Bündnis „Hand in Hand“: Großdemo um Leipziger Ring – Wirbel um CDU-Absage
Großdemonstration einen Tag vor den EU- und Kommunalwahlen in Leipzig: Das Bündnis „Hand in Hand“ ruft auf und erwartet rund 10 000 Teilnehmer. Oscar-Kandidatin Sandra Hüller wird sprechen. Die Leipziger CDU hat dagegen abgesagt.
Gut 200 Leipziger Organisationen, Einrichtungen, Vereine, Firmen und Einzelpersonen unterstützen die Aktion. Knapp 10 000 Menschen werden am 8. Juni, ab 15 Uhr, auf dem Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz erwartet. Das Bündnis „Hand in Hand“ ruft für einen Tag vor den Europa- und Kommunalwahlen zur großen Demonstration unter dem Motto „Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen“ auf.
„Wir wollen an diesem Tag ein klares und deutliches Zeichen für Weltoffenheit und Vielfalt setzen“, sagte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung der genauen Demo-Pläne. Er sei stolz darauf, dass sich so viele Initiativen geeinigt haben und gegen Rechtsextremismus am gleichen Strang ziehen.
Der OBM, der als erster Redner am Sonnabend die Kundgebung eröffnen wird, hat zudem noch für einen kleinen personellen Coup gesorgt. Die seit ihrer Oscar-Nominierung weltbekannte Leipziger Schauspielerin Sandra Hüller wird mit ihm gemeinsam auf der Bühne stehen und eine Rede halten. „Ich habe sie einfach angerufen, und sie war bereit dazu.“
Neben Leipzig sind am Sonnabend in Köln, Hamburg, Berlin und Dresden Demos geplant, um zur Beteiligung an den Wahlen aufzurufen. „Es geht vor allem darum, demokratisch gesinnte Nichtwähler und Erstwähler zu erreichen“, sagte Michael Kölsch von der Stiftung Friedliche Revolution, die mit zu den Initiatoren des Bündnisses gehört.
Anmeldung für bis zu 10 000 Teilnehmer
Man habe eine Demo für 5000 bis 10 000 Teilnehmer angemeldet, so Irena Rudolph-Kokot, die Organisatorin von „Hand in Hand“. Natürlich sei man auch darauf vorbereitet, dass es wesentlich mehr werden könnten, sagte sie unter Verweis auf die Großdemo gegen Rechtsextremismus mit mehreren Zehntausend Teilnehmern und Teilnehmerinnen am 21. Januar in Leipzig.
Nach der Eröffnung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz geht es diesmal ab 16.30 Uhr um den Ring (Rudolph-Kokot: „Eine Fahrspur wird gesperrt“). Und von 18 bis 19.30 Uhr gibt es wiederum auf dem Leuschnerplatz die Abschlussveranstaltung.
Auch bei der Demo um den Ring soll es Redebeiträge geben. Mit Techno vom Kollektiv „Rave for Peace“ ist musikalische Unterstützung geplant. Als Redner und Rednerinnen sind neben Jung und Hüller unter anderem angekündigt: Verdi-Bundeschef Frank Werneke, Francesca Russo (Vorsitzende des Migrantenbeirat) und Lara Eckstein vom Verein „Campact“.
Laut OBM Jung soll es einen Tag vor den Wahlen keine Parteireden geben. Rudolph-Kokot kündigte an, dass neben der Techno-Begleitung auf dem Ring auf der Bühne am Leuschnerplatz die Band „Kavka“, die Hip-Hopper „Sechser & PTK“, die Indie-Sängerin Anais und der Songwriter Enno Bungert auftreten werden.
CDU: Nicht Hand in Hand mit der Antifa
„Die Stadt setzt damit ein vernehmbares Zeichen gegen Rechtsaußen“, sagte Kölsch. Jung bedankte sich explizit bei der Leipziger Wirtschaft mit Porsche und der IHK für die Unterstützung der „Hand in Hand“-Aktion.
Störungsfrei und einig unter den demokratischen Parteien ging es im Vorfeld der Demo aber nicht ab. So sorgt die Absage der Leipziger Christdemokraten für Ärger unter den Organisatoren. „Für uns alle in der CDU steht fest, dass wir nicht Hand in Hand mit der Antifa und Gruppen wie ,Eltern gegen Polizeigewalt‘ zusammenarbeiten“, sagte Michael Weickert, CDU-Fraktionschef im Stadtrat.
