Vorbereitung auf Silvester: Leipzig sperrt erneut das Connewitzer Kreuz ab
Von Enrico Glazner 30.12.2022
Leipzig – Die Vorbereitungen auf die Silvesternacht in Leipzig sind in vollem Gange. Klar, dass da das Connewitzer Kreuz nicht vergessen werden darf.
Wie die Stadtverwaltung mitteilte, sollen die Zufahrtsstraßen zum Kreuz zum Jahreswechsel ab 21 Uhr verkehrlich abgesperrt werden. Im Einzelnen betroffen sind davon die Kochstraße, die Selneckerstraße, die Scheffelstraße, die Wolfgang-Heinze-Straße, die Bornaische Straße und die Karl-Liebknecht-Straße.
Der Straßenbahnverkehr werde von 22.30 Uhr bis etwa 3 Uhr nach gesondertem Fahrplan erfolgen, zudem kündigte die Verwaltung bereits die Anordnung von Halteverboten an, etwa um Ersatzhaltestellen einzurichten.
Das Connewitzer Kreuz war in den vergangenen Jahren immer wieder zum Schauplatz von Ausschreitungen in der Silvesternacht geworden. So waren bei Krawallen zum Jahreswechsel 2019/2020 mehrere Polizisten verletzt und anschließend zahlreiche Menschen verhaftet worden.
Während der Corona-Pandemie beruhigte sich die Lage um das Kreuz zunächst. Nun scheinen Leipzigs Behörden erneut vorbereitet sein zu wollen.
Polizeisprecher Chris Graupner hatte gegenüber TAG24 bereits erklärt, dass die Polizei in diesem Jahr eine besonders einsatzintensive Silvesternacht erwartet. „Wir haben uns dementsprechend kräftemäßig aufgestellt.“
Von Eric Mittmann 30.12.2022
Böllern und Feiern wieder erlaubt: Wie sich Leipzigs Polizei auf die Silvesternacht vorbereitet
Leipzig – Mehr Kräfte im Streifendienst, Hilfe von Außerhalb und Koordinierung mit dem Ordnungsamt. Bei Leipzigs Polizei laufen bereits intensive Vorbereitungen auf die Silvesternacht. Da hat einen guten Grund, denn der Jahreswechsel zählt ohnehin zu den einsatzintensivsten Nächten für die Beamten – und bringt diesmal besondere Herausforderungen mit sich.
Denn nach zwei Jahren Corona-bedingter Ruhe kann die Silvesternacht endlich wieder standesgemäß begangen werden. Böllern ist wieder erlaubt und auch das Wetter soll mild werden.
„Diese Umstände betrachtend, gehen wir von einem hohen Aufkommen an feiernden Personen in der Öffentlichkeit aus“, erklärte Polizeisprecher Chris Graupner gegenüber TAG24. „Auch zeigt unsere Erfahrung, dass zu Silvester das Notrufaufkommen und die damit verbundene Einsatzbelastung steigt. Wir haben uns dementsprechend kräftemäßig aufgestellt.“
Oberste Priorität habe dabei die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Um dies sicherzustellen, will die Behörde auch sogenannte Event-Hotspots, also beliebte Treffpunkte Feiernder, in den Fokus nehmen. „Neben der Innenstadt sind dies der Leipziger Osten, ferner aber auch der Westen und Stadtteile im Südraum. Wir sind auf eine gewisse Dynamik im Einsatzgeschehen eingestellt und koordinieren danach den Einsatz.“
Um auf die Dynamik reagieren zu können, hat die Polizei bereits einige Maßnahmen ergriffen. So wird der Streifendienst in den jeweiligen Polizeirevieren personell verstärkt. „Das ist Standard an einem solchen Tag“, so Graupner. Der Führungsstab wird besetzt und Leipzig erhält Unterstützung von der Bereitschaftspolizei sowie deren Technik. Auch der Einsatz eines Polizeihubschraubers sei möglich.
