„Abstrakte Gefährdungslage“: So wappnen sich Polizei und Feuerwehr für Leipziger Silvesternacht
Bei der Planung des Einsatzes für die Silvesternacht in Leipzig spielt auch der Nahostkonflikt eine Rolle. Konkrete Gefahren sind der Polizei aber bisher nicht bekannt. Zudem hat man den Schutz von Einsatzkräften der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im Fokus.
Für die Leipziger Polizei ist es eine der einsatzintensivsten Nächte des Jahres: In die Silvesternacht erhalten die Beamten in der Messestadt Unterstützung der Landespolizei Thüringen, der sächsischen Bereitschaftspolizei und der Bundespolizei. Das Polizeiverwaltungsamt soll für den Großeinsatz diverse Technik bereitstellen.
„Wir rechnen mit einem hohen Aufkommen an feiernden Personen in der Öffentlichkeit“, erklärte Polizeisprecher Olaf Hoppe auf LVZ-Anfrage. „Im Zusammenhang mit dem Genuss von Alkohol und anderer berauschender Mittel nehmen dann nach unseren Erfahrungen mit zunehmender Stunde Grenzüberschreitungen zu.“ Deutlich mehr Notrufe bis in die Morgenstunden des neuen Jahres seien die Folge. Für die Polizei steht nach den massiven Ausschreitungen vor einem Jahr in anderen Bundesländern auch der verstärkte Schutz von Einsatzkräften der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im Fokus.
Angriffe auf Einsatzkräfte: In Leipzig noch keine Eskalation
„Wir hoffen, dass uns ähnliche Entwicklungen, wie anlässlich des vergangenen Jahreswechsels in Berlin erspart bleiben“, so Axel Schuh, der Leiter der Branddirektion Leipzig. „In Leipzig gab es in den vergangenen Jahren derart ausgeprägte Eskalationen mit Angriffen auf Feuerwehr und Rettungskräfte nicht und wir gehen davon aus, dass sich das auch dieses Jahr nicht ändert.“ Spezielle Vorkehrungen habe man daher nicht getroffen. Bei unklaren Lagen würde man auf die Unterstützung der Polizei bauen.
Deren Einsatzleitung hält neben einem Polizeihubschrauber auch Wasserwerfer in Bereitschaft, wobei für die Spezialfahrzeuge das Löschen von Bränden in Gefahrenbereichen im Vordergrund stehe, so Hoppe. Um den Silvestereinsatz mit verschiedensten Einsatzlagen zu bewältigen, gibt es bei der Polizeidirektion einen eigenen Führungsstab. Auch der Streifendienst in den einzelnen Revieren wird am Silvestertag verstärkt. Der Einsatz von sächsischen Polizeikräften in Berlin, wo für die Silvesternacht der größte Polizeieinsatz seit Jahrzehnten vorbereitet wird, habe auf die Personalsituation innerhalb der Polizeidirektion Leipzig aber keinen Einfluss, versicherte Hoppe.
Natürlich plant auch Leipzigs Feuerwehr mehr Leute und Technik ein als bei gewöhnlichen Einsätzen. „Traditionell verbringen einige der freiwilligen Ortswehren den Jahreswechsel im Gerätehaus, was ein schnelles Eingreifen im Bedarfsfall gewährleistet“, schilderte Schuh. „Rufbereitschaften spezieller Führungs- und Servicedienste runden die Vorhaltung von Zusatzkräften ab.“ Vor allem kurz nach Mitternacht häuften sich jedes Jahr die Einsätze, wenn unachtsame Menschen sich mit Silvesterraketen und Böllern verletzen, durch Pyrotechnik Brände entstehen oder Rauchschwaden falschen Alarm an Brandmeldern auslösen.
Hotspots: Augustusplatz, Connewitz, Eisenbahnstraße
Einsatzschwerpunkte für die Polizei sind in diesem Jahr traditionelle Hotspots wie der Augustusplatz in der Innenstadt, der Leipziger Osten rund um die Eisenbahnstraße sowie der Süden mit dem Connewitzer Kreuz. Auch in Borna werde man stärker Präsenz zeigen. Dort war es zum vorigen Jahreswechsel zu massiven Ausschreitungen gekommen.
