen geworfen, sagte Samara Schenk damals MDR SACHSEN. Insgesamt seien drei Personen aus ihrer fünfköpfigen Gruppe zusammengeschlagen worden.

Unmittelbar nach der Tat stellte die Polizei zwei Tatverdächtige. Bei ihnen wurden laut Landeskriminalamt Schutzhandschuhe und Pyrotechnik gefunden. Nach dem Überfall hatte es Ende 2024 zahlreiche Durchsuchungen gegeben. Der Staatsanwaltschaft zufolge waren zehn Objekte im Raum Görlitz und Dresden betroffen.
Zusammenhang mit Neonazi-Gruppierung „Elblandrevolte“

Bei einem der Beschuldigten handelt es sich um ein Mitglied der sogenannten Elblandrevolte. Laut dem Kulturbüro Sachsen ist die Elblandrevolte eine Ortsgruppe der Jungen Nationalisten (JN) im Raum Dresden. Die JN ist die Jugendorganisation der rechtsextremen Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD).

Für den Prozess sind insgesamt vier Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil soll am 25. November verkündet werden.