Leipziger Campus Lorenzo fast fertig – Vermietung von Wohnungen läuft

Der Campus Lorenzo, das neue Sozial-Quartier im Leipziger Stadtteil Reudnitz-Thonberg, steht kurz vor der Vollendung. Mehr als 70 Wohnungen kommen auf den Markt. Doch die Freude ist getrübt: Der Investor aus Dresden schiebt Leipzig-Frust.

Sage und schreibe 16 Jahre hat es gedauert, bis aus der Idee Wirklichkeit wurde. Jetzt ist der Campus Lorenzo, das neue Sozial-Quartier im Leipziger Stadtteil Reudnitz-Thonberg, fast fertig. Das Areal Stötteritzer Straße/Riebeckstraße/Witzgallstraße war bis 2018 geprägt von der unansehnlichen Ruine des einstigen Paul-Lange-Seniorenheims. Künftig beherbergt es ein ambitioniertes Mehrgenerationen-Projekt. Dessen voraussichtliche Fertigstellung: Mai/Juni 2024.

Investor Basis d, ein Wohnungs(bau)unternehmen aus Dresden, die Johanniter-Akademie Mitteldeutschland, der Caritasverband Leipzig und die römisch-katholische Pfarrei Heilige Maria Magdalena Leipzig-Ost hatten bereits ausgangs der 2000er-Jahre die Köpfe zusammengesteckt und ein Vorhaben mit Wohn- und Serviceangeboten für vielfältige Lebenslagen und alle Altersgruppen ausgeheckt.

Mehr als 70 Wohnungen entstehen

Als erste Campus-Einrichtung wurde im Jahr 2019 die Caritas-Kindertagesstätte „Don Bosco“ fertig. Drei Jahre später ging die Ausbildungsstätte für medizinisch-pflegerische Berufe der Johanniter an den Start. Rund 1000 Schülerinnen und Schüler werden in der Akademie zu Notfall- und Rettungssanitätern, Erziehern und Pflegefachkräften geformt.

Ende des zweiten Quartals 2024 soll nun der dritte und letzte Bauabschnitt stehen: der Wohnbereich mit mehr als 70 Domizilen. Sie bieten ein bis vier Räume, sind 13 bis 163 Quadratmeter groß, mehrheitlich barrierefrei und mit Fußbodenheizung ausgestattet. Unter ihnen befindet sich ein Dutzend Sozialwohnungen.

Und überdies gibt es 41 Einheiten Betreutes Wohnen, für die die Caritas verantwortlich zeichnet. Bei dem katholischen Wohlfahrtsverband rangieren diese Wohnungen unter dem Begriff „Service- und Seniorenwohnen“, denn sie bilden mit weiteren Caritas-Offerten eine Sozialeinheit. Als da wären eine Tagespflege mit 15 Plätzen und eine Sozialstation, ein teilstationäres Angebot der Jugendhilfe und eine Physiotherapie. Letztere wird allerdings getragen vom Ambulanten Rehazentrum des Leipziger St.-Elisabeth-Krankenhauses.

„Wir wollen die Selbstständigkeit der Bewohner auch im hohen Alter erhalten und ihnen eine selbstbestimmte Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben ermöglichen“, betont Tobias Strieder, der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes Leipzig. „Wer hier einzieht, hat die Gewissheit, dass er aufgefangen wird, wenn die körperlichen und geistigen Kräfte nachlassen“, ergänzt Grit Riethmüller, Fachbereichsleiterin Kranken- und Seniorenhilfe bei der Caritas. „Auch eine Betreuung bei Pflegegrad 5 ist möglich.“

Investor übt Kritik an Stadtverwaltung

Jörg Wimmer, Geschäftsführer von Investor Basis d, bekennt sich nach wie vor zum Campus-Lorenzo-Motto „Gemeinsam Leben gestalten“. Allerdings hätte er an der Umsetzung dieses hehren Zieles gern schon etwas früher gearbeitet. Ursprünglich war die Vollendung des Projekts für 2021 geplant. Und eigentlich sollte das Ganze mal zwischen 25 und 30 Millionen Euro kosten. Nun werden es wohl 35 Millionen Euro.

Die wirtschaftliche Entwicklung der jüngeren Vergangenheit, die steigenden Bankzinsen und die explodierenden Baukosten haben Folgen. Die einstmals ins Auge gefasste Kaltmiete in Höhe von 8 bis 9 Euro, maximal 10 Euro je Quadratmeter ist Geschichte. Aufgerufen werden nun im Durchschnitt 13 bis 14 Euro. Für die Mini-Apartments, die das Wohnungsunternehmen an Studenten und Auszubildende vermieten will, werden 17 Euro je Quadratmeter fällig.

„Es ist leider, leider sehr viel Zeit ins Land gegangen, ehe wir überhaupt loslegen konnten“, beklagt Firmenchef Wimmer. Diverse Ämter in der Leipziger Stadtverwaltung hätten ihm, den Geschäftspartnern und Mitarbeitern das Leben nicht unbedingt leicht gemacht.

„Genehmigungsprozesse wollten einfach kein Ende nehmen, drei Architekten haben wir darüber verschlissen. Aus Dresden kennen wir so etwas nicht. Da läuft das anders, dort läuft das besser“, schildert der Bauherr. Beim Gedanken an mögliche weitere Vorhaben in Leipzig fühle er sich inzwischen „ziemlich demotiviert“.

Zunächst aber soll der Campus Lorenzo für alle sichtbar eine frühere Reudnitzer Schmuddelecke für immer vergessen machen. Die Vermietung der Wohnungen ist angelaufen. Bis zur Fertigstellung des Musterprojekts dauert es nur noch ein paar Monate. Dann hat Leipzig ein Quartier mit einem besonderen Gesicht. Ein Stück Stadt, in dem es sozialer zugehen soll als anderswo.

Weiterführende Informationen auf der Webseite www.campus-lorenzo.de