30.04.24 Take Back the Night Leipzig
[english version below]
rotzfrech. stinksauer. ungezogen.
Wir wollen leben, atmen, lieben, begehren, Spaß haben, pöbeln, genießen, glücklich sein. Radikal (queer-)feministische Räume bieten die Möglichkeit, Kraft zu schöpfen, unsere Kämpfe weiterzuführen und zu träumen. Sie ebnen uns den Weg in eine Utopie, in der wir nicht mehr für unsere Sicherheit kämpfen müssen.
Doch trotz dieser Räume nehmen wir die (queer-)feministische Szene in Leipzig als zersplittert wahr. Oft fühlen wir uns von und in ihr alleine gelassen. Vor allem wenn wir mehr wollen als nur zu konsumieren.
Wo sind die Momente, in denen wir uns gemeinsam stark fühlen? Momente des Zusammenhalts und der Verbundenheit. Wenn wir patriarchale Gewalt erleben oder mitbekommen, fehlt uns häufig die Energie und der Rückhalt, dagegen anzukämpfen. Die Vereinzelung raubt uns die nötige Kraft. Dem wollen wir etwas entgegensetzen!
Wir denken heute an die ach so ruhige Nacht, wo die Bürgersteige hochgeklappt und die Rollläden heruntergelassen sind. Angeblich ist diese Tageszeit unaufgeregt, heilig und friedlich. Aber viele von uns haben da ganz andere Erfahrungen gemacht. Die Nacht ist für viele eine Zeit, in der wir instinktiv die Straßenseite wechseln, weil wir Angst bekommen. Die einen haben Körper, denen hinterhergepfiffen wird, Andere haben Körper, die für gefährlich gehalten werden. Wenn sich manche von uns auf der Straße küssen, finden Menschen uns eklig. Über einige von uns wird behauptet, wir würden Kinder verführen oder ihnen eine Sexualität aufdrängen. Einige unserer Körper werden kriminalisiert. Wir dürfen nicht frei über unsere Körper verfügen – weder um notwendiges Geld zu verdienen, noch um medizinische Eingriffe vorzunehmen. Es soll keine nicht-binären Körper geben. Einige unserer Körper dürfen nicht als schön gelten. Es gilt als schlecht, einen großen Körper zu haben. Einige unserer Körper können weder nachts, noch tags unterwegs sein – weil sie kein Geld haben für das Taxi, weil sie nicht lange laufen können oder weil es kein Ampelsystem gibt, das für sie funktioniert. Wir dürfen nicht feminin sein, nicht extravagant, nicht laut, nicht in Ruhe nach Hause gehen. Wir sollen uns nicht sicher fühlen. Klar wird, dass wir alle unterschiedliche Erfahrungen machen. Wir sind alle verschieden. Wir haben alle eine eigene Geschichte.
Trotzdem: wir haben etwas gemeinsam. Wir haben die Schnauze gestrichen voll von all dieser Gewalt. Das Patriarchat ist zum kotzen und alle Unterdrückungsformen, die damit verzahnt sind, genauso.
Dieser Abend soll uns wieder Kraft schöpfen lassen und zeigen, dass wir gemeinsam stehen und stark sind. Unsere Trauer verbindet uns, unsere Wut verbündet uns. Der ständige Frust und die Beschissenheit sollen sich diese Nacht in Rauch auflösen. Der Krach unserer Stimmen wird den Frieden der Nacht durchbrechen und uns über den Abend hinaus begleiten. Für all die Kämpfe die noch zu führen sind. Wenn sie sagen wir sind eklig, sind wir eklig. Wenn sie sagen wir sind gefährlich, sind wir gefährlich. Die Nacht soll uns gehören. Take Back the Night – Take Back the Streets!
Die Verantsaltung und Demonstration soll offen für Menschen aller Geschlechter sein. Wir alle erleben patriarchale Unterdrückung in verschiedensten Formen, doch die Ursache ist die gleiche. Um unsere Utopie zu erreichen, rufen wir dazu auf, sich zu verbünden. Betroffenheiten sind von außen nicht immer sichtbar. Wir möchten verhindern, dass Menschen aufgrund einer Außenperspektive eingeordnet und ausgeschlossen werden.
Mehr Infos zu möglichen Barrieren und der Demoroute folgen bald.
Wir werden eine Möglichkeit einrichten, uns Feedback zukommen zu lassen.
Zur Kundgebung
Wir wollen um 18:30 Uhr mit einer Kundgebung starten. Sie findet am Jahrtausendfeld an der Karl-Heine-Straße statt. Auf der Kundgebung wird es Redebeiträge, ein bisschen Musik und wenn möglich auch etwas zu essen geben. Die Redebeiträge werden ausgedruckt auf Deutsch und Englisch ausliegen. Wir wollen uns hier versammeln, einander zuhören und für uns sichtbar sein. Ein Awareness-Team soll auch bereit stehen und bei Bedarf ansprechbar sein.
