Polizeihubschrauber sichern EM in Leipzig: „Unsere Kameras reichen 5000 Meter weit“
Bei der Fußball-EM in Leipzig sind auch Hubschrauber der sächsischen Polizei im Einsatz. Die Crews behalten das Geschehen bei Fanmärschen im Auge. Die Helikopter helfen auch bei anderen Einsätzen.
Dienstag in Leipzig, der letzte EM-Spieltag in der Messestadt. Zum Achtelfinalspiel Österreich gegen die Türkei werden wieder Tausende Fans erwartet. Und während die Fanmärsche durch Leipzigs Straßen ziehen, wird wieder ein lautes Knattern über der Stadt zu hören sein. 1000 Meter über den Köpfen der feiernden Massen wird erneut ein Hubschrauber der Polizei seine Runden drehen.
Drei Beamte sind dann in der Luft und blicken herab, durch das verglaste Cockpit ihrer Maschinen und durch die Hochleistungskameras, die in einer großen kugelförmigen Halterung an der Kufe des Helikopters hängen. Mit den Kameras können die Beamten durch Rauchschwaden von brennender Pyrotechnik sehen oder aus bis zu fünf Kilometern Entfernung kleine Menschengruppen im Auge behalten.
Hubschrauber der Polizei haben Suche nach Valeriia untertstützt
An Bord sind ein Flugtechniker, ein Operator, der die Kameratechnik bedient, und ein Pilot. Einer der Piloten von der Hubschrauberstaffel der Landespolizei Sachsen ist Oliver Götz, 26 Jahre alt, Oberkommissar aus Dresden. „Mit unseren Kameras können wir zwar aus fünf Kilometern Entfernung kein Gesicht oder Kennzeichen mehr erkennen, aber schon einzelne Personen im Blick behalten“, erzählt Götz. So wie der Pilot kommen auch die Helikopter aus Dresden, wo sie am Flughafen stationiert sind. Die Maschinen des Herstellers Airbus sind zum Teil 25 Jahre alt. Drei Stück vom Typ EC135 stehen im Dienst der sächsischen Polizei.
Die Aufgaben gehen dabei weit über die Absicherung und Beobachtung der EM hinaus. „Wir sind zwar oft bei Großveranstaltungen im Einsatz, aber einer unserer Schwerpunkte ist die Suche nach Vermissten“, erklärt der 26-jährige Pilot. Kollegen hätten etwa die Suche nach der vermissten Valeriia aus Döbeln unterstützt. Eigentlich wäre Götz selbst dabei im Einsatz gewesen, aber wegen Krankheit war er ausgefallen.
Neue Helikopter könnten beim Löschen von Feuern helfen
„Dank der Wärmebildkamera können wir etwa die Wärme eines menschlichen Körpers sehen, auch durch Rauch hindurch oder bei Nacht“, erzählt der Polizist. Trotzdem sei die Suche nach Vermissten nicht einfach. „Ein aufgeheizter Stein kann auch ein ähnliches Bild abgeben wie eine kauernde Person.“ Die Erkennung von Wärmequellen kann aber auch anderweitig genutzt werden. „Bei Waldbränden wie zuletzt in der Sächsischen Schweiz können wir Feuer ausfindig machen und der Feuerwehr melden“, berichtet Götz.
Dabei könnte sich der Einsatz bei Naturkatastrophen und Waldbränden demnächst noch intensivieren. Ab Herbst wird die sächsische Polizei nach und nach mit neueren, größeren Hubschraubern des Types H145 ausgestattet. Die leistungsfähigeren Maschinen ersetzen dann die Bestandsflotte. „Mit den neuen Hubschraubern können wir auch Löschwasserbehälter transportieren und dann direkt bei der Brandbekämpfung helfen“, erklärt Götz. Bis es so weit ist, müssen sich allerdings alle Piloten und Crews mit der neuen Ausrüstung vertraut machen und Übungsstunden absolvieren.