Ende letzter Woche hatte Parteichef Andreas Nowak darauf verwiesen, dass die Union an „der Seite unserer Polizistinnen und Polizisten steht, die gerade in der demo-intensiven Stadt Leipzig extrem gefordert sind“. Es sei daher für die Union unvorstellbar, gemeinsam mit Leuten um den Ring zu ziehen, die der Polizei solche ungeheuerlichen Vorwürfe machen.
Mit Verweis auf die Polizisten-Tötung in Mannheim legte Weickert am Dienstag noch nach und forderte von Jung und allen städtischen Institutionen wie auch von den Fraktionen des Stadtrates, die besagten polizeikritischen Gruppen aus der Initiative „Hand in Hand“ auszuschließen. Eva Brackelmann, Chefin der Evangelischen AG für Familienfragen Sachsen, zeigte sich besonders von der „beschämenden Wortwahl“ irritiert.
„Wir verwahren uns strikt dagegen, mit Polizisten-Mördern in eine Reihe gestellt zu werden“, wies sie die CDU-Forderung auch im Namen der anderen Organisationen aus der Initiative zurück. Sie fände es wirklich bedauerlich, dass man vor gut vier Wochen erst auf zwei eigene Schreiben von der CDU keine Antwort erhalten und dann über die sozialen Medien von der Absage erfahren habe, so Brackelmann.
Leipziger DGB-Chefin: Absage bedauerlich
Gänzlich die Tür zuschlagen wollte das Organisationsteam von „Hand in Hand“ aber nicht. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte Brackelmann. Die CDU Leipzig bleibe weiter eingeladen. Und im Übrigen, so die kirchliche Familien-Vertreterin, halte sie es in diesem Streit mit einem Spruch von Michelle Obama. „Wenn sie niederträchtig handeln, handeln wir vorbildlich.“
Auch Manuela Grimm, DGB-Geschäftsführerin Leipzig-Nordsachsen, verwies darauf, dass man versucht habe, mit der CDU ins Gespräch zu kommen. Die Absage sei bedauerlich, so die Gewerkschafterin. „Wir brauchen ein demokratisches Miteinander.“
LVZ 04.06.2024
Sandra Hüller spricht am Samstag bei Großdemo in Leipzig
Ein großes Bündnis will am Samstag vor der Europa- und Kommunalwahl in Leipzig ein Zeichen für Demokratie setzen. Eine der geplanten Sprecherinnen ist Sandra Hüller.
Das Bündnis „Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte“ ruft für Samstag in Leipzig zu einer Demonstration auf. Eine der Ansprachen soll die Oscar-nominierte Schauspielerin Sandra Hüller halten. Zu der Veranstaltung einen Tag vor der Kommunal- und Europawahl in Sachsen werden Tausende Menschen erwartet. Wie die Sprecherin das Aktionsbündnis, Irena Rudolph-Kokot, am Dienstag in Leipzig ankündigte, wird neben Hüller auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sprechen.
Unter dem Motto „Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen“ soll am Samstag eine „Botschaft für Menschlichkeit, Solidarität und gegen ein nationalistisches Europa der Abschottung und Ausgrenzung“ gesendet werden. Jung betonte: „In Freiheit für Demokratie sich einzusetzen, das ist das Gebot der Stunde.“ Ausgrenzung schade dagegen allen. Er sei dankbar, dass sich in dem Bündnis Menschen unterschiedlichster Haltung verständigt haben.
Demo in Leipzig am Samstag, 8. Juni 2024
Am Sonntag findet in Deutschland die Europawahl statt. Auch in Dresden, Köln, Hamburg und Berlin sind am Vortag Demonstrationen geplant. In Dresden findet eine Kundgebung auf dem Theaterplatz vor der Semperoper statt. In Leipzig ist der Protest ab 15 Uhr auf dem zentralen Wilhelm-Leuschner-Platz geplant.
In den Aufrufen heißt es: „Wir stehen für eine offene und vielfältige Gesellschaft, für Frieden und Freiheit, Vielfalt und Menschenrechte, die Wahrung der Menschenwürde, wirtschaftliche Sicherheit und soziale Gerechtigkeit.“