250.000 Euro Sachschaden – Rechtsextremes Kampfsportzentrum vor Eröffnung abgebrannt

In der Nacht zu Dienstag ist eine Lagerhalle mit Fitnessgeräten in Halle abgebrannt. Die Ursache für den Brand ist unklar. Nach MDR Investigativ-Recherchen handelt es sich um das geplante Kampfsportgym „Gladiator Fight Academy“ von Kampfsportlern aus dem rechtsextremen Hooligan-Milieu.

Im Osten von Halle hat ein Brand in der Nacht zu Dienstag eine Lagerhalle zerstört. Nach Recherchen von MDR Investigativ handelt es sich dabei um das geplante Kampfsportgym „Gladiator Fight Academy“ von Kampfsportlern aus dem rechtsextremen Hooligan-Milieu. Die Polizei Halle bestätigte, dass dort in nächster Zeit ein Fitness- und Kampfsportstudio entstehen sollte. In der 20 mal 30 Meter großen Halle seien Fitnessgeräte gelagert worden. Nach ersten Schätzungen wird von einer Schadenssumme in Höhe von circa 250.000 Euro ausgegangen.

Wie eine Polizeisprecherin MDR SACHSEN-ANHALT sagte, stand das Gebäude im Kanenaer Weg beim Eintreffen bereits voll in Flammen. Das Feuer habe auch einen geparkten Lkw sowie einen angrenzenden Billardclub beschädigt. Die Brandursache sei noch unklar. Verschiedenen Medienberichten zufolge hatte die Feuerwehr Probleme mit der Löschwasserversorgung. Aus einem Hydranten in der Delitzscher Straße wurde deshalb Löschwasser angezapft und mit Tanklöschfahrzeugen zur Einsatzstelle gebracht.

Lagerhalle sollte Sportstudio für rechtsextreme Kampfsportszene werden

Die Polizei teilte mit, sie habe die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen und ermittele in alle Richtungen. Nach MDR-Investigativ-Informationen sollte das Training des neuen Sportclubs ab April in einem Gebäude in der Nähe des Hauptbahnhofs starten. Das wird jetzt nicht mehr möglich sein. Das Innenministerium Sachsen-Anhalt hatte dem MDR zuvor bestätigt, dass die geplante Eröffnung der Polizeiinspektion Halle bekannt war. Die Landespolizei könne hinsichtlich der möglichen Bedeutung des Clubs für die rechtsextreme Kampfsport-Szene aktuell keine valide Einschätzung vornehmen.

Initiatoren des Kampfsportzentrums bundesweit in rechtsextremer Szene vernetzt

Nach Recherchen von MDR Investigativ gehören zu dem Initiatorenkreis des geplanten Kampfsportzentrums unter anderem der rechtsextreme Kampfsportler Theo W. und der aus der Neonazi-Hooligan-Szene stammende Kämpfer Christopher H. Die zukünftigen Betreiber äußerten sich auf Anfrage von MDR Investigativ nicht.

Wer sind die Betreiber der geplanten „Gladiator Fight Academy“?

Theo W. ist ein bundesweit vernetzter Rechtsextremist, der jahrelang als Kindertrainer und Kämpfer beim Kampfsportclub „La Familia Halle“ aktiv war. 2021 wurde er wegen seiner Beteiligung bei Angriffen der Thüringer Neonazi-Hooligan-Gruppe „Jungsturm“ auf gegnerische Fußballfans zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach MDR-Investigativ-Informationen pflegte er bundesweit enge Kontakte zu anderen Hooligan-Gruppen und in das Geschäftsumfeld der Neonazi-Gruppierung „Kampfgemeinschaft“ aus Cottbus.

Christopher H. aus dem Umfeld der mittlerweile aufgelösten rechtsextremen Ultra-Gruppierung „Scenario Lok“ trat jahrelang sowohl für das aus der Neonazi-Hooligan-Szene hervorgegangene Leipziger „Imperium Fight Team“ als auch für „La Familia Halle“ an. Der Kampfsportler wurde 2020 wegen seiner Beteiligung an dem brutalen Angriff rechtsextremer Hooligans auf den Leipziger Stadtteil Connewitz im Januar 2016 wegen Landfriedensbruchs in einem besonders schweren Fall zu einer einjährigen Freiheitsstrafe mit zwei Jahren Bewährung verurteilt.

Ebenfalls zum Team der Initiatoren soll nach Recherchen von MDR Investigativ der Kampfsportler Hans K. gehören. K. trat bisher als Kämpfer sowohl für „La Familia Halle“ als auch für den Verein „Kickbox Team Cottbus 09 e.V.“ an, das in der Vergangenheit ebenso wie „La Familia Halle“ immer wieder durch Verbindungen von Kämpfern in die Neonaziszene auffiel. Im Dezember 2023 trat K. bereits unter dem Label Gladiator bei einer Kampfsportveranstaltung in Berlin an.

 

Valentin Hacken von „Halle gegen Rechts“ sagte MDR Investigativ: „Mit der angekündigten Eröffnung steht zu befürchten, dass hier ein Trainingsort für militante Neonazis entstehen könnte. Damit könnte auch die in Halle schwach organisierte Neonaziszene gestärkt werden.“

 

26. März 2024, 15:14 Uhr, MDR (Dirk Jacobs, Mario Köhne, Maren Wilczek, Sarah-Maria Köpf, Johanna Hemkentokrax, Jana Maier, Axel Hemmerling), dpa

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