Silvester-Bilanz Zwei Feuerwerks-Tote und Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte: So war die Silvester-Nacht in Sachsen
Der Start ins neue Jahr endet in Sachsen mit tödlichen Feuerwerks-Unglücken und Angriffen auf Polizei und Rettungsdienste. Der illegale Handel mit Feuerwerkskörpern rückt nun wieder in den Fokus.
Leipzig. Die Silvesternacht ist in Sachsen von zwei tödlichen Unfällen mit Feuerwerkskörpern sowie Angriffen auf Polizei und Rettungskräfte überschattet worden. Ein 45-jähriger Mann aus Oschatz östlich von Leipzig starb beim Zünden einer sogenannten Großfeuerwerksbombe der Kategorie F4, wie die Polizei mitteilte. Diese Art von Feuerwerk darf in Deutschland nur mit behördlicher Genehmigung erworben werden. Der Mann erlitt bei der Explosion schwere Kopfverletzungen und starb im Krankenhaus.
In Hartha bei Döbeln starb ein 50-Jähriger beim Hantieren mit erlaubnispflichtiger Pyrotechnik. Laut Polizei wurde der Mann am frühen Dienstagabend von einem Angehörigen auf einem Feld im Ortsteil Seifersdorf gefunden.
Kritik am Umgang mit illegalem Feuerwerk
Der Bundesverband für Pyrotechnik machte unter anderem die Politik für solche Vorfälle verantwortlich. „Diese Silvesternacht ist ein politischer Skandal. Was wir erlebt haben, ist das traurige Ergebnis des mangelnden Engagements der Politik gegen den illegalen Handel mit gefährlichen Explosivstoffen“, sagte Ingo Schubert, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes.
Aus mehreren Bundesländern sei zu hören, dass Landeskriminalämter nicht über ausreichende Ressourcen verfügten, um den illegalen Handel effektiv zu bekämpfen.
Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte
In Dresden gab es Angriffe auf Rettungskräfte. Am Theaterplatz wurden Mitarbeiter des Rettungsdienstes während eines Einsatzes mit Feuerwerkskörpern beschossen und bedroht. Eine größere Gruppe trat gegen den Rettungswagen, sodass die Patientin im Wagen erst nach Einschreiten der Polizei versorgt werden konnte. Verletzt wurde dabei niemand.
Insgesamt registrierte die Polizei in Dresden 26 Körperverletzungsdelikte, 22 Sachbeschädigungen und 33 Branddelikte.
In Freital führte ein zunächst ungeklärter Wohnungsbrand zu Rauchgasvergiftungen bei sieben Menschen im Alter von 7 bis 66 Jahren.
In Glashütte griff den Angaben zufolge zudem ein betrunkener 19-Jähriger zwei Polizistinnen an und verletzte sie leicht.
Leipzig: Spontandemo und Barrikaden
In Leipzig musste die Polizei auch in diesem Jahr wieder zu vielen Einsätzen ausrücken. Wie die Polizeidirektion mitteilte, wurden in einer ersten Bilanz 31 Straftaten registriert. Unter anderem haben Container gebrannt und es wurden Barrikaden gebaut. Bei vielen der Straftaten handle es sich um gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz. Zudem seien mehrere Polizeibeamte mit Pyrotechnik angegriffen worden – eine Beamtin wurde dabei leicht verletzt.
Angriffe mit Pyrotechnik auf Einsatzkräfte gab es auch in der Georg-Schwarz-Straße, am Brühl (Stadtzentrum) und an der Arno-Nitzsche-Straße, wo die Beamten aus einer Gruppe von etwa 30 bis 40 Personen mit Pyrotechnik beworfen wurden. Die Polizei hat zwei Tatverdächtige ermittelt.
Zuvor hatten nach Mitternacht Unbekannte auf der Wolfgang-Heinze-Straße Barrikaden aus Baustellenabsperrungen sowie anderen Gegenständen errichtet. Die Polizei beobachtete das Geschehen mit einem Hubschrauber. Es kam es zu einer spontanen Demonstration mit etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich später auflöste.
Am frühen Mittwochmorgen wurde laut Polizei am Connewitzer Kreuz ein Feuer entzündet, um das sich etwa 60 Personen versammelten. Die Einsatzkräfte löschten mit einem Wasserwerfer, wurden jedoch mit Feuerwerk und Flaschen angegriffen. Später entspannte sich die Lage.
