Prisma heißt jetzt „Twix“, – für euch ändert sich fast nichts…

In Leipzig wurde 2023 eine Debatte angestoßen (1), die bundesweit aufgegriffen (2) und auch mit unterschiedlichen Texten bedacht wurde (3). Gemeint ist die Diskussion um das Erstarken von autoritären linke Gruppen, „K-Gruppen“ oder „roten Gruppen“, wie sie in der Debatte genannt werden.
Auffällig für die Diskussion in Leipzig ist das Schweigen von der Gruppe Prisma, jetzt „IL Leipzig“, nicht nur weil die Art und Weise der politischen Arbeit der Gruppe einige Parallelen aufweist, sondern auch in der Rückschau als eine Art „Türöffner“ für die K-Gruppen verstanden werden kann.
Am Anfang stand der Umzug nach Leipzig
Auch die Gruppe Prisma war das Produkt des bekannten Leipzig-Hype – günstige Mieten, oft gleicher gewählter Studiengang (immerhin keine Studiengebühren), selben WGs, gleicher politischer Background und zudem noch in der selben Stadt/Region im Westen aufgewachsen – was liegt da näher als im neuen Studienort eine politische Gruppe zu gründen? Wieso sich in bestehende Strukturen einbringen, wenn es doch gilt diese zu überwinden, da diese sowieso alles falsch machen?
„Aus „Prisma“ wird „IL Leipzig“!
Seit 2012 gibt es unsere Gruppe, seit 2014 sind wir Teil der Interventionistischen Linken – nun machen wir auch im Namen deutlich, wo wir stehen.“
Schrieb Prisma am 29.07.2025 auf ihrem Blog, nur wo ist jetzt die Neuigkeit? (Zumal der neue Blog schon seit ein paar Jahren „..inter[ventionistische]linkeleipzig…“ heißt) Von Anfang an lief die Gruppe als IL-Projekt in Leipzig, der erste Beitrag der Gruppe auf ihrem alten Blog ist von April 2013, denn vorher beschäftigte sich Prisma mit der „Heinz Schenk Debatte – Von der Kritik der Autonomen zum postautonomen Organisierungsansatz“(4), wie sie in ihrem dritten Blog-Beitrag unter „Positionen“ veröffentlichte.
IL – door opener
Viele Konflikte mit den heutigen K-Gruppen, finden sich auch in der Zusammenarbeit mit der IL wieder. Eine Bündnisarbeit, die auf Inhalte und Analysen gerne verzichtet (nach dem Motto:„Inhalte überwinden!“), geht es doch darum „möglichst viele oder mehr zu sein“. Debatten, Dissens, Diskussionen…, all das stört und nervt die Planung für das nächste Event, wo „vorne“ ist, bestimmen Vertreter*innen der IL und dahin wird und muss gelaufen werden.
Problematische Gruppen, Parteien und Positionen müssen für die „Sache oder den entsprechenden Anlass“ eben ausgehalten werden, entweder wird die Diskussion darüber in eine unbestimmte Zukunft verschoben und finden somit nie statt oder sie wird verunmöglicht (5).
Wird eine Fürsprecher*in für (K-)Gruppe XY gesucht, so wird sich die IL immer dafür (zahlreich) einfinden. Denn für die Bewegungsmanager*innen der IL sind „Aktivist*innen“ ohnehin nur die „Manövriermasse“ der eigenen Agenda, autonomes entscheiden, ist unerwünscht. Was zählt ist die „abstrakte Loyalität zur Organisation“, wie es die ehemalige IL-Ortsgruppe formulierte.
So verwundert es nicht, dass die IL ebenfalls wie jede klassische K-Gruppe, zentralistisch verwaltet wird. Entschieden wird nicht in Gruppen – oder Bündnisprozessen, sondern innerhalb eines internen Kreises. Jene haben Zugang zu den Informationen und Ressourcen und fällen die Beschlüsse für die IL (-Ortsgruppe) oder für die „Aktivist*innen“ auf der Straße – „Wir stehen hier genau richtig!“. Ihr (Außenstehende) müsst das eben nur glauben (wollen). Für die IL ist es unerheblich was in einem Bündnis besprochen wurde, was zählt ist der Beschluss des inneren Kreises, dies wird umgesetzt. Absprachen mit der IL sind daher ähnlich bedeutungslos, wie die Versuche mit heutigen K-Gruppen sich auf einen gemeinsamen Umgang auf Demos zu verständigen (6).
