Feuer in Leipziger Hotels: Klimaaktivist als Serienbrandstifter angeklagt

Sein Blick ist starr, auf seinem Hoody steht: „System Change – Not Climate Change!“ Klimaaktivist [Name]  (25) soll am Rande der Besetzung des Waldstücks Heidebogen („Heibo“) bei Ottendorf-Okrilla nördlich von Dresden festgenommen worden sein. Deshalb versammeln sich zum Prozessauftakt an diesem Montagmorgen vor dem Landgericht Leipzig auch eine Handvoll Unterstützer zu einer Solidaritätskundgebung, fordern Freiheit für den Angeklagten und „eine Welt ohne Knäste“. Dabei geht es in der Hauptverhandlung gegen den Angeklagten aus Oberhausen gar nicht um den Wald und das Klima. Die Staatsanwaltschaft hält [Name] für einen Serienbrandstifter, der um den Jahreswechsel mehrmals Feuer in Leipziger Hotels gelegt hat.

Es war am 28. Dezember 2022 gegen 4.15 Uhr, als [Name] laut Anklage im Flur der zweiten Etage des Penta-Hotels am Großen Brockhaus einen Brandmelder anzündete. Mehrere Hotelgäste klagten wegen des Rauchgases über Husten und einen brennenden Hals. Der Sachschaden wurde auf mehr als 12.500 Euro beziffert. Schlimmeres sei durch das schnelle Löschen von Hotelgästen verhindert worden. Etwa drei Stunden später brannte es auf der Etage erneut. Diesmal soll der Angeklagte eine Pizzapackung angezündet haben, „um das Gebäude in Brand zu setzen“, so Staatsanwältin Karin Schultrich. Der schwer entflammbare Fußboden und Wände wurden verrußt, der Schaden lag bei mehr als 13.000 Euro.
Am frühen Morgen des Neujahrstages 2023, kurz nach 6 Uhr, habe [Name] auf der Herrentoilette des Lokals „Spizz“ im Stadtzentrum einen Abfallbehälter angezündet und kurz darauf den Notruf gewählt, so die Anklagebehörde. Am Telefon soll er behauptet haben, dass es hier bei einem Feuer zwölf Verletzte gegeben hätte, woraufhin die Feuerwehr mit einem größeren Aufgebot ausrückte. Mehr als eine Stunde später zündete er laut den Erkenntnissen der Ermittler im Book-Hotel in der Auguste-Schmidt-Straße im Zentrum-Südost einen Abfallbehälter an und alarmierte erneut die Feuerwehr. Kurz vor 10.15 Uhr habe er in einem Zimmer im Motel One am Augustusplatz ein Bett angezündet und dann den Raum verlassen. Der Schaden belief sich nach Polizeiangaben auf etwa 18.000 Euro.
Zwei Tage später, am 3. Januar, gab es dann Feueralarm im Meininger-Hotel am Brühl. Hier soll [Name] gegen 5.15 Uhr ein Taschentuch angezündet und auf einem Flur in einen Brandmelder gesteckt haben. Die Polizei evakuierte nach eigenen Angaben rund 50 Hotelgäste, der Brand erlosch von selbst.

Staatsanwaltschaft: Angeklagter betrog bei Hotelrechnungen
Allein diese Anklage umfasst insgesamt acht Taten. Es geht unter anderem um schwere Brandstiftung, gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung und Missbrauch von Notrufen. In einer weiteren Anklageschrift sind mehrere Betrugsfälle aufgelistet. Demnach soll sich [Name] im Oktober und November 2022, vor allem aber während der Brandserie, mehrere Wochen lang in Leipziger Hotels einquartiert haben, ohne die Rechnungen zu bezahlen. Für die Buchungen habe er Daten einer ungültigen Kreditkarte verwendet, so Staatsanwältin Schultrich. Der Gesamtschaden lag bei mehr als 2500 Euro. Die Polizei kam dem mutmaßlichen Feuerteufel schließlich durch einen Abgleich der Gästelisten in den Hotels auf die Spur.

Zum Prozessauftakt räumt [Name] über seinen Anwalt die Anklagevorwürfe weitgehend ein. Allerdings will er die Brandmelder nur deshalb angezündet haben, um einen Feueralarm auszulösen, nicht um Schaden anzurichten oder gar Menschen zu gefährden. Nachfragen beantwortet er allerdings nicht. Sein Tatmotiv bleibt daher zunächst im Dunkeln. Für den Prozess sind noch fünf Verhandlungstage geplant. Dem Angeklagten droht eine mehrjährige Haftstrafe.

 

07.08.2023, https://www.lvz.de/lokales/leipzig/feuer-in-leipziger-hotels-klimaaktvist-als-serienbrandstifter-angeklagt-4DO3X4QGQZH7TLWBR4XGTHBPAE.html