Reflektion nach einem halben Jahr selbstverwaltetem Kickboxen

Dieser Text zeigt unser Training und wie es sich in dem halben Jahr entwickelt hat, sowie die Probleme und Fragen, die während des Trainings und der Reflektion danach aufgekommen sind. Er soll als Orientierung für den Aufbau eigener linker Sportgruppen helfen, insbesondere die Erfahrung, dass wir auch viele Fehler und Zerwürfnisse hatten.

 

Gliederung

  1. Raumprobleme und Finanzierung
  2. Trainingsart
  3. Trainingsablauf und Selbstverwaltung
  4. Kritik und Gruppenprozesse
  5. Publikum und Problematiken
  6. Boxen und Textarbeit

 

 

 

  1. Raumprobleme und Finanzierung

Es gab von Anfang an eine große Raumproblematik bei der Gründung der anarchistischen Kickboxgruppe. Wir möchten an der Stelle dem ersten Hausprojekt für das Vertrauen und die zur Verfügung gestellten Räume danken! Es gab einen geschlossenen 4-monatigen Probedurchgang, in dem die Struktur und Prinzipien des Trainings erarbeitet wurden. Aufgrund des großen Andrangs von über 30 Menschen beim ersten offenen Treffen, mussten wir auf eine freie Fläche ausweichen. Wir haben dann zum Glück einen Raum gekriegt, worüber wir mega dankbar sind. Das Projekt ist so nett und lässt uns den Raum mietfrei nutzen. Wir haben uns dafür bei einem 1-wöchigen und einen kleineren Baueinsatz beteiligt. Oft ist aber eine Bespaßungsmentalität vorhanden, so waren grundsätzlich viele Menschen nicht bei den Baueinsätzen.

 

Unsere Finanzierung lief langsam an. Unsere zwei Trainer bekamen kein Geld, da dies eine politische Arbeit ist. Als Anarchist*innen kritisieren wir die Bezahlung von politischer Arbeit, sei es  nun im Parlament, der Gewerkschaft oder als Berufsrevolutionäre. Wir glauben, dass dadurch Hierarchien verstärkt werden und die bezahlten Menschen kein Interesse mehr daran haben die Hierarchien abzubauen.

 

Wir haben freiwillige Mitgliedsbeiträge von 10 bis 20€, also wir fragen am Anfang jedes Monats nach Spenden. Am Anfang wurde noch viel gespendet, am Ende weniger. Eine Meinung dazu ist, dass kaum die Notwendigkeit von finanziellen Rücklagen in der Szene gesehen wird. Daher beschäftigen wir uns auch ständig mit uns selbst und machen eine Soli-Bar nach der anderen, in der eh fast nur die Menschen sind, die es auch veranstalten. Dadurch gehen viele Ressourcen verloren. In der anarchistischen Szene gibt es allgemein eine große Skepsis gegenüber Mitgliedsbeiträgen. Diese werden als autoritär und ungerecht gegenüber Menschen, die wenig Geld haben, empfunden (einige Menschen aus unserer Boxgruppe sehen dies auch so). Es besteht nicht die Tradition, Geld der Bewegung in regelmäßiger und individuell abgestimmter Form zu geben. Die Bitte nach Spenden musste daher sehr oft wiederholt werden.

 

Wir sind sehr dankbar für die vielen Spenden von Einzelpersonen, die durch Aufrufe in der Telegram-Gruppe „Sharing is Caring Ost“ zustande kamen oder Personen, die einfach Materialien vor Ort spendeten. Wir haben am Anfang noch Materialien aus dem ersten Hausprojekt benutzt. Nach 1-2 Monaten hatten wir genug Geld, um eigenes Equipment zu kaufen. Wir sind dafür verschiedene Kampfsportshops abgelaufen und haben am Ende Rabatt bekommen. Wir haben zwar verschiedene Gruppen nach dem Shop gefragt, bei dem wir gekauft haben, hätten aber doch noch mehr Hintergrundrecherche zu den Kampfsportshops betreiben sollen.

 

Wir haben dann, um die Selbstverwaltung auszubauen, eine Orga-Gruppe gegründet und eine finanzbeauftragte Person geschaffen, auch um den Trainern Verantwortung und Stress abzunehmen. Dies hat relativ gut funktioniert. Die Menschen aus der Orga Gruppe kümmern sich um Kontakt zum Hausprojekt und haben es geschafft, dass wir ein weiteres halbes Jahr die Räumlichkeiten nutzen können. Die Menschen aus dem Orga Kreis machen auch den Raum vor dem Training fertig.