Die Koordinierung des Einsatzes erfolgt dabei nicht nur innerhalb der Polizei, sondern auch mit dem Ordnungsamt, welches ebenfalls einen Führungsstab für die Nacht bildet. „Überdies stimmen wir uns eng mit der Bundespolizeiinspektion und der Branddirektion Leipzig ab und unterstützen uns gegenseitig.“
Polizei zum Gebrauch von Feuerwerk: „Gehen Sie damit um, aber sicher“
Orte, vor denen die Polizei direkt warnt, gebe es Graupner zufolge nicht. Der Polizeisprecher gab jedoch den Hinweisen, beim Erkennen eines erhöhten Risikos, die Feierwilligkeit der eigenen Sicherheit und Gesundheit unterzuordnen.
„Ähnliches gilt für den Umgang mit Feuerwerk: Feuerwerk ist toll und dafür bestimmt, im Rahmen seiner Grenzen genutzt zu werden.“ Dabei sollten jedoch stets die Sicherheitsbestimmungen und gesetzlichen Rahmen beachtet werden, so Graupner.
„Gehen Sie damit um, aber sicher. Achten Sie auf sich und Ihre Mitmenschen im Umgang mit Feuerwerk, ganz besonders auf Kinder.“ Die Gesundheit und körperliche Unversehrtheit habe oberste Priorität.
Was Ihr beim Kauf von Böllern und Feuerwerk beachten solltet, dazu hat TAG24 bereits einige Tipps veröffentlicht. Außerdem hat die Leipziger Stadtreinigung bereits die Bitte geäußert, dass diejenigen den Müll wegräumen, die ihn verursachen.
Der Polizeisprecher mahnte abschließend zur Vorsicht beim Gebrauch von Pyrotechnik, gerade im Zusammenhang mit berauschenden Mitteln. Insbesondere alkoholische Getränke und die damit eintretende Enthemmtheit und dazu noch der unsichere Einsatz von Pyrotechnik führen leider immer wieder zu Straftaten und verursachen teilweise schwere Verletzungen.
01.01.2020
Polizist bei Krawallen in Connewitz lebensgefährlich verletzt: Versuchter Mord!
Leipzig – Bei schweren Krawallen im Leipziger Stadtteil Connewitz sind in der Silvesternacht mehrere Polizisten verletzt worden. Ein Beamter wurde derart schwer verletzt, dass er bewusstlos wurde und im Krankenhaus notoperiert werden musste.
Wie die Polizei am Neujahrsmorgen mitteilte, war der Einsatzschwerpunkt – wie vorher zu erwarten – der Bereich ums Connewitzer Kreuz.
Über 1000 Menschen hätten sich nach Mitternacht dort eingefunden, zunächst friedlich Feuerwerk gezündet. Doch ab 0.15 Uhr soll es vermehrt an der Selnecker- und Wiedebachstraße zu Beschüssen auf Polizisten gekommen sein. Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper seien dafür verwendet worden.
Eine Gruppierung habe dann einen brennenden Einkaufswagen in eine Einheit der Bereitschaftspolizei geschoben und die Beamten „massiv“ mit Pyrotechnik beschossen.
Dabei wurde ein 38-jähriger Polizist so schwer verletzt, dass er bewusstlos zusammenbrach und sich einer Not-OP in der Klinik unterziehen musste. „In diesem Fall ermittelt die Soko LinX wegen versuchten Totschlags“, so Polizeisprecher Alexander Bertram. Drei weitere Beamte wurden den Angaben zufolge leicht verletzt.
Erst ab 2 Uhr habe sich die Lage am Kreuz entspannt und immer mehr Leute verließen den Bereich. Bertram: „Neun Personen wurden vorläufig festgenommen. Drei von Ihnen wurden in der Nacht wieder entlassen.“ Ab 2.20 Uhr wurde das Kreuz für die Tatortarbeit komplett abgeriegelt.
Die Polizei ermittelt weiterhin auch wegen schweren Landfriedensbruchs und diverser Körperverletzungsdelikte.