Den Jürgen Kasek machen
Auch die IL lässt gerne mal die politische und organisatorische Arbeit von anderen (Bündnis-) Gruppen machen und kommt dann nur zum Foto-Shooting für die eigenen (Werbe-) Accounts oder für die eigene Gruppen-Inszenierung vorbei und verschwindet dann wieder, wie der Jürgen eben.
Apropos Fotos:
„Verpixelt oder Löscht euch“ (7)
„Anfang Februar diesen Jahres veröffentlichte die Leipziger Gruppe Prisma (iL*) einen Debattenbeitrag zur Frage der Vermittelbarkeit und Öffentlichkeitswirksamkeit politischer Aktionen. Wir verstehen diesen Beitrag auch und vor allem als Reaktion auf die Kritik an der Foto-Praxis dieser Gruppe, welche von verschiedenen Zusammenhängen nun schon über Jahre wieder und immer wieder formuliert wird. Zunächst verstehen wir euren Beitrag als Versuch die Frage der Öffentlichkeitswirksamkeit politischer Aktionen in der innerlinken Debatte auch noch mal nach G20 voranzutreiben. Zudem als Reaktion auf die Kritik, die im Zuge eurer Veröffentlichungen an euch herangetragen wurde.“
Die Diskussion um das leichtsinnige veröffentlichen von (unverpixelten) Fotos und Videos, reicht in Leipzig schon viele Jahre zurück und musste zuerst mit der IL geführt werden, es ist daher nicht verwunderlich wie ähnlich K-Gruppen agieren (8). Sicherheitsstandards, wie es sie unter „Tipps & Tricks für Antifas und Antiras“ gibt (9), wurden kaum/nie oder nur halbherzig umgesetzt, egal ob IL-Ortsgruppe, neue K-Gruppen (10), AALE, Leipzig nimmt Platz oder Omas… Es zählen lediglich die Klicks und Likes auf den eigenen Accounts, daraus folgende mögliche Repression (11), müssen eben von Antirepressionsstrukturen aufgefangen werden, dafür sind sie doch auch da?
Debatten enden immer gleich
Nun würden sicherlich viele denken, dies kann doch alles besprochen und diskutiert werden, wieso sich nicht zusammen setzen und in einen Austausch treten? Sicherlich, ein schöne Idee, doch wie in eine Debatte kommen, die immer wieder abgebrochen wird? Die Rote Hilfe reagiert auf einen Text der IL-Gruppe (siehe 7); wie können Linke dabei bleiben im Alter (12); wie ein soziales Zentrum erkämpfen (13); wie umgehen mit Repression bei einer bundesweiten Demo (14)… die Debatten enden immer gleich, die IL antwortet nicht mehr.
Kein Aufarbeitung, weder lokal noch bundesweit
Macker, Sexisten, gewalttätige Arschlöcher, finden sich wie überall, auch in der linken Bewegung, auch bei der IL. In den lokalen Strukturen, wie auch im bundesweiten Zusammenschluss. Auch in Leipzig wurde Kritik an die Gruppe gerichtet, es folgte jedoch wie so oft, nix.
„Die IL bekommt nicht einmal einen Ausgleich im Sinne restaurativer Gerechtigkeit auf die Kette. Das ist die bittere Realität. Eine Aufarbeitung des Outing-Desasters (mit dem Rest der Szene) wird es von Seiten der IL nicht geben. Intern blockieren einige Gruppen eine ’echte’ Verantwortungsübernahme. Die IL hat ihre Glaubwürdigkeit komplett verspielt und muss damit für politisch tot erklärt werden.“ (15)
Wie die lokale IL-Struktur sich in Bezug auf das Il-Outing im Sommer 2022 positioniert, unbekannt. Dabei schrieben sie:
„Aus „Prisma“ wird „IL Leipzig“!