Wie im vorigen Jahr fand eine Versammlung vor der Justizvollzugsanstalt Leipzig zum Thema „Kampf der Klassenjustiz“ statt. Die störungsfreie Demo besuchten rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Weiterhin versammelten sich zum Thema „Gegen Femizide, Rechtliche Bestimmungen verschärfen“ circa 30 Personen auf dem kleinen Wilhelm-Leuschner-Platz. Auch diese Versammlung verlief laut Polizei friedlich.
Jugendliche schießen mit Böllern auf sich und Autos
Müll- und Containerbrände erfasste die Polizei im Bereich von Eisenbahnstraße, Konradstraße und Hildegardstraße im Leipziger Osten, Verletzte gab es nicht. Auch in anderen Stadtteilen hätten einzelne Mülltonnen gebrannt, hieß es. Größere Gruppen von Jugendlichen bewarfen sich in Leipzig gegenseitig mit Böllern und Raketen. Etwa 100 bis 150 junge Menschen versammelten sich am Abend auf der Eisenbahnstraße in Volkmarsdorf, um sich gegenseitig mit Pyrotechnik zu beschießen. Auch Autos und Straßenbahnen waren Ziele der Attacken.
Die Polizei war den Angaben zufolge mit Streifen und Einsatzfahrzeugen vor allem in der Innenstadt sowie den östlichen und südlichen Stadtteilen und im Landkreis Leipzig verstärkt unterwegs, um vor allem Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes zu schützen, wie es hieß.
Feuerwehr mit hunderten Einsätzen
Insgesamt 642 Notrufe hatte die Leipziger Feuerwehr zwischen Dienstag, 19 Uhr, und Mittwoch, 6 Uhr, für die Messestadt und die umliegenden Landkreise verzeichnet. Einer davon führte die Retter in der Neujahrsnacht gegen 1 Uhr in die Händelstraße (Leipzig-Holzhausen).
Dort brannte es in einer Garage eines Einfamilienhauses. Ein Fahrzeug konnte von seinem Besitzer noch aus der Garage gefahren werden, es wurde am Heck beschädigt. Die Flammen wurden gelöscht, verletzt wurde niemand.
Weitere Vorfälle in Sachsen
In Chemnitz meldete die Polizei 85 Einsätze im Zusammenhang mit der Silvesternacht und nahm 52 Strafanzeigen auf, darunter wegen Sachbeschädigung, Brandstiftung und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz. Die Silvesternacht sei insgesamt relativ ruhig verlaufen, hieß es. Die Zahlen entsprächen etwa denen der Vorjahre.
In Görlitz waren in der Silvesternacht außerdem 89 Feuerwehrleute im Einsatz, nachdem in der Frauenburgstraße ein Dachstuhl in Brand geraten war. Daneben gab es in der Silvesternacht in Görlitz sieben weitere Feuerwehreinsätze, darunter einen Balkonbrand um 0.50 Uhr am Haus Ostring 30 und einen Fehleinsatz um 0.25 Uhr am Brautwiesenplatz.
In Neukirch/Lausitz geriet in der Nacht zudem eine Mülltonne in Brand und drohte, vollständig auf einen angrenzenden Carport überzugreifen. Die Feuerwehr konnte das Feuer jedoch rechtzeitig löschen.
In Zittau wiederum wurde die Feuerwehr in der Silvesternacht zu einem Gebäudebrand gerufen. Dank des schnellen Eingreifens der Einsatzkräfte konnte das Feuer zügig unter Kontrolle gebracht werden. Stunden zuvor mussten Feuerwehrleute zur Schliebenstraße ausrücken. Dort hatte ein Junge einen Baum mit einem Böller in Brand gesteckt.
Auch im Bereich der Polizeidirektion Zwickau blieben die Einsatzzahlen auf dem Niveau der Vorjahre. In den frühen Morgenstunden sprengten noch unbekannte Täter in Auerbach im Vogtlandkreis einen sogenannten Sparkassen-Würfel – einen kleinen Pavillon mit Geldautomat und Kontoauszugsdrucker. Wie die Polizei mitteilte, wurde bei der Explosion niemand verletzt. Der Schaden belief sich nach ersten Schätzungen auf einen hohen sechsstelligen Betrag.
Ob die Täter für die Sprengung des sogenannten Sparkassen-Würfels illegale Pyrotechnik verwendet haben, war zunächst unklar. Durch die Detonation wurde auch ein in der Nähe geparktes Auto beschädigt, der Schaden am Fahrzeug wurde mit etwa 10.000 Euro beziffert.
