Gedenktafel für rassistische „Völkerschau” in Leipzig mit Lok-Leipzig-Graffiti beschmiert
Im Clara-Zetkin-Park erinnert eine Stele an die rassistische „Völkerschau” von 1897 in Leipzig. Seit November ist sie mit einem Lok-Leipzig-Grafitti beschmiert. Die Reinigung lässt auf sich warten.
Den Clara-Zetkin-Park, so wie er heute ist, verdanken die Leipzigerinnen und Leipziger der „Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung” (STIGA) von 1897. Für die Messe wurde die heutige Parkanlage erschlossen – der Musikpavillon etwa und das Glashaus im Clarapark sind damals für die Messe gebaut worden. Am Eingang zum Park, in Richtung Musikerviertel, erinnert seit 2022 eine Stele an die dunkle Geschichte der Ausstellung: Dort wurden 1897 Menschen aus dem heutigen Tansania, Burundi und Ruanda auf einer sogenannten „Völkerschau” dem Publikum vorgeführt.
Hinter einer doppelten Umzäunung mussten 47 Männer, Frauen und Kinder aus der damaligen Kolonie „Deutsch-Ostafrika” ihren Alltag nachstellen und angebliche traditionelle Tänze und Schaukämpfe zeigen. Sie wurden von den deutschen Kolonialmächten als unterentwickelt dargestellt. Von ihrem Schicksal und den sogenannten „Völkerschauen”, die in ganz Europa stattfanden, erzählt die Gedenkstele nordwestlich des Bassins in der Anton-Bruckner-Allee. Auf ihr ist jedoch nicht mehr viel zu erkennen, seit sie im November mit einem Lok-Leipzig-Graffiti beschmiert wurde.
„Die Idee der Erinnerung ist verschwunden“
Bisher hat die Stadt Leipzig nichts unternommen, um den Schaden zu beseitigen. „Wir kritisieren, dass die Stadt sich nicht um das Denkmal kümmert. Die Idee der Erinnerung ist verschwunden“, sagt Ras Yohannes von „Colonial Memory: ReTelling DOAA“. Die Gruppe entwarf die eine Seite der Stele, die Stadt Leipzig die andere. Das Bündnis „ReTelling DOAA“ bildete sich, um auch diesen bislang wenig bekannten Aspekt der STIGA zu beleuchten. Es besteht aus Vertretern und Vertreterinnen der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) Leipzig, des Kollektivs diversif, der AG Leipzig Postkolonial und Einzelpersonen.
Die Stadt teilt auf LVZ-Anfrage mit, dass die notwendigen Absprachen laufen würden, damit das Denkmal gesäubert werden kann. „Eine Beauftragung der Reinigung erfolgt umgehend nach Abschluss der Prüfungen durch das zuständige Fachamt.“ „ReTelling DOAA“ gehe nach eigenen Angaben nicht davon aus, dass es sich bei den Schriftzügen um eine politische Aktion handelt.