Haare abrasiert, Schläge mit Spaten: Gewalttätige Aufnahmerituale bei Sachsens Polizei

Die Übergriffe bei der Aufnahme neuer Kollegen einer Spezialeinheit der sächsischen Polizei haben Folgen für die Beschuldigten – jetzt wurden Details der Vorwürfe bekannt.
Die Aufklärung verbotener Aufnahmerituale bei der sächsischen Bereitschaftspolizei ist immer noch nicht abgeschlossen. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen acht Beamte sowie die Disziplinarverfahren dauerten an, wie Innenminister Armin Schuster (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage mitteilte.
Im Dezember 2024 hatte die Polizeiführung die Öffentlichkeit über den Verdacht gewalttätiger Handlungen in den eigenen Reihen informiert. Jetzt hat das Ministerium Einzelheiten bekanntgegeben. Danach sollen neue Beamte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit bei einer Einstandsfeier am 12. Juni 2024 in Dresden zum Konsum erheblicher Mengen Alkohols sowie zum Abrasieren der Haare bis auf wenige Millimeter gezwungen worden sein.
Schläge mit Spaten und scharfe Currywurst
Das „Aufnahmeritual“ sah demnach vor, dass die neuen Kollegen sich hinknien mussten. Ihnen sei ein Motorradhelm ohne Sichtschutz aufgesetzt worden, der nach dem Einsprühen mit Desinfektionsmittel angezündet worden sei. Anschließend schlugen Mitglieder der Einheit den Neuen mit dem Ruf „Jetzt gehörst Du zur Familie“ mit einem Spaten auf den Kopf, heißt es in der Darstellung des Ministeriums.
Vier Monate später sollen die Beamten ebenfalls in Dresden gezwungen worden sein, eine extrem scharfe Currywurst zu essen, deren Soße eine gesundheitsschädigende Wirkung haben könnte.
Organisatorische Konsequenzen in der Einheit
Die Leitung der Bereitschaftspolizei äußerte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe bestürzt. Die Beschuldigten wurden umgehend versetzt.
Die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit am Standort Dresden wurde teilweise personell aufgelöst. Es sei beabsichtigt, die Einheit am Standort des Präsidiums der Bereitschaftspolizei in Leipzig zu zentralisieren, teilte Minister Schuster weiter mit.
Die Spezialeinheit kommt zum Beispiel bei gewalttätigen Demonstrationen und Ausschreitungen bei Fußballspielen zum Einsatz, um Straftäter mit speziellen Zugriffstechniken zu ergreifen und ihre Taten gerichtsverwertbar zu dokumentieren, wie es auf der Homepage der Polizei heißt.
Die Bediensteten müssen sich vor ihrer Verwendung psychischen und physischen Leistungstests unterziehen. Nach der Spezialgrundausbildung werde die Leistungsfähigkeit der Einsatzkräfte mit regelmäßigen Fortbildungsmaßnahmen aufrechterhalten.
Der Vorgang in Dresden ist nicht der erste dieser Art. 2022 war bekannt geworden, dass Beamte des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) Leipzig zwei neue Kommando-Angehörige zum Ende ihrer Probezeit mit Farbmunition beschossen haben sollen.
Die Generalstaatsanwaltschaft hat gegen die Beschuldigten Anklage erhoben.