Pilot hat schon vorher für die Polizei gearbeitet
Vor seinem Job als Pilot hat Götz bereits einige Jahre bei der Polizei in Dresden gearbeitet. „Ich wollte aber schon immer fliegen“, sagt er. Während seiner Schulzeit hat er Segelflugzeuge gesteuert. „Viele meiner Freunde sind dann zur Polizei und da es viele Hürden gibt, um Pilot zu werden, war das sozusagen auch eine Absicherung, falls das nicht klappt“, sagt der Dresdener. Geklappt hat es aber und seit 2023 fliegt er bei der Hubschrauberstaffel. „Alle Crewmitglieder sind weiterhin Polizisten, wir tragen im Einsatz auch Dienstwaffen.“ Auf Streife geht Götz aber nicht mehr.
Aber wie am Boden ist auch der Einsatz in der Luft nicht risikofrei. Die Technik sei zwar sehr verlässlich, aber das Wetter kann Auswirkungen auf den Flug haben. „Wir dürfen deswegen nur bei ausreichend guter Sicht fliegen, also bei Nebel etwa nicht“, erklärt der 26-Jährige. Regen und Dunkelheit sind hingegen kein Problem. Am Helm trägt der Pilot eine Restlichtverstärkerbrille, die das Sehen in der Dunkelheit ermöglicht. Außerdem hat der Helikopter neben den Kameras auch einen großen Suchscheinwerfer. „Damit können wir gezielt Bereiche erhellen oder Flächen von der Größe eines ganzen Fußballfeldes“, sagt Götz.
Kameras übertragen Bilder live an Einsatzleitung
Eine Gefahr für die Hubschrauberbesatzungen sind Laserpointer. Gelegentlich werden diese verwendet, um Piloten zu blenden. „Ein Kollege ist deswegen schon ein Jahr lang ausgefallen, weil er an der Netzhaut verletzt wurde und deshalb nicht fliegen konnte“, erzählt Götz. Auch Drohnen können zum Hindernis werden, wenn sie unsachgemäß verwendet werden. „Bei der EM gibt es zum Beispiel eine Flugverbotszone für Drohnen in der Stadt. Wenn die Geräte aber den Vorschriften entsprechend eingesetzt werden, kommen sie uns normalerweise nicht in die Quere“, meint Götz, der in seiner Freizeit selbst Drohnen baut und fliegen lässt.
Zu den Aufgaben der Hubschrauberbesatzungen gehört unterdessen nicht nur das Fliegen. Auch Vorbereitungen und Einsatzplanungen gehören zu den Aufgaben. Wo geflogen und worauf die Kamera gerichtet wird, entscheidet dabei nicht die Besatzung, sondern die Einsatzleitung. „Wir stehen über Funk in Kontakt. Das Bild der Kameras wird live zum Boden übertragen“, erzählt der Pilot.
Hubschrauber der Polizei bei EM-Spielen
Der Einsatz bei der EM bringt auch einige Besonderheiten mit sich. „Zum Beispiel ist auch ein Hubschrauber der UEFA in der Luft, der Bilder macht. Mit dem müssen wir uns abstimmen, jeder hat festgelegte Flughöhen“, sagt Götz. Die beiden für die Veranstaltung eingesetzten Polizeihubschrauber werden am Spieltag am Flughafen Leipzig stationiert und können etwa zweieinhalb Stunden in der Luft bleiben, bis sie aufgetankt werden müssen. Die Kosten pro Flugstunde belaufen sich nach Zahlen des sächsischen Innenministeriums auf circa 7500 Euro, Personalkosten noch nicht eingerechnet.
Für das Auftanken hat die Polizei ihren eigenen Tankwagen aus Dresden mit in Leipzig. So soll verhindert werden, dass es zu Wartezeiten am Airport kommt, wenn die anderen Tankwagen beispielsweise von den Frachtmaschinen von DHL benötigt werden.
In 30 Minuten von Leipzig nach Dresden
Bei den bisherigen EM-Spielen war der Einsatz für die Hubschrauberbesatzungen immer ruhig. „Alles lief störungsfrei ohne Vorfälle“, sagt Götz. Während des Spiels selbst werde zudem in der Regel nicht geflogen. „Es geht hauptsächlich um die vielen Menschen, die sind dann ja im Stadion.“ Am Abend geht es für die Maschinen samt Besatzung jedes Mal wieder nach Klotzsche in Dresden. Für den Heimweg benötigen die Helikopter je nach Wind nur 30 Minuten.