„Die betteln nur darum, dass es knallt“
Leipzigs Polizeipräsident Torsten Schultze verurteilte in einem Statement die Angriffe auf Beamte scharf.
„Polizeibeamte sind Menschen. Es ist erschreckend, wie skrupellos Personen in der Silvesternacht am Connewitzer Kreuz durch offensichtlich organisierte Angriffe schwerste Verletzungen von Menschen verursachen bzw. in Kauf nehmen.“
Ebenso erschreckend sei es, wie vereinzelte Twitter-User solches Verhalten rechtfertige. Schultze: „Es gibt keine rechtsfreien Räume.“
Unter anderem ist von „purer Provokation“ und „Schikane“ durch die Polizisten die Rede. „Die betteln doch nur darum, dass es heute knallt“, schrieb Sharina Wolf.
Die Linken-Stadträtin Juliane Nagel spricht von „ekelhafter Polizeigewalt, Überrennen Unbeteiligter, wirren Einsatzmanövern und kalkulierter Provokation“.
UPDATE, 15 Uhr: Neun Tatverdächtige wurden festgenommen
Wie die Leipziger Polizei am Mittwochnachmittag mitteilte, wurden im Zusammenhang mit den Geschehnissen in Connewitz neun Personen, darunter zwei Frauen und sieben Männer, vorläufig festgenommen.
Ihnen wird versuchte gefährliche Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte und tätlicher Angriff von Vollstreckungsbeamte im Zusammenhang mit einem schweren Landfriedensbruch vorgeworfen.
UPDATE: Angriff wird als versuchter Mord hochgestuft
Der Angriff auf einen 38-jährigen Beamten der Bereitschaftspolizei wurde vom Bereitschafts-Staatsanwalt als versuchter Mord hochgestuft. Das sagte Tom Bernhardt, Sprecher des Landeskriminalamts (LKA), zu TAG24.
Die konkreten Tatumstände und Verletzungen, die der Polizei erlitten habe, hätten die Staatsanwaltschaft zur Hochstufung veranlasst.
UPDATE: OB Burkhard Jung: „Heftiger krimineller Gewaltausbruch“
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (61, SPD) hat die Szenen in Connewitz scharf kritisiert.
„Ein Mensch ist so schwer verletzt worden, dass er notoperiert werden musste – das neue Jahr hat am Connewitzer Kreuz leider überhaupt nicht friedlich begonnen, sondern ist mit einem heftigen kriminellen Gewaltausbruch gestartet“, sagte das Stadtoberhaupt in einem Statement.
„In den Uniformen – egal ob Feuerwehrleute, Sanitäter oder Polizisten – stecken Menschen. Menschen, Väter und Mütter mit Freunden, mit Familien, mit Kindern. Diese eigentlich so schlichte Selbstverständlichkeit, diese Menschlichkeit ist einigen verloren gegangen. Ich bleibe dabei: ich verurteile diese Handlungen aus tiefstem Herzen. Keine Gewalt ist der Ruf aus Leipzig.“
Er forderte, dass die sächsische Sonderkommission diese „brutalen Gewalttäter“ schnell fasse. „Meine Gedanken sind bei dem verletzten Polizisten und seiner Familie und ich wünsche ihm schnelle Genesung.“
UPDATE: Sachsens Innenminister verurteilt Angriff
Auch Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) hat die Ausschreitungen in der Silvesternacht in Leipzig verurteilt.
Die Angriffe auf Einsatzkräfte im Stadtteil Connewitz seien „bewusste und gezielte Angriffe auf Menschenleben“ gewesen, teilte er am Mittwoch mit. Das Vorgehen grenze an versuchten Totschlag und habe nichts mit den „ansonsten ausgelassenen Feierlichkeiten zum Jahreswechsel in der Stadt Leipzig zu tun“.
Wöller kündigte an, die Straftaten „mit aller Härte des Rechtsstaates“ zu verfolgen.