Silvesterkrawalle befürchtet das Bundesinnenministerium auch im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt und propalästinensischen Demonstrationen. Diese weltpolitische Situation habe man „bei der Einschätzung der polizeilichen Lage mit einbezogen“, so Hoppe. „In unserem Zuständigkeitsbereich sind bis dato aber keine konkreten Gefahren bekannt, die abstrakte besondere Gefährdungslage bleibt aber bestehen.“ Die Einrichtung spezieller Kontrollbereiche, wie man dies in der Vergangenheit in manchen Jahren getan hatte, sei indes nicht geplant.
28.12.2023
Feuerwerk und Böller: Stadt sperrt Connewitzer Kreuz zur Silvesternacht
An keiner anderen Nacht im Jahr verletzten sich so viele Menschen in Deutschland wie zu Silvester. Die Stadt appelliert deswegen an die Vernunft der Leipziger – und ergreift präventive Maßnahmen.
Die Silvesternacht steht vor der Tür. Um bestmöglich auf die bevorstehenden Feuerwerke vorbereitet zu sein, hat die Stadt nun die Bürger aufgerufen, rücksichts- und verantwortungsvoll mit Raketen und Böllern umzugehen und besondere Verkehrsregelungen angekündigt.
Diese betreffen den Süden der Messestadt. In Connewitz sind Böller, Feuer und Knaller das ganze Jahr über beliebt und keine Seltenheit. Zu Silvester könnte der Stadtteil jedoch zur Hochburg werden. Als Präventivmaßnahme ändert die Stadt am 31. Dezember ab 21 Uhr daher die Verkehrsführung rund um das Connewitzer Kreuz. Die Kochstraße, Selneckerstraße, Scheffelstraße, Wolfgang-Heinze-Straße, Bornaische Straße und die Karl-Liebknecht-Straße werden als Zufahrtsstraßen bis in die frühen Morgenstunden gesperrt.
Halteverbote für Ersatzhaltestellen der LVB
Außerdem erlässt die Stadt Halteverbote, damit etwa Ersatzhaltestellen für die LVB eingerichtet werden können. Denn: Auch die Straßenbahnen sind von den Verkehrseinschränkungen betroffen. Zwischen 22.30 Uhr an Silvester und 4.30 Uhr an Neujahr fahren die Trams nach einem besonderen Fahrplan.
Die Maßnahmen erfolgen zur „Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“, heißt es aus dem Rathaus. In diesem Zusammenhang warnt das Dezernat für Umwelt, Klima, Ordnung, und Sport vor einem unachtsamen Umgang mit Feuerwerk und appelliert an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger. Denn nicht alle in Leipzig freuen sich über die bunten Lichter: Für die meisten Tiere sind Böller verbunden mit viel Stress. Die lauten Knalle würden die tierischen Bewohner der Stadt mehrere Tage lang in einen „Fluchtmodus“ versetzen, heißt es. Zudem bleiben einzelne Bestandteile der Feuerwerke oft als Müll zurück und landen nicht selten im Magen von Tieren.
Vielfaches des Mittelwerts für die Feinstaubkonzentration
Nicht zuletzt sind Böller und Raketen auch für Menschen gefährlich – nicht nur wegen der akuten Explosions– und Verbrennungsgefahr oder dem hohen Risiko für Hörschäden, sondern auch wegen der Feinstaubpartikel, die dabei in die Luft geschleudert werden.
Die Konzentration dieser Teilchen ist, abhängig vom Wetter, an Silvester erfahrungsgemäß überdurchschnittlich hoch: „In den ersten Stunden eines neuen Jahres wurden in Leipzig bereits Feinstaub-Stundenwerte mit mehr als 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft registriert“, teilte die Stadtverwaltung mit. Das entspreche einem Vielfachen des Mittelwerts für die Feinstaubkonzentration in Leipzig, die im Jahr 2021 zwischen 13 und 21 Mikrogramm pro Kubikmeter betrug. Zu den Symptomen zählen unter anderem die Beeinträchtigung der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems, so die Stadt.