Leipzig: Schon sieben Anschläge auf Privatautos von Polizisten

Nach dem linksautonomen „Tag X“ in Leipzig kommt es noch immer zu Manipulationen an Privatautos von Polizisten. Nun ermittelt die Soko Linx des Landeskriminalamtes. Die Deutsche Polizeigewerkschaft fürchtet, dass es nicht bei Anschlägen auf Fahrzeuge bleibt.

Die Täter lockern Radmuttern oder schlitzen Reifen an: Nach Anschlägen auf Privatautos von Polizeibeamten hat nun die auf Linksextremismus spezialisierte Soko Linx des sächsischen Landeskriminalamtes (LKA) die Ermittlungen übernommen. Dies teilte die Behörde am Donnerstag auf Anfrage der LVZ mit. Mithin schließt man einen politischen Hintergrund der Taten nicht aus. Ob es einen Zusammenhang zum linksautonomen „Tag X“ Anfang Juni in Leipzig gibt, als die ersten Fälle auftraten, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) sind gegenwärtig sieben Fälle allein seit Anfang Juni bekannt, berichtete die sächsische Landesvorsitzende Cathleen Martin auf Anfrage. Diese Häufung sei besorgniserregend. In der Vergangenheit habe es in Leipzig allenfalls vereinzelt derartige Anschläge gegeben. Zum Vergleich: In Frankfurt/Main gab es vor einiger Zeit Aufregung, weil rund um das Polizeipräsidium an fünf Polizisten-Autos manipuliert worden war – dies allerdings im gesamten Jahr. In Berlin registrierte die Polizei mal binnen Jahresfrist 34 entsprechende Anzeigen, doch da waren nicht nur Polizisten betroffen.

„Sobald etwas klappert, denkt man an das Schlimmste“

„In Leipzig passiert derzeit alle zwei, drei Tage etwas“, so Martin. Besonders häufig würden Täter auf der vorderen linken Fahrzeugseite drei der fünf Radmuttern lockern. Nach den ersten drei Fällen unmittelbar zum „Tag X“ im Umfeld der Polizeidienststelle in Leipzig-Paunsdorf habe es weitere, ähnlich gelagerte Fälle gegeben. Zuletzt soll es in der Nacht zum Mittwoch einen Beamten aus dem Leipziger Umland erwischt haben.

Auch die Gewerkschafterin, an deren Auto schon vor Jahren gezündelt worden war, durchlebte dieser Tage auf einer Dienstfahrt einen Schreckmoment, konnte aber die von Unbekannten gelockerten Radmuttern unterwegs in einer Werkstatt festziehen lassen, bevor Schlimmeres passierte.

Spätestens seit diesem Tag gehe sie jeden Morgen um ihr Auto herum und prüfe alle Radmuttern. „Sobald etwas während der Fahrt klappert, denkt man an das Schlimmste“, sagt die sächsische DPolG-Chefin. Schon als erstmals bekannt wurde, dass an Autos von Beamten, die am „Tag X“ im Einsatz waren, Reifen angestochen und Radmuttern gelöst wurden, hatte Martin deutliche Worte gefunden: „Aus meiner Sicht ist das ein versuchtes Tötungsdelikt.“ Das sächsische Innenministerium hatte damals bestätigt: „Es sind Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen bekannt geworden.“

Gewerkschaft fordert gesicherte Parkplätze

Die Polizeidirektion nehme die Situation jedenfalls „mehr als ernst“, so Martin. So soll jetzt auch ein spezielles Lagebild zu diesem Tatkomplex erstellt worden sein, um zielgerichteter analysieren und ermitteln zu können. Zudem seien alle Kollegen im Intranet noch einmal sensibilisiert worden, vor Fahrtantritt das eigene Auto gründlich zu überprüfen. Zumal es inzwischen nicht mehr nur im Umfeld von Dienststellen zu Manipulationen gekommen sei, sondern auch im privaten Wohnumfeld von Beamten.

Um Beamte künftig besser zu schützen, fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft eine Auskunftsperre für Polizisten, damit ihre Daten auf Anfrage nicht herausgegeben werden dürfen. Martin setzt sich außerdem für abgesicherte Behördenparkplätze an Dienststellen ein. Angesichts der jüngsten Fälle spreche einiges dafür, dass Polizisten gezielt ausgespäht und beispielsweise bei Dienstschluss auf dem Weg zu ihrem Auto verfolgt wurden. „Die Täter sind gut strukturiert und organisiert“, meint Cathleen Martin. Sie befürchtet, dass eines Tages die nächste Eskalationsstufe gezündet wird und Beamte direkt an ihrem Zuhause angegriffen werden könnten.