 

 

  1. Trainingsart

Unsere Trainingsart ist, dass unsere Trainer*innen uns anfeuern mit Ansagen wie „Noch 10 Sekunden!“ oder „Jetzt nochmal richtig!“ um Aggressionen zu pushen. Wir haben daher viel Wert darauf gelegt, klare Schnitte zwischen Sporteinheiten und Pausen durch Handschläge zu machen, um ein Zeichen zu geben, dass es jetzt vorbei ist. Die meisten finden das gut und motivierend. Uns ist es aber auch eine lockere Atmosphäre wichtig, gerade um autoritäreren Trainingsmechanismen entgegenzuwirken. Wir versuchen den Raum durch Witze und Lachen zu füllen. Einige fanden diese Trainingsart aber nicht gut und haben die Gruppe verlassen. Es gibt aber wahrscheinlich keine Trainingsart, mit der sich alle wohlfühlen. Manche sind da um Kämpfen zu lernen, einige wollen Aggressionen rauslassen, Muskeln aufbauen, wieder andere nur entspannt ein bisschen sporteln. Einige wollen eine ernste Atmosphäre, manche wollen für sich sein, während wieder für Andere der Spaß im Vordergrund steht. Es gab auf jeden Fall hier das positive Feedback, dass es schön ist ein nicht so leistungsorientiertes und autoritäres Training zu haben.

 

Wir haben oft das Problem, dass Menschen (meistens cis-Dudes) beim Pratzen-Training zu hart zuschlagen. Wir versuchen in zweier Gesprächen, direkt vor den Schlagkombis abzustimmen, wie hart die Person zuschlagen soll. Die Trainer*innen müssen dies am besten bei jedem Training erwähnen, weil es schnell vergessen wird. Um dem Bedürfnis, die eigenen Aggressionen beim Boxen rauszulassen nachkommen zu können, brauchen wir wahrscheinlich mehr Sandsäcke.

 

Wir haben auch im ersten geschlossenen Training ein Handzeichensystem entwickelt, um auf Aggressivität und Raumeinnahme hinzuweisen, insbesondere beim Pratzentraining kann dies durch den Trainer schnell passieren. Beim Training im Freund*innenkreis wurde dies ein paar Mal benutzt. Im offenen Training hat sich dies leider nicht durchgesetzt.

 

Die Trainer*innen trainieren immer mit, um Teil der Gruppe zu sein und Hierarchien abzubauen, daher sind sie aber oft auch gestresst und gepusht. Insbesondere beim Pratzentraining wurde ein Trainer oft zu raumeinnehmend und manchmal aggressiv, daher gab der Trainer diese Einheit nicht mehr. Bei der Einheit wird durch die Aufgepushtheit aller Menschen am meisten geredet und viele sind unaufmerksam. Oft funktionieren akustische Signale (Bspw. Pratzen zusammen klatschen). Wir versuchen daher am Anfang des Trainings daran zu erinnern, dass Diskussionen möglich sind, aber immer leise und am Rande des Trainings stattfinden sollen.

 

Wir haben durch Kritiken anderen Genoss*innen gemerkt, dass „Emo“ Runden oft nutzlos sind wenn sie nicht eingebunden werden. Daher haben wir nach 4 Monaten angefangen darum zu bitten, dass Menschen zusätzlich zu ihren Gefühlen auch sagen, wie sie wollen, dass mit Ihnen umgegangen wird. Also als Beispiel, ob eine Person, die sagt, dass sie schlecht drauf ist, eher angelacht und motiviert oder in Ruhe gelassen werden will. Es muss aber auch stärker ein freundschaftlicheres Setting da sein, damit Fühli Runden effektiver werden. Oft hat es Menschen auch an feministischer Achtsamkeit gefehlt. Die Problematik fremde Menschen anzusprechen, wenn es Ihnen nicht gut geht, ist schwierig.

 

  1. Trainingsablauf und Selbstverwaltung

Die ersten 13 Trainings wurden von einem Trainer gegeben und durch den 2. Trainer unterstützt. Wir haben die Trainingseinheiten langsam gesteigert (also von 1 Minute Durchgängen zu 1,5 usw.) und viel auf Wiederholungen und gleiche Abläufe gesetzt.

Nach 5-6 Trainings wurde versucht, die Menschen auf die Selbstverwaltung vorzubereiten. Menschen leiteten einzelne Einheiten wie „Erwärmung, Theorie/Technik, Pratzen und Krafttraining“ an. Wir benutzen hierbei ein freiwilliges Rotationssystems, um Menschen nicht unter Druck zu setzen, dadurch meldeten sich oft aber immer nur die Gleichen. Es können sich so die Menschen in die Rolle der Trainer*in hineinversetzen und üben Selbstdisziplinierung. So wird mehr Verständnis für die andere Position aufgebracht und dadurch aufmerksamer zugehört/weniger geredet.

