Thüringen und Hessen – „Knockout 51″: Ermittler durchsuchen Wohnungen von rechtsextremer Kampfsportgruppe

Schwere Gewalttaten gegen Linke, Waffen und Körperverletzung – die Kampfsportgruppe „Knockout 51″ gilt als gefährliche rechtsextreme Gruppierung. Beamte haben nun Häuser in Thüringen und Hessen durchsucht. Die Aktion richtet sich auch gegen Altbekannte aus der Szene.

Für Ermittlungen gegen eine Neonazi-Kampfsportgruppe haben rund 200 Beamte Wohnräume und andere Objekte in Thüringen und Hessen durchsucht. Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen zwölf Beschuldigte im Alter von 16 bis 59 Jahren, wie das Landeskriminalamt Thüringen (LKA) am Mittwoch mitteilte. Den vier Frauen und acht Männern werden die Mitgliedschaft und Unterstützung der kriminellen Vereinigung „Knockout 51“ sowie Gewaltdelikte und Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen.

Am Mittwochmorgen wurde zudem ein Haftbefehl gegen einen 21-Jährigen vollstreckt. Der Mann wurde in Eisenach festgenommen. Eisenach gilt als ein Schwerpunkt der rechtsextremen Szene in Thüringen. Dort gibt es Treffpunkte, in denen etwa Konzerte mit rechtsradikalen Texten stattfinden.

Zudem soll „Knockout 51“ laut Thüringer Verfassungsschutzbericht 2021 wiederholt in der Szene bekannte Räumlichkeiten in Eisenach für Kampfsporttrainings genutzt haben. Bei den Hauptprotagonisten von „Knockout 51“ handele es sich um mitunter langjährige Rechtsextremisten aus dem Raum Eisenach, heißt es weiter im Verfassungsschutzbericht.

Durchsucht wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft Gera fünfzehn Wohnräume und andere Aufenthaltsorte der Beschuldigten in Thüringen, einer davon nahe Jena, die anderen in und in der Nähe von Eisenach. Zudem hatten die Beamten demnach ein Objekt in Bad Wildungen in Hessen durchsucht. Es sei unwahrscheinlich, dass bereits am Mittwoch Ergebnisse der Durchsuchungen genannt werden könnten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Thomas Riebel.

Bei „Knockout 51“ handelt es sich laut dem Landeskriminalamt um eine dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnende Kampfsportgruppe in Eisenach. Die Gruppe soll laut dem Generalbundesanwalt spätestens ab April 2021 auf Körperverletzungen und die Tötung von Angreifern aus dem linksextremen Lager ausgerichtet gewesen sein.

Prozess gegen vier mutmaßliche Mitglieder

Aktuell stehen vier mutmaßliche Mitglieder der rechtsextremen Gruppierung vor dem Thüringer Oberlandesgericht in Jena. In dem Verfahren wirft der Generalbundesanwalt den Angeklagten im Alter zwischen 21 und 25 Jahren vor, schwerste Straftaten vorbereitet zu haben. Nach den Ermittlungen waren alle Männer Mitglieder der in Eisenach angesiedelten Gruppierung „Knockout 51“.

Die aktuellen Durchsuchungen stünden nicht im direkten Zusammenhang mit dem Prozess, sagte Riebel. Indirekt aber bestehe ein Zusammenhang, da die nun Beschuldigten Verbindungen zu der kriminellen Gruppierung haben sollen.


MDR 30.11.2023

Razzia bei Neonazi-Gruppe „Knockout 51“: Polizei sichert gefährliche Gegenstände

Bei Ermittlungen gegen mutmaßliche Mitglieder der Neonazi-Gruppe „Knockout 51“ hat die Polizei Datenträger sichergestellt. Außerdem wurden bei der Razzia Messer und eine Softair-Pistole gefunden.