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01.01.2025, 03:51 Uhr — 2. Korrektur (aktuell)
Einsatz der Polizeidirektion Leipzig anlässlich des Jahreswechsels 2024/2025
Erstellerin: Berit Wünscher
Einsatz der Polizeidirektion Leipzig anlässlich des Jahreswechsels 2024/2025
Die Polizeidirektion Leipzig begann den Einsatz zum Jahreswechsel 2024/2025 um 20:00 Uhr mit der Unterstützung der Sächsischen Bereitschaftspolizei, der Landespolizei Sachsen-Anhalt, dem Polizeiverwaltungsamt sowie verschiedener Einsatztechnik.
Wie jedes Jahr zählt die Silvesternacht zu den einsatzintensivsten Nächten für die Leipziger Polizei. Der Jahreswechsel bringt eine hohe Anzahl an feiernden Menschen im öffentlichen Raum mit sich, wobei der Konsum von Alkohol und anderen berauschenden Substanzen häufig zu Grenzüberschreitungen führt. Der Schwerpunkt des Einsatzes lag auf der Verhinderung von unsachgemäßem Umgang mit Pyrotechnik, Körperverletzungen sowie Sachbeschädigungen. Um dem entgegenzuwirken, wurden zusätzliche Streifen und Einsatzeinheiten in den Leipziger Innenstadtbereich sowie in die östlichen und südlichen Stadtteile und in den Landkreis Leipzig entsandt. Aufgrund der Ereignisse in den vergangenen Jahren wurde der Fokus verstärkt auf den Schutz von Einsatzkräften der Feuerwehr und des Rettungsdienstes gelegt. Dies erfolgte in enger Abstimmung mit der Branddirektion Leipzig.
Im weiteren Verlauf sind Geschehnisse der Nacht dargestellt, welche die Leipziger Polizei auf Grund des Jahreswechsels zu verzeichnen hatte. Zusätzlich wird am 1. Januar 2025 eine Medieninformation veröffentlicht, die Ereignisse der letzten 24 Stunden, die durch die Reviere und durch die Kriminalpolizeiinspektion bewältigt wurden, beinhaltet.
Wie im vorigen Jahr fand eine Versammlung vor der Justizvollzugsanstalt Leipzig zum Thema »Kampf der Klassenjustiz« statt. Die störungsfreie Versammlung in der Zeit von 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr besuchten circa 60 Teilnehmer. Weiterhin versammelten sich zum Thema »Gegen Femizide, Rechtliche Bestimmungen verschärfen« circa 30 Personen auf dem kleinen Wilhelm-Leuschner-Platz. Auch diese Versammlung verlief friedlich und wurde durch die Polizei abgesichert.
Der Abend begann zunächst wie ein typischer Silvesterabend und verlief weitgehend ruhig. Gegen 19:40 Uhr wurde aus einer Gruppierung von circa 9 Jugendlichen heraus eine sogenannte »Kugelbombe« auf dem Markt in Borna gezündet. Durch die Detonation wurden keine Personen verletzt und nichts beschädigt. Die eingesetzten Polizeikräfte konnten zwei Tatverdächtige (19 | 21) bekannt machen und hat die Ermittlungen wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz aufgenommen.
In den Bereichen Eisenbahnstraße, Konradstraße und Hildegardstraße kam es vermehrt zu Müll- bzw. Containerbränden, die durch die Feuerwehren der Stadt Leipzig gelöscht werden konnten. Personen kamen dabei nicht zu Schaden. Auch in anderen Stadtteilen von Leipzig waren vereinzelt Brände von Mülltonnen festzustellen.
Ebenfalls waren mehrere Angriffe durch Pyrotechnik auf Einsatzbeamte zu verzeichnen. In der Hildegardstraße wurde eine Polizeibeamtin verletzt, blieb aber weiterhin dienstfähig. Auf der Georg-Schwarz-Straße warfen circa 5 bis 6 Personen mehrere Feuerwerkskörper in Richtung der Einsatzkräfte und verfehlten diese. Im Bereich Zentrum am Brühl sind ebenfalls Kräfte der Polizei mit Pyrotechnik aus einer Gruppe heraus angegriffen wurden. Die Polizei hat die Ermittlungen wegen Landfriedensbruch in Verbindung mit versuchter gefährlicher Körperverletzung gegen Unbekannt aufgenommen.
In der Ortslage Oschatz in der Windmühlenweg kam es gegen 22:15 Uhr zu einem tragischen Unglück, wobei ein 45-Jähriger beim Zünden einer Großfeuerwerksbombe der Klasse F4 Kopfverletzungen erlitt und anschließend in einem Krankenhaus auf Grund der Verletzungen verstarb.
