Stockende Zahlungen bei Gröner-Gruppe – Offene Rechnungen in Plagwitzer Höfen: Firmen bangen um Warmwasser
Im Kultur- und Gewerbegebiet Plagwitzer Höfe bekamen Firmen Hinweise darauf, dass der Leipziger Stadtkonzern L-Gruppe die Versorgung mit Strom, Gas oder Wasser unterbrechen könnte. Grund waren offene Rechnungen ihres Vermieters, der zur Unternehmensgruppe von Christoph Gröner gehört.
Es ruckelte zuletzt bei der Energie- und Wasserversorgung in den Plagwitzer Höfen. Mehrere dort eingemietete Firmen sahen sich mit Hinweisen konfrontiert, die Versorger des Stadtkonzerns L-Gruppe könnten schon bald Lieferungen unterbrechen. In wenigen Fällen soll das in den vergangenen Tagen bereits geschehen sein, erzählten Betroffene vor Ort.
Tatsächlich funktionierte im Fitnessstudio Crunchfit in der Zschocherschen Straße 80 seit Montag das Warmwasser nicht mehr. Das bestätigte Geschäftsführer Gregor Flenz. „Wie dies zusammenhängt, liegt außerhalb unserer Zuständigkeit. Allerdings fühlen wir uns von der CG-Gruppe nicht gut informiert. Die Unterbrechung traf uns unerwartet, es gab hier keine Informationen des Eigentümers.“
Nur kaltes Wasser im Fitnessstudio
„Crunch Fit“ war im November 2014 in einem Gebäude gleich nördlich vom Penny- und Rewe-Markt gestartet. Mit 2000 Quadratmetern gehört es zu den großen Studios in Leipzig. Am Freitag war die Versorgung noch nicht wieder hergestellt. „Auch wenn uns keine Schuld trifft, können wir uns nur bei den Mitgliedern für die erheblichen Unannehmlichkeiten entschuldigen“, betonte Flenz. Immerhin habe der Vermieter nun angekündigt, dass ab kommenden Montag wieder warmes Wasser fließt.
Etwa 220 Firmen mit 2500 Beschäftigten arbeiten in den Plagwitzer Höfen. Dazu gehören auch Clubs wie Täubchenthal und Elipamanoke. Zuletzt zog im vergangenen Jahr eine TV-Produktionsgesellschaft von RTL mit 120 Jobs in die zumeist denkmalgeschützten Industriegebäude ein.
Laut Ulf Graichen, Vorstand der CG Elementum AG, sind zurzeit einige Beträge gegenüber den Stadtwerken offen. „Teils diskutieren wir da auch über die exakten Beträge. Aber damit man mal ein Gefühl dafür bekommt, worum es hier geht. Es sind vielleicht 150 000 Euro offen – von rund einer Million, die wir jedes Jahr überweisen.“
Höhere Energiepreise als Grund
Gewisse Verzögerungen gebe es immer mal wieder. Sie seien auch bei anderen Unternehmen nichts Außergewöhnliches bei so großen Abnahmemengen, meinte Graichen. „Wir als Eigentümer der Plagwitzer Höfe haben das Problem, dass wir die Betriebskosten-Vorauszahlungen von Mietern nicht so schnell anpassen können wie die Energiepreise mitunter steigen.“ Trotzdem hätten die Stadtwerke vor Kurzem erhebliche Beträge fällig gestellt und Lieferunterbrechungen in Aussicht gestellt, falls die Zahlungen nicht bis zu bestimmten Terminen erfolgen.
„Wir sind da schon etwas enttäuscht, dass uns ein kommunales Unternehmen nach 15 Jahren Partnerschaft hier gleich so die Pistole auf die Brust setzt“, sagte Graichen. „Wir vermuten, der Grund dafür waren negative Berichte in überregionalen Medien über die Wirtschaftskraft unserer Gruppe.“ Doch ähnliche Probleme hätten zurzeit die meisten Projektentwickler im Land wegen einer seit zwei Jahren andauernden Branchenkrise am Bau.
Bei der L-Gruppe sagte Sprecher Peter Krutsch indes, vor einer Sperrung würden sowohl der Objekteigentümer als auch die möglicherweise betroffenen Mieter über Aushänge rechtzeitig informiert. „Nur wenn trotz dieser Ankündigung keine Begleichung der offenen Forderung erfolgt, wird auch die Sperrung vollzogen.“ Dabei halte sich der Stadtkonzern an das allgemein übliche Verfahren und die entsprechenden Fristen im deutschen Geschäftsverkehr.
Sperrung stets erst nach Monaten
Zum Mittel einer Sperrungsankündigung werde erst gegriffen, wenn Forderungen mehrere Monate nicht bezahlt werden, so Krutsch. „In Plagwitz haben wir energieseitig leider eine solche Sperrung vornehmen müssen. Anfang dieser Woche mussten wir zudem die Wasserversorgung an einem betroffenen Anschluss in diesem Gebiet vorübergehend einstellen.“ Am Freitag seien jedoch Zahlungen eingegangen. „Deshalb haben wir die Versorgung umgehend wieder aufgenommen.“
Sowohl die Plagwitzer Höfe als auch die CG Elementum AG gehören zum Firmenreich des Bauunternehmers Christoph Gröner. Der 56-Jährige hat seiner Gruppe in dieser Woche eine neue Struktur verpasst. Demnach sind die beiden von ihm geleiteten Dachgesellschaften – die Gröner Group AG und die CG Group GmbH – künftig wieder in Leipzig ansässig. In den letzten Jahren befand sich der Konzernsitz in Berlin.
Gröner hatte unlängst das bekannte Gemälde „Der Anbräuner“ von Neo Rauch als Pfand eingesetzt. Hintergrund dafür war ein Rechtsstreit der Firma CG Construction mit einer Handwerksfirma aus Norddeutschland. Ein Leipziger Gerichtsvollzieher lässt das Bild noch bis zum 13. August im Internet versteigern. Inzwischen traf dafür ein erstes Gebot von 400 000 Euro ein.