Elon lässt grüßen

Als elender Gutmensch würde ich bei wenigen Menschen soweit gehen, zu sagen, dass es der Welt allgemein besser gegangen wäre, wenn sie nie geboren wären. Musk gehört definitiv dazu. Selbstverständlich sind Menschen Produkte ihrer Umstände. Es gibt aber auch Produkte, die sind so grundsätzlich verhunzt, dass sie zurückgerufen werden sollten – ins Jenseits, zu Mutter Erde, die all ihre Geschöpfe letztendlich wieder aufnimmt. Dahingehend beruhigt mindestens das Eine: Auch der reichste Mensch der Welt wird von ihr gehen und vergessen werden, verschwinden, verwehen… Keine Raketen werden ihn in die Ewigkeit führen, keine Gentechnik, keine Gefrierkapsel.

Die Angst vor dem Tod, wie auch die Suche nach Unsterblichkeit und daher zumindest ewigem Ruhm haben Menschen seit je her bewegt. Das gab und gibt Einzelnen nicht das Recht, über Millionen zu verfügen, ihre Lebensbedingungen zu zerstören, die gesellschaftliche Spaltung den eigenen Machtbestrebungen entsprechend voranzutreiben und damit Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Musk nimmt sich das Recht heraus, seine Äußerungen täglich via social media und Mainline-Media, die jenen hinterher läuft, in all unsere Gehirne zu scheißen. Von seinen Ansichten macht der reichte Mann der Welt nunmehr keinen Hehl, als er den Arm streckte und allen Faschismus-affinen Personen der Welt zu signalisieren: „Yes we can“ oder – wie ZDF Magazin Royale es ausdrückte: Faschismus is back. Warum? Die Antwort ist leider so dumm wie einfach: Weil er es kann.

Sollten er und andere dermaßen viel Macht haben? Nein. Denn derartige Machtkonzentration in den Händen Einzelner führt zu willkürlichem Handeln, irrationalen Entscheidungen, grausamen Machtdemonstrationen, krankhaftem Größenwahn. Eine solche Machtansammlung ist nicht legitim – auch wenn sie durch Verfügung über Privateigentum in einer kapitalistischen Rechtsordnung abgesichert ist und von einer kapitalistischen Ideologie gestützt wird. Dass eine solche Machtkonzentration möglich wird, ist bereits das Ergebnis einer untergehenden Gesellschaftsform, welche nicht wieder hergestellt werden kann, sondern sich mit ihren Bedingungen selbst in den Abgrund reißt. Es gibt kein zurück, zu ruhigeren, geordneteren Verhältnissen – Um zu überleben sollten wir unser Bestrebungen zügig auf eine andere, bessere, Gesellschaftsform fokussieren.

Elon-Hitlergruß-Musk muss als Ausdruck der Herrschaftsordnung verstanden werden, die ihn hervorbringt, ermöglicht und übermächtig macht. Der Faschismus wächst in der modernen Gesellschaftsform aus dem Kapitalismus heraus und wird (neben anderen) zur führenden Fraktion einer reaktionären „konservativen Revolution“, wenn verschiedene Faktoren zusammenkommen (Ignorierung von Neonazis durch staatliche Behörden, faschistische Unterwanderung der Repressionsapparate, Erosion der (teil-)privatisierten Infrastrukturen, Einhegung und Niedergang des sozialistischen Lagers, Verschärfung der Klassenverhältnisse, Nicht-Bearbeitung der Stadt-Land-Unterschiede, Auflösung eines antifaschistischen Grundkonsenses, Verbreitung rassistischer Narrative durch staatstragende Parteien und Verschärfung rassistischer Politiken aus populistischen Gründen, Grenzen der Kapitalakkumulation durch staatliche Regulationen, Zunahme internationaler Konkurrenz und Verlagerung der Produktion, Faschisierung der reichen und superreichen Klassen usw.).

Das bedeutet: Zweifellos hat Musk sehr viel – viel zu viel zu viel – Macht, die ihm genommen werden muss. Seine wirtschaftliche Macht, münzt er direkt in die politische um – was andere Unternehmer unter anderen Umständen nur verdeckt tun. Neben dieser grundlegend problematischen Person gibt es eine ganze Zahl weiterer Superreicher – die daher als Klasse entmachtet und enteignet werden müssten. Gelänge dies bei den obersten, sagen wir, nur 0,1% sähe die zeitgenössische Weltlage bereits ziemlich anders aus; wären wir nicht in den laufenden dritten Weltkrieg hineingezogen worden. Wären Enteignungen und Entmachtungen beim obersten 1% möglich, könnten wir meiner Vorstellung nach bereits den Versuch unternehmen, weltweit echte Demokratie einzuführen (als Ausgangsbedingung für eine libertär-sozialistische Gesellschaftsform, jenseits davon). Dies würde jedoch eine globale soziale Revolution verlangen.

Der mediale Fokus auf einen einzigen, den reichsten, superreichen Menschen, wirkt deswegen – trotz seiner immensen Macht – eher als ein Ablenkungsmanöver. Wenn ich den Bericht vom sogenannten „Weltwirtschaftsforum“ in Davos richtig verstanden habe, wendet sich aktuell die gesamte Bonzenkaste dem neofeudalistischen Akkumulationsregime zu und unterwirft sich der impliziten Führung der neofaschistischen Fraktion – um ihre eigenen Profitinteressen zu wahren. Elon lässt grüßen.