Nach „Tag X“ in Leipzig – Polizeieinsatz bei Grimmaer Ex-OB-Kandidat und „Goldene Henne“-Gewinner

Tobias Burdukat ist in Grimma und über die Kleinstadt hinaus bekannt. Für sein soziales Engagement wurde er ausgezeichnet. Nun bekam der 40-Jährige Besuch von der Polizei – zu tun hat das indirekt mit „Tag X“ in Leipzig.

Die Polizei hat am Freitag die Wohnung von Tobias Burdukat durchsucht. Der 40-jährige Sozialarbeiter hatte sich vergangenes Jahr um das Amt des Oberbürgermeisters von Grimma beworben. 2016 erhielt er die „Goldene Henne“ in der Kategorie „Charity“. Was bisher bekannt ist.

Dem 40-Jährigen wird „gefährdendes Verbreiten personenbezogener Daten“ vorgeworfen, sagt der Freie Journalist Thomas Datt, der am Freitagabend in Grimma mit vor Ort gewesen ist. Der Sozialarbeiter soll mehrere Tweets über einen Staatsanwalt geteilt haben, der beim Leipziger „Tag X“ am 3. Juni vermummt bei der Einkesselung von etwa 1000 Menschen dabei war. Unter anderem soll Burdukat über seinen Account „pudding83“ getwittert haben, dass dieser Staatsanwalt in Grimma wohne. Zudem retweetete er dessen Foto aus einer Juristenzeitschrift.

Auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft Dresden erließ ein Richter den Durchsuchungsbeschluss, der vom sächsischen Landeskriminalamt (LKA) umgesetzt wurde. Während sowohl Generalstaatsanwaltschaft als auch LKA am Samstag nicht zu erreichen waren, bestätigte die Pressestelle der Leipziger Polizei die Durchsuchungsaktion in Grimma gegenüber der LVZ mit Verweis auf die zuständigen Stellen.

Die Durchsuchung der Wohnung des Beschuldigten lief Zeugenaussagen zufolge eher diskret ab: Lediglich ein Polizeiwagen habe in der Nähe des Wohnhauses gestanden. Ein Nachbar berichtete gegenüber der LVZ, dass sowohl maskierte Polizisten als auch Ermittler in Zivil im Einsatz waren. Burdukat sei während der Maßnahme mit in der Wohnung gewesen. Ob er derzeit in Polizeigewahrsam ist oder wo sich der Sozialarbeiter sonst befindet, ist unklar. Energisch widersprach ein Nachbar, der anonym bleiben will, Gerüchten, Burdukat sei verhaftet worden: „Das stimmt definitiv nicht“. Ein Kontakt zu ihm kam am Samstag nicht zustande.

Kasek spricht von „Einschüchterungsversuch“

Jürgen Kasek, der für Bündnis 90/Die Grünen im Leipziger Stadtrat sitzt und Versammlungsleiter der Demonstration am 3. Juni in Leipzigs Südvorstadt war, kritisiert das Vorgehen gegen Burdukat. „Es handelt sich aus meiner Sicht um einen Einschüchterungsversuch. Denn Burdukat hat ausschließlich aus öffentlichen Quellen zitiert.“ Kasek machte den Vorfall auf seinem Twitter-Kanal auch publik.

Die Staatsanwaltschaft müsse Kritik aushalten können. „Der Staatsanwalt war im Einsatz vermummt, sodass es ein besonderes öffentliches Interesse an dem Vorgang gibt. Es dürfte erstmals so gewesen sein, dass sich ein Staatsanwalt bei einem derartigen Versammlungsgeschehen unkenntlich macht.“

Die Linken-Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz schließt sich in einer ersten Reaktion an. Den Einsatz der Polizei bezeichnet sie als „völlig überzogen“. Auf der Liste der Linken hatte sich der parteilose Burdukat im vorigen Jahr um das Amt des Oberbürgermeisters von Grimma beworben. „Tobias Burdukat engagiert sich für junge Menschen und wendet sich gegen die extreme Rechte“, so die Grimmaerin, die viele Jahre selber im Stadtrat saß.

Burdukat konzipierte das Dorf der Jugend in Grimma. „Ich wollte Jugendarbeit im ländlichen Raum anders denken“, erklärte er vergangenes Jahr gegenüber der LVZ. Das brachte ihm 2016 die „Goldene Henne“ in der Kategorie Charity ein. Seit 2020 steht er der für die Bewirtschaftung und Sanierung der Alten Spitzenfabrik gegründeten Between the Lines gGmbH als Geschäftsführer vor.

LVZ


Merle Aarents Tag24 26.06.2023

Gefährdende Tweets über vermummten Staatsanwalt am „Tag X“? Behörden ermitteln gegen Ex-OB-Kandidat

Grimma/Dresden – „Tag X“ wirkt auch weiter nach: Die Dresdner Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Mann (40) aus Grimma, weil er via Twitter persönliche Informationen über einen Leipziger Staatsanwalt veröffentlicht haben soll. Dieser war selbst vermummt im Einsatz, als mehr als 1000 Personen von der Polizei eingekesselt worden sind.

Bei dem Beschuldigten handelt es sich um Tobias Burdukat – ein Sozialarbeiter, der im vergangenen Jahr für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Grimma kandidiert, jedoch deutlich gegen den bisherigen Amtsinhaber Matthias Berger (55, parteilos) verloren hatte.

Wie die Generalstaatsanwaltschaft Dresden am Montag mitteilte, gab es am vergangenen Freitag Durchsuchungen bei dem 40-Jährigen, bei denen elektronische Geräte als Beweismittel sichergestellt worden seien.

Hintergrund: Burdukat soll auf seinem Twitter-Account mehrere Retweets verbreitet haben, die Hinweise enthielten, „die zu einem gewaltsamen Einwirken auf einen Staatsanwalt hinwirken sollten“.

Inhalt eines Retweets sei gewesen: „Hier auch mal ohne Maske – falls er euch in den leeren Gassen Grimmas mal über den Weg läuft.“

Außerdem soll der Beschuldigte auch Informationen über den Beamten veröffentlicht haben, die unter anderem dessen angeblichen Wohnort beinhalteten.

Staatsanwaltschaft ermittelt: Beschuldigtem könnte Freiheitsstrafe drohen

Erst in der vergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass ein Bereitschaftsstaatsanwalt und eine Polizistin sich am „Tag X“ vor Ort vermummt haben, um sich vor gewalttätigen Angriffen zu schützen.

Auch jetzt bestehe eine „erhebliche Gefahr, dass gewaltbereite Twitter-Nutzer aus der linken Szene aufgrund der Tweets des Beschuldigten Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit des geschädigten Staatsanwalts und seiner Familie verüben werden“, so die Behörde weiter.

Sollte sich der Verdacht bestätigen, drohen dem 40-Jährigen mindestens eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.

Die entsprechenden Retweets sind mittlerweile nicht mehr auffindbar. Mehrere Politiker haben sich mit Tobias Burdukat solidarisiert, darunter Kerstin Köditz (56), innenpolitische Sprecherin der Linken.

Derzeit werden noch immer die gefundenen Beweismittel ausgewertet, die Ermittlungen werden daher noch einige Zeit dauern.