Bei Razzien in der rechtextremistischen Szene am Mittwoch in Thüringen und Hessen hat die Polizei nach Angaben der Staatsanwaltschaft Gera Datenträger und gefährliche Gegenstände sichergestellt. Dazu gehören Messer und eine sogenannte Softair-Pistole. Auch Aufkleber des in Deutschland verbotenen rechtsextremen Netzwerks „Blood and Honour“ seien sichergestellt worden. Die Staatsanwaltschaft will die Handys und Datenträger nun auswerten.

Hunderte Polizisten bei Razzia in Eisenach im Einsatz

Rund 200 Beamte hatten aufgrund von Ermittlungen gegen die Neonazi-Kampfsportgruppe „Knockout 51“ insgesamt 15 Wohnräume und andere Aufenthaltsorte der Beschuldigten in Thüringen durchsucht – vor allem im Raum Eisenach und in Jena. Auch ein Objekt in Bad Wildungen in Hessen hatten die Beamten unter die Lupe genommen. In Eisenach wurde bei den Durchsuchungen ein 21-Jähriger festgenommen. Gegen ihn lag ein Haftbefehl vor.

Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen zwölf Beschuldigte im Alter von 16 bis 59 Jahren, wie das Landeskriminalamt Thüringen und die Staatsanwaltschaft Gera mitteilten. Den vier Frauen und acht Männern wird unter anderem die Mitgliedschaft und Unterstützung der rechtsextremen Vereinigung „Knockout 51“ vorgeworfen.

Prozess gegen mutmaßliche „Knockout 51“-Mitglieder am Oberlandesgericht

Aktuell müssen sich bereits vier mutmaßliche Mitglieder von „Knockout 51“ vor dem Oberlandesgericht in Jena verantworten. Der Generalbundesanwalt wirft den Angeklagten unter anderem die Bildung einer kriminellen Vereinigung, Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung in mehreren Fällen vor.


MDR 29.11.2023

Das Gewaltnetz: Wieder Razzien in Eisenach gegen „Knockout 51“ – Wer steckt dahinter?

Sie sollen bewaffnet Jagd auf politische Gegner gemacht, Polizisten angegriffen und versucht haben, in Eisenach einen sogenannten „Nazi-Kiez“ zu etablieren. Am Mittwoch gab es in Thüringen wieder Razzien und auch eine Festnahme im Zusammenhang mit dem Eisenacher Kampfsport-Netzwerk „Knockout 51“.

Rund 200 Beamte von LKA, BKA und der Bereitschaftspolizei haben seit dem frühen Mittwochmorgen Wohnungen und Treffpunkte der Neonaziszene in Eisenach, Jena und Osthessen durchsucht. Laut dem Thüringer Landeskriminalamt galten die Razzien zwölf mutmaßlichen Mitgliedern und Unterstützern der Neonazi-Kampfsportgruppe „Knockout 51“ im Alter zwischen 16 bis 59 Jahren.

Den Beschuldigten werden die Mitgliedschaft und die Unterstützung einer kriminellen Vereinigung und teilweise auch Gewaltdelikte und Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen.

Durchsuchungen offenbar auch gegen Jugendgruppe

Der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Gera, Thomas Riebel sagte dem MDR, es gebe den Verdacht, dass die Beschuldigten die Aktivitäten der Gruppe fortgeführt haben. Nach Informationen von MDR Investigativ richten sich die aktuellen Durchsuchungen auch gegen einen Teil der Jugendgruppe von „Knockout 51“, die an schweren Gewalttaten beteiligt gewesen seien soll.

So wurde im Zuge der Razzien ein 21-Jähriger festgenommen, der nach MDR-Recherchen zum engsten Kreis der Gruppe gehören soll.

Bereits Prozess gegen Gruppenmitglieder vor OLG

Seit August müssen sich bereits vier mutmaßliche Mitglieder der Neonazi-Kampfsportgruppe vor dem Thüringer Oberlandesgericht unter anderem wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung, gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch verantworten. Sie sollen zwischen 2019 und 2021 mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt haben, Jagd auf Linke gemacht und im Zuge von Corona-Protesten Polizisten und Gegendemonstranten angegriffen haben.

