Bis zu 2000 Polizisten – EM in Leipzig: Dieser Mann sorgt für ein friedliches Fußballfest

Während der Fußball-EM laufen die Fäden für den gesamten Polizeieinsatz bei Christian Dorn zusammen. Der will vor allem eins: Die Menschen sollen sich sicher fühlen und friedlich feiern können.

Christian Dorn ist eigentlich kein Fußballfan. Das trifft sich gut. Denn in den vier Wochen der Fußballeuropameisterschaft wird er kaum Gelegenheit haben, sich eines der Spiele anzuschauen. Sein Job ist es nämlich, in Leipzig dafür zu sorgen, dass all die, die den Fußball lieben und sich ein neues Sommermärchen wie bei der Weltmeisterschaft 2006 wünschen, ein friedliches und sicheres Fußballfest feiern können.

Der Vierzigjährige ist seit 20 Jahren Polizist. Er begann als Streifenpolizist, studierte zweimal und war zuletzt in verschiedenen Stäben tätig. Heute hat er den Rang eines Polizeioberrats, und bei ihm laufen während der EM die Fäden für den Einsatz der Polizei zusammen. Auch wenn die den Begriff nicht selbst verwendet: Er ist so etwas wie der Sicherheitschef der EM in Leipzig.

Arbeit begann vor über einem Jahr

Und das nicht erst mit Anpfiff des Eröffnungsspiels, sondern schon seit über einem Jahr. Im April 2023 wurde Dorn Leiter einer heute 14-köpfigen Gruppe, die sich ausschließlich um die Vorbereitung auf die EM aus Polizeisicht kümmerte. Dabei spielte und spielt Logistik eine große Rolle, immerhin werden an den vier Spieltagen in Leipzig bis zu 2000 Polizisten in der Stadt sein.

Christian Dorns Job während der EM erschöpft sich aber nicht im Organisatorischen. An mehreren Tagen, darunter an allen vier Spieltagen in Leipzig, wird er als Leiter des polizeilichen Führungsstabes oder als Polizeiführer die Einsätze der Polizisten auch operativ leiten. Sein Arbeitsort: das Lagezentrum der Leipziger Polizei in der Dimitroffstraße.

In dem Raum sitzen dann 55 Beamte an Tischen mit Computern, Funkgeräten und Bildschirmen, alle mit Blick zur großen Stirnwand des Saales, die aus vielen einzelnen Monitoren besteht. Hier, sagt Dorn, habe er den besten Überblick über das gesamte Geschehen in der Stadt und die direkte Verbindung zu den leitenden Beamten an den verschiedenen Einsatzorten.

Sicherheit ist auch ein Empfinden

„Ich gehe aber auch raus“, sagt der erfahrene Polizist. Auf jeden Fall auf die Fanzone und auch für das direkte Gespräch mit Polizeibeamten. Das sei für ihn wichtig, um aufnehmen zu können, „welches Gefühl, welche Stimmung in der Stadt herrscht.“

Denn Sicherheit, das weiß der Polizeioberrat genau, bedeutet nicht nur die Fähigkeit der Polizei zum schnellen und notfalls robusten Einschreiten in kritischen Situationen. Sicherheit ist auch ein Gefühl bei den Menschen. Mit denen macht es möglicherweise etwas, wenn sie mit Pollern versperrte Zufahrten sehen und sich dabei an frühere Anschläge mit Fahrzeugen erinnern.

Und es kann für das Sicherheitsempfinden ein Unterschied sein, ob Polizisten, wenn sie einen Fanmarsch zum Stadion begleiten, den Helm am Gürtel und die schwere Schutzweste am Körper tragen, oder ob sich derart für den Notfall gerüstete Kollegen erst einmal im Hintergrund halten.

In Amsterdam traf er den Fahrer des Fanbusses

„Wir wollen Leipzig nicht zu einer Festung machen, wir wollen Offenheit präsentieren“, ist Dorns Anspruch. Um einschätzen zu können, worauf die Polizei sich einstellen muss, wurden und werden vorher so viele Informationen wie möglich gesammelt. Das macht Dorn auch persönlich. Der Beamte, der fließend Englisch spricht, war deswegen zum Beispiel in London und in Amsterdam.

Dort sprach er mit Kollegen von der Polizei und mit Vertretern der nationalen Fußballverbände. In der niederländischen Hauptstadt außerdem mit dem Fahrer des Doppelstockbusses, der am 21. Juni vor dem Spiel Holland gegen Frankreich in Leipzig den Fanmarsch anführen wird. „Die Niederlande haben mit 40.000 Personen die größte Anzahl von Fans angemeldet. Die werden Leipzig orange färben wie schon 2006.“

Kommunikationsteams sind in der Stadt unterwegs

Von Störungen geht Christian Dorn beim Fanwalk der Niederländer, der am Wilhelm-Leuschner-Platz beginnen wird, nicht aus. „Wir rechnen nicht mit Hooligans“, sagt er. Wenn drei Tage später in der Messestadt Kroatien gegen Italien spielt, könnte das anders aussehen, glaubt er: „Wie es wird, wissen wir aber erst an dem Tag.“

Ganz wichtig für das Sicherheitsempfinden der Menschen in der EM-Stadt Leipzig, davon ist Dorn überzeugt, ist Kommunikation. „Wir müssen erklären, was wir machen, warum da und dort eine Sperrung ist. So können wir den Leuten die Angst nehmen“, hofft der Familienvater. Deswegen schickt er während der EM-Zeit mehrere kleine sogenannte Kommunikationsteams durch die Stadt.

Rat: An Spieltagen aufs eigene Auto verzichten

Immer zwei Polizisten, erkennbar an farbigen Westen mit der Aufschrift Kommunikation und teils in Begleitung von Sprachmittlern werden unterwegs sein. Und zwar „dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen, am Hauptbahnhof, auf der Fanzone, am Stadion.“ Rund fünfzig Beamte stehen dafür zur Verfügung. „Die kann man einfach ansprechen“, ermuntert er Leipziger und Besucher.

„Das große Ziel ist eine gute und friedliche Veranstaltung“, sagt der verheiratete Vater von drei Kindern. Einschränkungen werden aber nicht ausbleiben. Vor allem immer dann, wenn es wegen der vielen Menschen eng wird in Leipzig. Deswegen hat Christian Dorn eine Botschaft für all jene, die der EM in der Stadt weniger euphorisch zugeneigt sind:

Er rät zu Offenheit und einem positiven Blick. „Das ist nicht nur Fußball, das ist ein großes und besonderes Fest“, sagt der Leipziger EM-Chefpolizist. Er rät den Einwohnern, an den vier Spieltagen möglichst auf das eigene Fahrzeug zu verzichten, und auf die Hinweise der Behörden zu achten. Und wer dem Rummel lieber aus dem Weg gehen möchte, der sollte an diesen Tagen am späten Nachmittag und am Abend die Innenstadt meiden.