Wo iL drin ist, soll auch iL draufstehen.
Warum dieser Schritt?
Wir glauben an die gemeinsame Organisierung, an überregionale Strategien und solidarische Kämpfe – auch wenn sie manchmal mühsam sind.
Wir brauchen verbindliche Strukturen, Austausch und Zusammenhalt. Isoliert sind wir schwächer – gemeinsam bleiben wir kämpferisch.
Deshalb bekennen wir uns – auch im Namen – zur Interventionistischen Linken:
Wir heißen jetzt IL Leipzig.“
Prisma hat nun nach über 10 Jahren den Namen geändert, sonst ändert sich nix.
1
– https://sachsen.rosalux.de/news/id/51569/veranstaltungsreihe
2
– https://basisgruppe-antifa.org/wp/2024/07/05/thesen-ueber-die-autoritaere-linke/
– https://emafrie.de/wir-sind-die-staerkste-der-partein/
– https://radio.nrdpl.org/2025/06/13/doku-kritik-des-autoritarismus-k-gruppen-als-zuspitzung-einer-autoritaeren-gesellschaftsform/
– https://de.indymedia.org/node/507534
3
– Rückkehr der Völker: https://www.iz3w.org/artikel/antiimperialismus-renaissance-rote-gruppen
– Der Reiz der Roten: https://www.akweb.de/bewegung/rote-gruppen-was-finden-die-kids-an-den-orthodox-kommunistischen-nostalgikern/
– Rotes Reenactment: https://ads.jungle.world/artikel/2025/30/rote-gruppen-ml-stalinismus-rotes-reenactment
– Vorwärts und alles vergessen: https://jungle.world/artikel/2023/51/vorwaerts-und-alles-vergessen
– Rote Regression – Zur Renaissance der K-Gruppen: https://www.junge-perspektiven.de/2025/06/22/rote-regression-zur-renaissance-der-k-gruppen/
– Bomber Harris ist angeschlagen: https://jungle.world/artikel/2025/22/bomber-harris-ist-angeschlagen
– Avantgarde von gestern: https://kreuzer-leipzig.de/2023/12/10/avantgarde-von-gestern
– Zombie-Che is back: https://kreuzer-leipzig.de/2024/01/31/zombie-che-is-back
– Comeback der K-Gruppen: https://taz.de/Comeback-der-K-Gruppen/!6053805/
– Neue K-Gruppen: Die Avantgarde von vorgestern https://www.nd-aktuell.de/artikel/1179895.autoritaer-kommunistische-gruppen-neue-k-gruppen-die-avantgarde-von-vorgestern.html
4
– https://fels.nadir.org/de/heinz-schenk.html
5
– https://knack.news/1100
6
– zwei Beispiele https://dissens.noblogs.org/post/2025/08/08/antifa-forever-na-hoffentlich-nicht-zwei-lesarten-der-antifa-ist-notwenig-kampagne/ | https://knack.news/10162
7
– Statement der Roten Hilfe Leipzig zu einer Veröffentlichung der Gruppe Prisma, wieso sich auf dem neuem Blog der IL Leipzig nicht alle Beiträge finden lassen und somit auch nicht das ursprüngliche Statement auf was sich die RH bezieht, kann nur die IL sagen. https://antirepression.noblogs.org/post/2018/03/21/statement-zu-der-vero…
8
– https://bsky.app/profile/krimiperlen.bsky.social/post/3lw5s5gowg224
9
– https://unrast-verlag.de/produkt/tipps-tricks-fuer-antifas-und-antiras | komplette zugängliche Version, leider nur bei der Antifa-Gruppe gefunden: https://antifa-fh.so36.net/fenster_tippstrix.htm#DasTelefon
10
– https://knack.news/12940
11
– https://knack.news/6176
12
– https://linksunten.indymedia.org/node/213335/index.html
13
– https://www.inventati.org/leipzig/?p=4214
14
– https://knack.news/6464
15
– https://tumulte.org/2025/03/articles/ende-legende/