Vortrag zum Thema Sexarbeit gestört: Polizeieinsatz an Universität Leipzig
Eine Gruppe von etwa 50 Personen hat versucht, an der Universität Leipzig einen Vortrag zu stören. Die Polizei musste eingreifen.
Zu einem Polizeieinsatz kam es am Dienstagabend in der Universität Leipzig. Wie die Polizei mitteilte, wurden die Beamten gegen 17.30 Uhr informiert, dass eine Gruppe von Personen lautstark eine Veranstaltung störe. Dabei habe es sich um einen Vortrag zum Thema Prostitution gehandelt, der durch die Störaktion offenbar verhindert werden sollte.
Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs
Im Zusammenwirken mit der Universität – die von ihrem Hausrecht Gebrauch machte – unterbanden die Polizeibeamten die Aktion und stellten die Personalien der Beteiligten fest. Danach seien die Personen hinausbegleitet worden. Gegen sie erging eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. Bei den Störern habe es sich um eine Gruppe von etwa 50 Personen gehandelt, so die Polizei.
Aufruf zur Aktion
Vor der Veranstaltung hatten verschiedene Netzwerke, darunter die Queerfeministische Gruppe Leipzig, die Offen Anarchistische Vernetzung Leipzig sowie der Sozialistisch-demokratische Studierendenverband dazu aufgerufen, den Vortrag des Sisters E.v. zum Thema „Prostitution, Sexkauf: Frauenhass“ zu stören. Wie aus einem Instagram-Post der Gruppen hervorgeht, sei der Grund dafür, dass die Veranstaltung der Aktivistin Inge Kleine eine Bühne biete, die wiederholt durch transfeindliche Äußerungen aufgefallen sei.
————-
MDR
Vorwurf Hausfriedensbruch Polizeieinsatz an der Uni Leipzig: 60 Menschen stören Veranstaltung
Rund 60 teilweise vermummte Menschen haben am Dienstagabend eine Veranstaltung an der Leipziger Universität gestört. Das bestätigte die Polizei der Messestadt. In einem Hörsaal hatte ein Verein eine Veranstaltung zum Thema Sexarbeit abgehalten. Die Protestierer werfen dem Verein Transfeindlichkeit vor, weil er transsexuelle Personen ausschließe. „Dieser Verein fokussiert sich auf die Ausstiegshilfe für sexarbeitende (cis) Frauen und schließt dabei trans* Personen gezielt aus“, so die Kritik. Der Verein, Sisters e.V., war telefonisch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, da die auf der Homepage veröffentlichte Handynummer nicht vergeben ist.
Weil die Störer den Raum trotz mehrfacher Aufforderung nicht verließen, schritt die Polizei ein. Sie hat nach eigenen Angaben Ermittlungen wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs aufgenommen.
Studierendenrat kritisiert Polizeieinsatz scharf
Die Studentenvertreter stufen den Protest als legitim und friedlich ein. Sie kritisierten den Polizeieinsatz. Es sei unbegreiflich, dass friedlich protestierende Studierende Repression und Polizeimaßnahmen ausgesetzt seien, erklärte der Studierendenrat in einem offenen Brief an die Hochschulleitung.
Man fordere die sofortige Einstellung aller Strafanzeigen gegen Studierende, die nach Ansicht der Studierendenvertretung ihr Recht auf Meinungsfreiheit und friedlichen Protest wahrgenommen hätten. Zudem fordere man ein Ende der Polizeipräsenz auf dem Campus. Die Rektorin wird aufgefordert, „die Universität als Schutzraum zu verteidigen und die Studierenden nicht weiter solchen Maßnahmen auszusetzen, die an Unterdrückung erinnern“.