Zur Demonstration
Ab 20:00 Uhr wollen wir uns bereit machen, um als Demo gemeinsam in den Sonnenuntergang zu laufen. Die Demonstration ist angemeldet. Es wird keinen Lautsprecherwagen geben, da wir unseren Stimmen den vollen Raum lassen wollen. Wir wollen laut und wütend sein und uns die Nacht und die Straße nehmen. Unsere Wut soll kreativ Ausdruck finden. Wir wollen zügig und dynamisch laufen. Es wird eine Person geben, die die Demo fotografisch festhält. Außerdem werden wir von Demosanitäter:innen begleitet. Nichts und Niemand soll uns an diesem Abend einschüchtern. Die Route kann in ca. 1 Stunde gelaufen werden. Möglicherweise brauchen wir jedoch länger. Wir wünschen uns, dass Fahrräder nicht Teil der Demo werden.
Wenn Menschen entlang der Route wohnen, freuen wir uns über solidarische Momente und empowernde Botschaften.
Wir sind alle auf unterschiedliche Arten und Weisen von patriarchaler Gewalt betroffen. Gleichzeitig haben wir auch alle gelernt sie auszuüben und reproduzieren sie ständig. Wenn Menschen aufgrund ausgeübter Gewalt konfrontiert wurden und sich einer Aufarbeitung verwehren oder wenn ihnen von Betroffenen gesagt wird, dass das hier nicht ihr Raum ist: Dann erwarten wir, dass diese Personen zu Hause bleiben.
Bitte bringt keine Fahnen von Parteien, Gruppen oder Nationalstaaten mit.
sassy. rude. and fucking pissed.
We need to live, breathe, love, desire, have fun, riot, enjoy, be happy. Radical (queer) feminist spaces offer an opportunity to draw strength, to continue our struggles and to dream. They pave the way to a utopia in which we no longer have to fight for our safety.
But despite these spaces, we perceive the (queer) feminist scene in Leipzig as fragmented. We often feel left alone by and within it. Especially when we want more than just to consume.
Where are the moments when we feel strong together? Moments of community and solidarity.
When we experience or witness patriarchal violence, we often lack the energy and support to fight against it. Isolation robs us of the strength we need. Let’s fight for our strength and against this exhausting lonelieness.
We want to kiss the quiet night goodbye, together with it’s illusion of rest, calmness and safety.
We don’t experience rest, calmness and safety.
We have to walk the other way, stay where street lamps will hopefully protect us and be lucky to arrive safely.
Some have bodies that are being catcalled, others have bodies that are considered dangerous. When some of us kiss in public, people find us disgusting. Some of us are accused of seducing children or forcing sexuality upon them. Some of our bodies are criminalized. We are not allowed to freely dispose of our bodies – neither to earn necessary money nor to seek medical care. There should be no non-binary bodies. Some of our bodies should not be considered beautiful. It is frowned upon to have a large body. Some of our bodies can’t be out at night or during the day – because they don’t have money for cabs, because they can’t walk long distances or because there isn’t a traffic light system that works for them. We’re not allowed to be feminine, not allowed to be flamboyant, not allowed to be loud, not allowed to go home in peace.
We are not allowed to feel safe!
It becomes clear that we all have different experiences. We all have our own story.
Nevertheless, we have something in common. We are fed up with all this violence. Patriarchy sucks and so do all other forms of oppression that are linked to it.
This night should allow us to regain our strength and show that we stand together and are strong. Our grief unites us, our anger gives us the strength to fight back and to make this crappiness go up in smoke. The noise of our voices will break the silent night and accompany us beyond the evening. For all the battles we’ll have to fight. When they say we are disgusting, we are disgusting. When they say we are dangerous, we are dangerous. The night shall be ours. Take Back the Night – Take Back the Streets!
The rally and demonstration are open to people of all genders. We all experience patriarchal oppression in various forms, but the cause is the same. In order to achieve our utopia, we call on people to join forces. Affected people are not always recognizable from the outside. We want to prevent people from being categorized and excluded based on an external perspective.
More information on barriers as well as the demo route will follow soon.
We will set up a way to send us feedback.
About the rally
We want to start with a rally at 18:30. It will take place at the Jahrtausendfeld on Karl-Heine-Straße. We’ll hear speeches, some music and, if possible, there will be something to eat. The speeches will be printed out in German and English. We want to gather here, listen to each other and be visible. An awareness team will also be on hand and available if needed.
About the demonstration
From 20:00 we want to get ready to walk into the sunset together as a demonstration. The demonstration is registered. There will be no speaker van as we want to let our voices be all anyone hears. We want to be loud and angry and take the night and the streets. We want to walk briskly and dynamically. There will be a photographer. We will also be accompanied by paramedics. Nothing and nobody should intimidate us on this evening. The route can be walked in about 1 hour. However, we may need longer. Please make sure that bicycles are not part of the demonstration.
To the people living along the route: we’re looking forward to moments of solidarity and empowering messages.
We are all affected by patriarchal violence in different ways. At the same time, we have all learned to practice it and are constantly reproducing it. If people have been confronted with accusations and refuse to participate in a process of Community Accountability, or if they are told by those affected that this is not their space, we expect them to stay at home.
Please do not bring any flags from parties, groups or national states.