Ukrainische Geflüchtete bei „Montagsdemo“ in Leipzig beschimpft

Mit russischen Farben und Rufen wie „Raus aus der Nato“ und „Wir sind die Wende, die Regierung ist am Ende“ sind am Montagabend erneut etwa 1500 bis 2000 Menschen um den Leipziger Innenstadtring gezogen. An der Blechbüchse trafen der Demo-Zug der „Montagsdemo“ auf eine Gruppe Geflüchteter aus der Ukraine.

Am Montagabend haben in Leipzig erneut etwa 1500 bis 2000 Menschen gegen die Bundesregierung und für Friedensverhandlungen mit Russland demonstriert. Die Protestierenden zogen zur selbst ernannten „Montagsdemo“ um den Innenstadtring und sparten dabei nicht mit Referenzen an die Friedliche Revolution 1989 in der Messestadt. Dabei trafen sie auch auf ukrainische Geflüchtete am Straßenrand, die mit Widerspruch antworteten.

Denn inhaltlich stand einmal mehr vor allem der Krieg gegen die Ukraine im Mittelpunkt dieser „Montagsdemo“. So rief eine Sprecherin während der Auftaktkundgebung auf dem Augustusplatz die Bundesregierung auf, sich mit der russischen Regierung auf ein Ende der Kämpfe zu verständigen und die Erdgasleitung „Nord Stream 2“ zu öffnen.

Rechtsextreme Symboliken auf „Montagsdemo“ in Leipzig

Während des Protestzugs skandierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem „Raus aus der Nato“, „Die Regierung ist das Virus“ und „Wir sind die Wende, die Regierung ist am Ende“. Zu sehen waren neben wehenden russischen Farben auch mehrere Embleme der rechtsextremen Freien Sachsen sowie eine an Wehrmacht-Symbolik erinnernde Flagge mit dem Satz „Klagt nicht kämpft“.

Begleitet wurde der Protestmarsch von vereinzelten Gegenprotesten an der Strecke. So stand eine Gruppe Ukrainerinnen und Ukrainer vor der ehemaligen Blechbüchse und rief der „Montagsdemo“ zu: „Putin ist ein Terrorist.“ Ihnen wurde mit wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen geantwortet.

Protestierende der „Montagsdemo“ in Leipzig bezeichnen Geflüchtete der Ukraine als „Nazis“ – Betroffene erzählt

Zur ukrainischen Gruppe gehörte auch Christina aus Kiew. „Ich stehe hier, weil meine Heimatstadt heute wieder von russischen Raketen angegriffen wurde. Jetzt muss ich diese Leute hier sehen, auch mit ihren Fahnen und Symbolen, und habe nur noch Mitleid für sie“, sagte die 30-Jährige. Ebenso wie die anderen ukrainischen Geflüchteten wurde auch Christina von der „Montagsdemo“ als Nazis beschimpft. „Das ist so absurd. Putin hat unser Land überfallen und jetzt sollen wir die Nazis sein“, so die Ukrainerin weiter.

„Montagsdemo“ Leipzig: Nur kurze Unterbrechung durch Sitzblockade

Im Gegensatz zur vergangenen Woche, als die „Montagsdemo“ mehrfach aufgrund von Sitzblockaden umgeleitet werden musste, verlief der Marsch über den Innenstadtring dieses Mal weitgehend störungsfrei. Vor dem Richard-Wagner-Platz kam der Protestzug kurz zum Stehen, weil sich ein halbes Dutzend Gegendemonstrantinnen und Gegendemonstranten auf die Straße gesetzt hatte. Stadtrat Jürgen Kasek (Grüne), der regelmäßig zu den Gegenprotesten aufruft, sagte in einem ersten Fazit: „Einmal mehr zeigt sich, wessen Geistes Kind ein Großteil der Demonstrieren bei der ,Montagsdemo‘ ist: Auch wenn nicht alle rechtsextrem sind, ist das Tolerieren von Rechtsextremen ein Problem“, so der Kommunalpolitiker.