Leipziger Techno-Club „Institut für Zukunft“ schließt

Angestellte und Ehrenamtliche des IfZ wurden bereits über das bevorstehende Aus zum Jahresende informiert. Offenbar gibt es zwei maßgebliche Gründe für das Aus.

Der Leipziger Club „Institut für Zukunft“ (IfZ) steht vor dem Aus. Nach LVZ-Informationen wurden Angestellte und Ehrenamtliche des Clubs am Dienstag vor einer Woche im Zuge eines Plenums über die Schließung zum Jahresende informiert. Entgegen anderslautender Gerüchte läuft der Mietvertrag über die Räume im Kohlrabizirkus auf der Alten Messe laut LEVG aber weiter. Das IfZ selbst bestätigte den Vorgang gegenüber der LVZ am Dienstagnachmittag. Näheres wolle man in den kommenden Tagen in einer eigenen Mitteilung kommunizieren.

Laut Insidern ist der Club insolvent. Eine Person, die für das IfZ arbeitet, sagt: „Das IfZ ist pleite.“ Dafür spräche auch ein Posting aus dem letzten Jahr: Damals hatte die Geschäftsführung offengelegt, eine ausstehende Rückforderung von Corona-Soforthilfen durch den Freistaat Sachsen nicht begleichen zu können. Dabei ging es um eine zweite Tranche von 50.000 Euro. „Wir sind in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten“, so das IfZ. Inzwischen reduzierte der Club auch sein Personal, etwa arbeitete an Club-Abenden nur noch eine, statt zwei Personen an der Kasse.

Keine Gewinne – und politische Debatten über den Club

Doch die Probleme des IfZ gingen über Finanzlücken hinaus. In dem Statement aus dem Mai vergangenen Jahres hieß es weiter: „Das eigentliche Problem sind aber ausbleibende Einnahmen. Der Club hat sich nach Corona nicht mehr richtig erholt. Uns fehlen im Durchschnitt 100 bis 200 Gäste am Wochenende.“ Das IfZ arbeite „immer an der wirtschaftlichen Schmerzgrenze, mit hohem Risiko und sehr geringer Gewinnmarge“. So würde man nie Gewinne erwirtschaften, sondern nur „Puffer für die nächste ins Wasser gefallene Veranstaltung“.

Erst im April feierte das IfZ zehnjähriges Bestehen. Mitgründer und Geschäftsführer Franz Thiem, besser bekannt als Xavi, gab sich damals vorsichtig optimistisch: „Die nächsten zehn Jahre sind hoffentlich gesichert.“ Das IfZ gilt in der Leipziger Kulturszene als Scharnier zwischen Nachtleben und politischer Auseinandersetzung. Neben Clubveranstaltungen mit DJs oder Live-Acts finden im IfZ auch Lesungen, Workshops oder Podiumsdiskussionen statt.

Zuletzt geriet der Club selbst in den Mittelpunkt hitzig geführter Debatten. Etwa als im November ein Gast aufgefordert wurde, eine Kufyiha abzulegen – ein in der arabischen Welt getragenes Kopftuch – nachdem sich ein anderer Gast daran gestört hatte. Der Vorfall machte die Runde, das IfZ geriet in Erklärungsnot und verwies in einem Statement auf sein Verbot von „konfliktbehafteten politischen Symbolen“, versprach aber zugleich, „neue Konzepte und Handlungsweisen“ zu erarbeiten.

Das Statement zog abermals harsche Kritik nach sich, auch aus der internationalen DJ-Szene, woraufhin das IfZ vier Monate später sein Verbot wieder kassierte: Man habe mit dem Kufyiha-Verbot „ganze Personenkreise ausgeschlossen und pauschal politisch verurteilt. Dafür wollen wir uns entschuldigen“, schrieb der Club auf Instagram – und wurde abermals scharf angegangen.

Podiumsdiskussion zum Thema Clubschließungen

Für die Pläne der Stadt Leipzig wäre die Schließung ein Rückschlag. Schließlich hatte sie den 12,6 Millionen Euro wertvollen Kohlrabizirkus erst 2021 gekauft – auch, um das „Institut für Zukunft“ als Teil des Leipziger Nachtlebens zu sichern. Neben dem Club befindet sich seit 2018 auch die Heimspielstätte des Leipziger Eiskockeyclubs der KSW Icefighters dort.

Dem Vernehmen nach plant das IfZ bereits für den Jahreswechsel 2024/2025 eine letzte große Abschiedsnacht. Für das kommende Wochenende steht wie geplant eine große „Clubnacht“ mit sechs DJs auf zwei Floors auf dem Programm. Am Freitag lädt das IfZ zunächst zu einer Podiumsdiskussion zur Europa- und Kommunalwahl. Thema des Abends: „Clubschließungen“.