Chemnitzer Edeka-Händler distanzieren sich von Anti-AfD-Anzeigen des Konzerns

Mehrere Marktbetreiber fürchten offenbar Ausgrenzung durch Kunden und Nachteile für den Umsatz. Die Reaktionen im Netz auf ihre Statements fallen gemischt aus.

Die Betreiber mehrerer Edeka-Märkte in Chemnitz haben sich von aktuellen Anzeigen der Einzelhandelsgruppe distanziert. In großformatigen Inseraten mit dem Titel „Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht“ hatte die Kette vor den Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg offenkundig gegen die AfD Stellung bezogen.

Blau ist deren Parteifarbe. „Lasst uns also zu den Landtagswahlen im September die Warnhinweise richtig lesen – und für ein verträgliches Miteinander sorgen“, heißt es. „Denn: Wir lieben Vielfalt.“

In Chemnitz, wo die AfD wie in ganz Sachsen bei vorangegangenen Wahlen großen Zuspruch verzeichnete, wird diese Botschaft offenbar zum Geschäftsrisiko für die Betreiber von Edeka-Märkten. Mehrere von ihnen distanzieren sich im Internet ausdrücklich von der Aktion. „Wir haben einzig den Anspruch, Ihnen mit unserer täglichen Arbeit gerecht zu werden“, ist etwa auf der Facebook-Seite von Edeka Rübsam im Flemminggebiet zu lesen. „Von jeglichen politischen Statements und Empfehlungen sehen wir ab.“

„Keine gutes Statement“

Auch die Betreiber des Edeka-Marktes Weber in Chemnitz-Einsiedel gehen auf Abstand. Erstmalig distanziere man sich von einer aktuellen Edeka-Kampagne, so die Geschäftsführung. „Wir beteiligen uns in keinster Weise an der Verbreitung politischer Gesinnung, egal in welche Richtung.“ Und weiter: „An dieser Stelle bitten wir darum, als privater Einzelhändler nicht ausgegrenzt zu werden.“

Die Reaktionen fallen gemischt aus. „Super! Danke für das klare Statement“, schreibt eine Kommentatorin. „Als Lebensmittelhandel verkauft man Lebensmittel und erteilt keine unerbetenen Ratschläge.“ Andere sehen die Äußerungen kritisch. „Sich von einer Kampagne zu distanzieren, welche sich eindeutig gegen Nazis und rechtsextreme Parteien richtet, ist natürlich ein politisches Statement. Allerdings kein gutes“, heißt es. Der Chemnitzer Bundestagsabgeordnete Bernhard Herrmann (Grüne) nennt die Haltung der Edeka-Händler zu der Anzeigenkampagne „ein Statement, was traurig und besorgniserregend ist“.

Bereits Anfang des Jahres war der Chemnitzer Marktbetreiber Simmel unter Druck geraten. Er hatte Werbeprospekte mit dem Aufdruck „Für Demokratie – Gegen Nazis“ versehen. Daraufhin gab es Drohungen gegen Märkte und Mitarbeiter. Simmel zog die Prospekte schließlich zurück.