Landtagswahl: Sachsens Frauen und Senioren verhinderten klaren Wahlsieg der AfD

Die Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik zeigen, dass Frauen einen deutlichen Wahlsieg der in Sachsen als rechtsextrem eingestuften AfD verhindert haben. Und die Analyse zeigt noch mehr.

Gut zwei Monate nach der Abstimmung liegt in Sachsen die Repräsentative Statistik zur Landtagswahl 2024 vor. Darin werden die Ergebnisse nach Alter und Geschlechtern differenziert. Demnach hatte die AfD in den meisten sächsischen Altersgruppen die Nase deutlich vorn. Dürften Frauen im Freistaat nicht mit abstimmen, hätte die Partei mit rechtsextremistischen Bestrebungen die Wahl ebenfalls klar für sich entschieden.

Im Gegensatz zu Umfragen, die zum Teil auch gesellschaftliche Gruppen beleuchten, liefern Repräsentative Wahlstatistiken offizielle Ergebnisse zum tatsächlichen Wahlverhalten. Sie sind keine Stichprobenanalyse, sondern die behördliche Auswertung der abgegebenen Stimmen, kombiniert mit Angaben aus den Personenregistern.

In den am Montag für Sachsen veröffentlichten Daten zeigen sich einerseits klar Unterschiede beim Wahlverhalten von Frauen und Männern. Ohne das 1918 in Deutschland eingeführte Frauenwahlrecht hätte die AfD diese sächsische Wahl mit 37 Prozent und einem neun-prozentigen Vorsprung auf die CDU gewonnen. Hätten Männer dagegen nicht wählen dürfen, läge die CDU deutlicher vorn: 35 Prozent der sächsischen Frauen gaben am 1. September der Union ihre Stimme, knapp 25 Prozent votierten dagegen für die AfD.

Bei den anderen Parteien sind die genderspezifischen Unterschiede marginaler: Das BSW konnte bei Frauen etwa zwei Prozent mehr erzielen als bei Männern, auch Linke und SPD werden häufiger von Frauen gewählt. Bei den Grünen ist (auch) die Wählergunst inzwischen Geschlechter-paritätisch. Insgesamt zeigt sich die AfD als einzige der relevanten Parteien mit mehrheitlich männlichen Stimmenanteilen.

Im Vergleich zur Landtagswahl 2019 hat der Anteil der AfD sowohl bei Männern als auch bei Frauen zugenommen, bei Frauen fällt das Plus sogar höher aus. Die CDU hat in der Gunst der Wählerinnen zuletzt ein paar Kommastellen eingebüßt. Auffällig im Vergleich zu 2019 auch: Die Grünen haben ihre damals höheren Zustimmungswerte nun stärker bei Frauen als bei Männern verloren. Andersherum sieht es beim Absturz der Linken aus: Der nur durch zwei Leipziger Direktmandate ins Parlament eingezogenen Partei haben vor allem weniger Männer ihre Stimme gegeben.

AfD gewann in den meisten Altersgruppen mit Abstand – außer bei Senioren

Noch deutlicher als bei den Geschlechtern sind die Unterschiede im Alter. Die Angaben der Behörden weisen sechs Gruppen aus, angefangen bei den Erstwählerinnen und -wählern zwischen 18 und 24 Jahren bis zu Personen, die 70 Jahre oder älter sind. Den knappen Wahlsieg am 1. September verdankt die CDU letztlich vor allem dem deutlichen Plus unter den Ältesten in Sachsen. Dagegen lag die AfD sowohl bei den Erstwählern als auch in den meisten anderen Altersgruppen klar vorn.

Den größten Zuspruch erhielten die Rechtsextremen anteilig bei Menschen zwischen 45 und 59 Jahren (36,4 Prozent). Je jünger, desto geringer fällt zwar der Erfolg aus, bei Erstwählerinnen und -wählern ging trotzdem noch jede vierte Stimme auf das Konto der AfD. Während die CDU vor allem bei Seniorinnen und Senioren punkten kann, haben Grüne bei 25- bis 34-Jährigen die höchsten Werte (13,6 Prozent), Linke und SPD dagegen bei den 25- bis 34-Jährigen. Beim BSW steigt der Anteil der Wählerstimmen mit dem Alter, ab 35 Jahren wird es zweistellig, bei den Ältesten holte die Wagenknecht-Partei dann mit 14 Prozent am meisten.

Die Repräsentative Wahlstatistik gibt Einblick in demografische, aber nicht in regionale Unterschiede. Dazu hatten die Forscher Johannes Kiess und Marius Dilling (Universität Leipzig) in der vergangenen Woche bereits ausführliche Analysen geliefert, die Wahlergebnisse mit sozialen, wirtschaftlichen, infrastrukturellen und historischen Daten verglichen. Demnach schnitt die AfD vor allem im ländlichen Raum, mit schlechterer infrastruktureller Anbindung, höherem Anteil von Kirchenmitgliedern und bei geringerer Verfügbarkeit von schulischen Einrichtungen spürbar besser ab.