NACH GEISELNAHME IM KNAST Terror-Nazi Stephan Balliet nach Bayern verlegt

Es war ein geheimer, schwer bewachter Gefangenentransport: Einer der gefährlichsten Verbrecher Deutschlands wurde am Dienstagmorgen von Spezialkräften im Gefängnis Burg (bei Magdeburg) abgeholt. Per Hubschrauber wurde Halle-Attentäter und Knast-Geiselnehmer Stephan Balliet (30) nach Augsburg-Gablingen verlegt.

„Der Einsatz wurde durch eine Spezialeinheit des Justizvollzugs des Landes Sachsen-Anhalt mit Unterstützung von Spezialkräften der Landespolizei Sachsen-Anhalt sowie der Polizei Bayern durchgeführt“, sagte Danilo Weiser, Sprecher des Justizministeriums in Magdeburg. Aus Sicherheitsgründen wurde Balliet im Hubschrauber geflogen.

Rechts-Terrorist sitzt fast ausschließlich mit Ausländern

Die JVA Augsburg Gablingen (609 Haftplätze) wurde 2015 nach vierjähriger Bauzeit und Baukosten von 105 Millionen Euro fertiggestellt. Der moderne Knast ist eigentlich für Untersuchungshaft ausgelegt. Aber auch Freiheitsstrafe bis sechs Monate werden dort vollzogen. Unter anderem saß dort Ex-Audi Chef Rupert (59) Stadler in U-Haft.

Die JVA Gablingen gilt als sicherstes Gefängnis Bayerns. Rund 200 Kameras überwachen das Areal. Den Knast umgibt eine sechs Meter hohe Mauer und ein fast ebenso hohen Sicherheitszaun. Angelegt sind die Gebäude in Y-Form, um unerwünschte Kommunikation zwischen Häftlingen zu vermeiden. Ein Herzton-Scanner soll verhindern, dass sich Häftlinge etwa mit dem Wäschewagen durchs Tor schmuggeln.

Von den in Gablingen untergebrachten Insassen sind übrigens 50,66 Prozent Ausländer, weitere 15 Prozent haben einen Migrationshintergrund. Der rechtsradikale Terrorist Balliet sitzt also mit Straftätern größtenteils aus anderen Nationen ein.

Dr. Julia Seiler-Bohn, Pressesprecherin des Justizministeriums Bayern: „Die Justizvollzugsanstalt ist mit aktueller Sicherheitstechnik gegen Entweichungen ausgestattet und verfügt über besonders sichere Hafträume, die auch für die Aufnahme hochgefährlicher Straftäter geeignet sind. Die Bediensteten der Justizvollzugsanstalt werden bei der Aufnahme besonders gefährlicher Gefangener über deren Gefährlichkeit umfassend informiert und die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen werden angeordnet.“

Geiselnahme im Knast

Der rechtsradikale Terrorist Balliet hatte am 12. Dezember in der JVA Burg einen Fluchtversuch unternommen. Mit einer selbst gebauten Schuss-Vorrichtung wollte Balliet aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Burg bei Magdeburg (Sachsen-Anhalt) abhauen, nahm zwei Justiz-Angestellte als Geiseln.

Bei der gescheiterten Geiselnahme wollte Balliet seinen Selbstmord durch die Polizei provozieren, sich vom SEK erschießen lassen. Sein Plan misslang. Balliet wurde nach einer mutmaßlichen Schussabgabe von den Justizbeamten überwältigt und von der Polizei festgenommen.

Bei seiner Festnahme wurden Schmauchspuren gesichert – und er hatte ein Messer, einen Dosenöffner und eine Schere dabei: Wie kam Halle-Attentäter Stephan Balliet (30) im Hochsicherheitsgefängnis Burg an diese Utensilien?

JVA-Leiterin Ulrike Hagemann (50) erklärte im Rechtsausschuss des Landtages, dass das Messer, der Dosenöffner und die Schere dem Attentäter ganz offiziell genehmigt wurden.

Nach BILD-Informationen handelte es sich um ein stumpfes Knast-Messer, mit dem man lediglich Brote schmieren könne. Die ebenfalls stumpfe Bastelschere kann jeder Gefangene regulär im Gefängnis-Shop kaufen.

Balliets Papierwaffe beschrieb Hagemann so: „Ein zusammengerolltes A-4-Blatt, zusammengehalten mit Lebensmittelaufklebern. Stabilisiert wurde es mit einem Bleistift. Oben war ein biegsames Metall zu sehen, ähnlich einem Schrankscharnier.“ Hagemann weiter: „Wir wissen bis heute nicht, ob man da ein Projektil durchjagen kann.“

Jörg Blank, Leitender Oberstaatsanwalt der ermittlungsführenden Generalstaatsanwaltschaft Naumburg zu BILD: „Es wird sehr wahrscheinlich zu einer Anklage kommen, vermutlich vor dem Landgericht.“

Der Vorwurf der Anklage gegen Balliet werde sich aus den laufenden Ermittlungen ergeben, aber die Geiselnahme stehe im Raum.

Laut Blank kann es auch Sinn machen einem bereits zur Höchststrafe Verurteilten erneut anzuklagen. Theoretisch ist nämlich denkbar, dass Balliet irgendwann wegen guter Sozialprognose die Sicherungsverwahrung erlassen bekommt. Dann könnte die Haftstrafe für die Geiselnahme den Knastaufenthalt des Terroristen verlängern.