Razzia wegen gefälschter Flüchtlingsdokumente: Zahlreiche Beweise und Bargeld entdeckt

Ab 6 Uhr durchsuchte ein Großaufgebot der Bundespolizei am Mittwoch Wohnungen in Leipzig, Eilenburg, Taucha und auch in anderen Bundesländern. Es ging um gefälschte Dokumente für Flüchtlinge. Zahlreiche Beweise und größere Geldsummen wurden dabei gefunden.

Leipzig Die bewaffneten Einsatzkräfte kamen im Morgengrauen: Beamte der Bundespolizei haben am Mittwoch ab 6 Uhr die Wohnungen mehrerer Tatverdächtiger im Stadtgebiet Leipzig und teilweise auch in anderen Bundesländern durchsucht.

Hintergrund sind Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit gefälschten Dokumenten für Flüchtlinge, teilte Maik Fischer von der zuständigen Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung Halle auf Anfrage gegenüber der LVZ mit. Syrischer Familienvater ist Hauptbeschuldigter: Hauptbeschuldigter ist demnach ein Syrer (41), gegen den die Staatsanwaltschaft Leipzig wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern ermittelt. Der Vater von drei Kindern soll Landsleute dazu bewogen haben, ihre Personaldokumente als verloren zu melden. Dabei handelte es sich um Ausweise, die anerkannte Flüchtlinge in Deutschland erhalten.

Als die deutschen Behörden dafür ersatzweise neue Dokumente für die Flüchtlinge ausstellten, sollen die Tatverdächtigen andere Passbilder vorgelegt haben. Die auf diese Weise erwirkten Dokumente sollen dann ins Ausland geschickt worden sein, um anderen damit die Einreise nach Deutschland zu ermöglichen. Vorwiegend soll es sich dabei um Angehörige von zwei syrischen Großfamilien gehandelt haben, aber auch um weitere Personen, welche für die deutschen Dokumente Geld gezahlt hatten.

Bei der Razzia am Mittwoch suchten die Einsatzkräfte nach den als verloren gemeldeten Dokumenten und weiteren Beweismitteln, welche die Tatvorwürfe belegen sollen. Im Visier hatten die Polizisten die Wohnung des Hauptverdächtigen in einem Plattenbau in der Ludwigsburger Straße im Leipziger Stadtteil Grünau sowie dessen Gewerbegrundstück im brandenburgischen Linthe, wo der Mann einen Palettenhandel betreiben soll.

Zudem durchsuchten die Polizisten 37 Wohnungen von mutmaßlichen Mittätern – 32 in Leipzig, drei in Eilenburg sowie jeweils eine in Taucha und in Hamm/Nordrhein-Westfalen. Gegen diese möglichen Komplizen laufen Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verschaffens von falschen amtlichen Ausweisen und Aufenthaltstiteln, der mittelbaren Falschbeurkundung sowie des Erschleichens von Aufenthaltstiteln.

Aufgrund der möglichen Verdunkelungsgefahr schlugen die Einsatzkräfte an allen Objekten zeitgleich zu. Daher musste die Bundespolizei auch ein Großaufgebot aufbieten: 650 Beamte waren nach Angaben des Behördensprechers an den Durchsuchungsmaßnahmen beteiligt, darunter Experten der Urkunden- und Identitätsüberprüfung sowie Spezialkräfte für Fälle, in denen Türen gewaltsam geöffnet werden mussten.

Viermal musste die Polizei derart robust vorgehen. Zu Zwischenfällen kam es nicht, alle Beschuldigten wurden angetroffen. Bei der Razzia stellte die Bundespolizei zahlreiche Ausweise, Reisedokumente und Aufenthaltstitel sicher. Beschlagnahmt wurden auch Smartphones und elektronische Speichermedien, die als Beweismittel in Frage kommen. Rund 33 000 Euro wurden zudem bei verschiedenen Beschuldigten gefunden. Die Auswertung der aufgefundenen Gegenstände dauert nach Informationen des Behördensprechers an.

gefunden auf: https://www.lvz.de/Leipzig/Polizeiticker/Polizeiticker-Leipzig/Gefaelschte-Fluechtlingsdokumente-Grossrazzia-der-Bundespolizei-in-Leipzig am 10.11.2021