Grußwort und Redebeitrag zum Tag der politischen Gefangenen

Am 18. März war der Tag der politischen Gefangenen. Unser Gefährte Benni sitzt seit dem 05. Januar in Untersuchungshaft in der JVA Leipzig, weil er zur Tag X Demonstration in Leipzig am 03. Juni einen Brandsatz auf das USK Dachau geworfen haben soll. Anlässig des Tages hat uns folgender Text von Benni erreicht:
*Editors note: Der Beitrag wurde bereits am 17.03. als Redebeitrag einer Kundgebung in Leipzig gehalten. Nachträglich haben wir noch auf Informationen gewartet, die dann doch nicht kamen. Naja, wie dem auch sei ;)*

Soligruppe Free Benni

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„Knast ist ein Zustand maximaler Auslieferung unter der Herrschaft. Den geschlossenen Reihen der Justizbehörden gegenüberstehend sind selbst die wenigen Rechte, die die Gefangenen noch haben nur Spielbälle der Beamten. Bist du nett zu den Wärter*innen und dazu noch Deutscher, der keine Probleme macht oder noch schlimmer, juristische Beschwerden anbringt, sind diese umgänglich. Wenn du es aber wagst den Mund aufzumachen, wird mit aller Macht versucht deinen Widerstand zu brechen. Diese Machtspielchen sind hier allgemein bekannt und werden vom Corpsgeist gedeckt. Einerseits weil der Staat den Knast als Disziplinierungs- und Machtinstrument braucht und andererseits weil Gefangene in unserer Gesellschaft keine Stimme haben oder auch nur sichtbar sind als Abschreckung für den Rest.

Nicht nur der Staat und seine Repressionsorgane profitieren von Knästen und den in ihnen gefangenen Personen. Die Profite des Knastsystems sind nicht nur autoritärer und ideologischer Natur. Auch im kapitalistischen Sinne gibt es Akteur*innen, die sich finanziell auf Kosten der Gefangenen bereichern. Firmen die am Knast in der Leinestrasse, in dem andere Gefangene und auch ich gerade sitzen, verdienen sind: Massak (diese Firma verkauft mit Monopolstellung Supermarktprodukte zu erheblich höheren Preisen an Gefangene weiter – https://taz.de/Teures-Essen-in-Gefaengnissen/!5867768/), Eiffage (baut aktuell die äußerste Knastmauer – https://www.eiffage.com/en/), PKE (installiert „notwendige“ Technik im Knast – https://www.pke-de.com), Mercedes (verkauft der Justiz Autos und Busse – https://www.mercedes-benz.de/passengercars/special-vehicles/police.html) und Telio (verdient als Telefonanbieter daran, dass Gefangene Kontakt zu Familie und Freund*innen halten wollen, um wenigstens so der Vereinzelung für einen gewissen Zeitraum zu entgehen und soziale Bindungen zu (er)halten https://taz.de/Geschaeft-mit-Knackis/!5071319/), ASB Security (stellt Überwachungsstrukturen für Knastleitung und Schließer*innen – https://asb-security.de/).

Überall auf der Welt nimmt die Repression zu und überall geht auch der Widerstand im Knast weiter. Ob Geannis und Nikos in Griechenland, Monika und Francesco in Chile, Alfredo in Italien oder Andreas in Deutschland, der Widerstand geht weiter, bis alle Knäste leer sind.

Free them all!“