Gegen 00:25 Uhr bauten mehrere Personen auf der Wolfgang-Heinze-Straße Barrikaden aus Baustellenabsperrungen sowie anderen Gegenständen. Die Einsatzleitung setzte daraufhin zur Dokumentation den Hubschrauber im Luftraum ein. Kurze Zeit später kam es gegen 00:45 Uhr zu einer Spontandemo mit circa 300 Personen, die sich auf der Bornaischen Straße bewegten. Diese löste sich gegen 01:10 Uhr selbstständig auf. Weiterhin kam es im Bereich der Arno-Nitzsche-Straße zu Bewürfen mittels Pyrotechnik auf Einsatzkräfte aus einer Gruppierung von circa 30 bis 40 Personen heraus. Zwei Tatverdächtige konnten vor Ort gestellt werden. Die Polizei hat die Ermittlungen wegen Landfriedensbruch aufgenommen. Gegen 02:15 Uhr wurde am Connewitzer Kreuz ein Feuer entzündet im Umkreis dessen sammelten sich circa 60 Personen. Die Einsatzleitung entschied gegen 2:30 Uhr den Brand am Kreuz durch Wasserwerfer löschen zu lassen. Die anwesenden Personen vor Ort wurden mittels Lautsprecherdurchsagen darüber informiert. Gegen 03:05 Uhr begannen die Reinigungsarbeiten durch die Stadtreinigung, die durch Einsatzkräfte abgesichert wurde. Nach der Löschung des Feuers entspannte sich die Situation auf dem Kreuz, so dass gegen 3:00 Uhr erste Kräftereduzierungen stattfanden.
Bei dem Einsatz des Jahreswechsels registrierte die Polizeidirektion Leipzig bis dato 31 Straftaten (Aufzählung nicht abschließend), wobei gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz dominierten.
Die Stadt Leipzig war mit mehreren Teams des Ordnungsamtes ebenfalls im Stadtgebiet unterwegs.
Der Einsatz der Polizeidirektion Leipzig dauert weiterhin an.
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LVZ 27.12.2024
Stadt Leipzig sperrt Straßen zu Silvester
Wer in der Silvesternacht mit dem Auto oder dem ÖPNV in den Leipziger Süden möchte, muss sich auf Einschränkungen gefasst machen. Um das Connewitzer Kreuz werden zum Jahreswechsel Zufahrtsstraßen gesperrt.
Die Stadt sperrt in der Silvesternacht einige Straßen im Leipziger Süden. Nach eigenen Angaben möchten das Ordnungsamt, die Polizei und die Branddirektion gemeinsam mit dem Eigenbetrieb Stadtreinigung, den Leipziger Verkehrsbetrieben sowie weiteren Beteiligten so für eine friedliche und ungestörte Silvesternacht sorgen.
Sperrungen am Connewitzer Kreuz
Am 31. Dezember werden deswegen ab 21 Uhr Sperrungen der Zufahrten im Bereich des Connewitzer Kreuzes vorbereitet. Konkret betrifft das die Kochstraße ab Kreuzung Richard-Lehmann-Straße bis Kreuzung Scheffelstraße sowie in Richtung Connewitzer Kreuz die Eichendorffstraße und Scheffelstraße ab Kochstraße sowie die Selneckerstraße ab Kreuzung Windscheidstraße.
Außerdem werden ab 22.45 Uhr die Karl-Liebknecht-Straße ab Kreuzung Richard-Lehmann-Straße, die Arno-Nitzsche-Straße ab Kreuzung Bernhard-Göring-Straße, die Bornaische Straße ab Wiedebachplatz und die Wolfgang-Heinze-Straße ab Kreuzung Hermannstraße jeweils in Richtung Connewitzer Kreuz gesperrt. Die Sperrungen sollen in den frühen Morgenstunden des 1. Januars aufgehoben werden.
Einschränkungen in Innenstadt
Auch die Goethestraße wird in Richtung Augustusplatz auf Höhe der Oper sowie des Augustusplatzes aus Richtung Grimmaischer Steinweg bzw. Innenstadtring bleiben am 31. Dezember ab 19 Uhr bis zum 1. Januar 10 Uhr gesperrt. Die Einfahrt in die Tiefgarage Augustusplatz ist in diesem Zeitraum am Georgiring möglich, die Ausfahrt über Goethestraße, Höhe Oper.
Im Zuge dieser Maßnahmen werden in diesem Bereich sowie in der Dimitroffstraße, am Georgiring, dem Grimmaischen Steinweg und der Goethestraße Halteverbote für Fahrzeuge eingerichtet.
Auch die Straßenbahnen sind von den Verkehrseinschränkungen betroffen. Zwischen 22.30 Uhr an Silvester und 4.30 Uhr an Neujahr fahren die Trams nach einem besonderen Fahrplan.