Spätestens ab April 2021 sei die Gruppe mit Tötungsabsicht gegen politische Gegner vorgegangen – so der Vorwurf der Bundesanwaltschaft. Ein weiteres Ziel sei die Etablierung eines sogenannten „Nazi-Kiez“ in Eisenach gewesen. Gegen weitere Unterstützer und mutmaßliche Mitglieder wurde bereits schon länger ermittelt.

Ermittlungen gegen rechtsextreme Kampfsportgruppe gehen weiter

Dass der Komplex „Knockout 51“ aus Sicht der Ermittlungsbehörden nicht abgeschlossen ist, zeigen die aktuellen Durchsuchungen. Ziel sei es gewesen, weitere mögliche Beweismittel sicherzustellen, teilte das Thüringer Landeskriminalamt am Mittwochmorgen in einer Pressemitteilung mit.

Durchsucht wurde unter anderem auch das sogenannte „Flieder Volkshaus“, die Landesgschäftsstelle der Partei „Die Heimat“ – ehemals NPD – in Eisenach. Sie galt und gilt Szenekennern als einer der aktuell bundesweit wichtigsten Vernetzungsräume der militanten Neonazi-Szene. Nach Informationen von MDR Investigativ gehen dort Kader der mittlerweile verbotenen Netzwerke „Blood & Honour“, „Combat 18“ und „Hammerskins“ ein und aus.

Nahezu ungestört finden jeden Monat Neonazi-Konzerte im „Flieder Volkshaus“ statt. Für die Mitglieder von „Knockout 51“ und die Eisenacher Neonazi-Szene ist die Parteizentrale ein wichtiger Rückzugs- und Organisationsort, auch Kampfsporttrainings fanden dort statt.

Mobit nennt Razzien „beachtlich“

Felix Steiner von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Thüringen (Mobit) nannte die erneuten Razzien gegen das Netzwerk beachtlich.

„Sie zeigen zum einen, dass mit dem Hauptverfahren am Oberlandesgericht Jena bei weitem nicht alle Verantwortlichen vor Gericht sitzen. Zum anderen wirft das erneute Vorgehen der Polizei Fragen auf: Warum ist nun nach Monaten der Ermittlungen des BKA das LKA Thüringen wieder federführend? Und: Welche neuen Erkenntnisse liegen den Behörden vor, die ursächlich für die neuen Razzien sind?“, so Steiner weiter.

Mitglieder und Unterstützer trotz Ermittlungsdruck weiter aktiv

Nach Recherchen von MDR Investigativ ist die Gruppe trotz der laufenden Ermittlungen und des Großverfahrens am Oberlandesgericht weiter aktiv. Mutmaßliche Mitglieder und Unterstützer, die noch auf freiem Fuß sind, vernetzten sich in den vergangenen Monaten weiter in militante bundesweite Netzwerke.

Nach MDR-Recherchen nahmen sie unter anderem an Aktivitäten eines Wuppertaler Rockerclubs namens „Ghost Gang MC“ teil, der nach Angaben des LKAs Nordrhein-Westfalen Verbindung in die rechtsextreme Szene hat. So trat im September Benjamin S., ein mutmaßliches Mitglied von „Knockout 51“, für den „Ghost Gang MC“ als Kämpfer bei einer Kampfsportveranstaltung der Hell´s Angels in Lahr in Baden-Württemberg an. Weitere „Knockout 51“-Mitglieder und Unterstützer reisten an.

Mobit-Sprecher Felix Steiner sagte dem MDR, es bleibe die Hoffnung, dass die Behörden auch diese aktuellen Verbindungen der Gruppe zur Organisierten Kriminalität im Fokus behalten. „Der Ghost Gang MC aus Wuppertal scheint durch die teilweise Einbindung seiner Mitglieder in Neonazi-Netzwerke eine Art Scharnier zwischen extrem rechter Szene und Motorradclubs zu bilden“, so der Mobit-Sprecher.