Jahrestag der Leipziger „Querdenken“-Demo: Nur wenige Protestierende marschieren um den Ring
Statt Tausenden kamen weniger als 200: Zum Jahrestag der Leipziger „Querdenken“-Demo von 2020 wollte die Bewegung „Aufbruch 2023“ erneut groß demonstrieren. Doch der Gegenprotest zog etwas mehr Menschen an.
Leipzig. 5000 Teilnehmer hatte die Bewegung „Aufbruch 2023“ angemeldet – doch lediglich knapp 200 Menschen kamen am Samstagnachmittag auf den Leipziger Augustusplatz, um zuerst auf einer dreistündigen Kundgebung und später mit einem Protestzug um dem Innenstadtring zu demonstrieren. Die Zahl der Gegendemonstranten war mit rund 300 etwas höher.
Die Polizei hatte die zwei Gruppen mit Absperrgittern auf beiden Seiten der Straßenbahn-Gleise weiträumig voneinander getrennt. Auf der Opernseite wetterten mehrere Redner vor allem gegen die Ampel-Regierung, die Europäische Union und die USA. „Die nächste Pandemie ist bereits in Planung“, behauptete eine Rednerin. An der Bühne rief ein Plakat dazu auf, Sanktionen gegen Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine zu beenden. Auch an der bundesdeutschen Solidarität mit Israel wurde in Reden Kritik geübt, teilweise in antisemitischen Anspielungen.
Info-Stände von Rechtsextremen bei Demo in Leipzig
Eine angebliche „Galerie der Aufklärung“ enthielt Behauptungen wie „Masken enthalten Gifte“ und „Ungeimpfte 1200 Prozent gesünder als Geimpfte“. Die vom sächsischen Landesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Partei „Freie Sachsen“ hatte ebenso einen Info-Stand aufgebaut wie die ebenfalls als rechtsextrem geltende angebliche Gewerkschaft „Zentrum“.
Ein Teilnehmer zeigte einen nationalsozialistischen Gruß. Die Polizei stellte ihn. Ein Redner gab das Ziel aus: „Wir wollen unser Land zurückerobern.“ Der umstrittene einstige Ballermann-Sänger Björn Banane sang, dass „die alte Welt am Ende“ sei.
Auf der Gewandhaus-Seite des Augustusplatzes kritisierte ein Redner den „organisierten Rassismus und Antisemitismus“ der Bewegung. „Zeigen wir ihnen, dass sie in Leipzig nicht willkommen sind“, sagte er. Die Initiative „Leipzig nimmt Platz“ hatte zum Gegenprotest aufgerufen, dem sich unter anderem die „Omas gegen Rechts“ anschlossen.
Drei Jahre nach großer „Querdenken“-Demo in Leipzig
Um 17.20 Uhr begann die Bewegung „Aufbruch 2023“ zu Marschtrommeln mit ihrem Demonstrationszug um den Leipziger Ring. Die gesamte Strecke war entlang der Straße zum Gehweg hin mit Gittern abgesperrt, um gewaltvolle Auseinandersetzungen zu verhindern. Zeitweilig war daher beispielsweise der Zugang zur Straßenbahn-Haltestelle am Leuschnerplatz und zur Südvorstadt für alle Passanten gesperrt, die etwa nach samstäglicher Einkaufstour aus Richtung Innenstadt kamen.
Dennoch gelang es Gegendemonstranten immer wieder, die Route mit Sitzblockaden kurzzeitig zu versperren. In der Nähe der Thomaskirche genehmigte die Versammlungsbehörde eine solche Sitzblockade mit rund 20 Personen und führte den Protestzug drumherum, der gegen 18.30 Uhr wieder den Augustusplatz erreichte.
Vor knapp drei Jahren, am 7. November 2020, hatten mehrere Zehntausend sogenannte „Querdenker“ in Leipzig gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Dabei war es zu Ausschreitungen gekommen. Die Bewegung „Aufbruch 2023“ hatte im Vorfeld unter anderem mit Verweis auf den nahenden dritten Jahrestag versucht, für die Demo zu mobilisieren.