 

Wenn ihr eine Gruppe aufbauen wollt, macht dies am besten mit 2-3 Trainer*innen. Es kam teilweise zu extremer Überforderung, da dies neben Lohnarbeit/Studium und allgemeiner Politarbeit gemacht wurde.

 

Bei der Übernahme vom Theorie/Technikteil nach 5-6. Trainings durch andere Menschen, stellten wir fest, dass die wenigen Trainings nicht ausreichten, um die Techniken richtig zu lernen und um zu sehen, wenn andere Menschen etwas falsch machten. Auch wünschten sich einige Personen, dass beim Pratzen-Training die Trainer rumgehen und kontrollieren. Wahrscheinlich müssen wir den Raum teilen, in Menschen, die kontrolliert werden wollen und die, die sich nur auspowern wollen ohne ständige Kontrolle.

 

An sich war die Aufgabenverteilung, egal ob bei Finanzierung, Raumorganisierung, Einheiten geben usw., immer gut, um Menschen einzubinden und die hohe Fluktuation zu bekämpfen. Allerdings ließ sich erkennen, dass beim Waschen von Bandagen anfangs ein Trainer, danach nur Flinta die Aufgabe übernahm. Alles in allem hat es aber recht gut mit der Selbstverwaltung geklappt. So konnten sich ca. 20 Personen, die noch kein Kampfsport gemacht haben, langfristig dazu animieren.

 

Um eine Teambildung zu schaffen, sind wir nach 4 Monaten auf die Idee gekommen, gemeinsame Aktivitäten wie (Alkoholfreie-)Kneipe oder Essen nach den Trainings zu machen. Dadurch lernten wir uns besser kennen, redeten auch mal mit Personen, die wir noch nicht gut kannten und wollten ein allgemein freundschaftlicheres und vertrauteres Setting im Training schaffen. Problematik: Es gibt keine Duschen am Trainingsort und Menschen wollen nach dem Training erstmal duschen.

 

Im Reflexionsprozess gab es viele Anregungen zur Verbesserung der Trainningsart. Z.B. gab es die Idee 2 Trainings zu geben, einmal für Fortgeschrittene und einmal für Basics. Dies werden wir jetzt auch versuchen umzusetzen. Oder dass wir auch mehrere Spiele einführen sollten, um eventuelle Schlaghemmungen abzubauen. Viele wünschten sich auch mehr Beintraining. Oft wurde das Training auch als zu lang angesehen, da wir leider oft doch 2,5 Stunden brauchen.

 

Weitere Aspekte sind bei der Konzipierung und dem Trainingsablauf zu bedenken: Welche Barrieren gibt es für teilnehmende Personen und wie kann der Zugang bestmöglich für alle gewährleistet werden? Wirken bspw. Piktogramme verschiedenen Sprach- oder Lesebarrieren entgegen? Sollte der Trainingsablauf relativ gleichförmig stattfinden oder sind spontane Änderung vor Ort für alle akzeptabel, um teilnehmen zu können. Welche Lautstärke oder Handzeichen können bei der Kommunikation unterstützen? Können wir Trainings oder einzelne Bewegungen abwandeln, damit alle Personen bestmöglich teilnehmen können? Es ist anfangs gar nicht so leicht über Bedürfnisse und gegebenfalls Verletzlichkeiten zu sprechen. Wie kann die Übernahme von Trainingseinheiten besser unterstützt werden, damit sich menschen trauen? Aus welchen Gründen haben Personen eine Tätigkeit übernommen oder nicht übernommen?

 

 

  1. Kritik und Gruppenprozesse

Im Laufe der Trainings haben sich einige Dynamiken herauskristallisiert. Zum einen nahm der Anteil an Flintas stark ab. Wo anfangs noch ca 70% des Trainings aus Flintas bestand, wurde eine gegensätzliche Quote an cis-Männern gegen Ende des halben Jahres beobachtet, auch wenn wir durch das Öffnen der Gruppe wieder einen ausgeglichenen Schnitt haben. Zum anderen fiel es vielen Personen, insbesondere Flintas schwer, Kritik zu üben. Ob im direkten Ansprechen der Person, zum Trainer gehen oder in der Telegrammgruppe schreiben, Kritik auf diese Weise zu äußern bereitet oft Unmut, da in eine direkte Konfrontation gegangen werden muss. Es gab auch einen Kummerkasten und ein anonymes Pad, diese beiden Möglichkeiten wurden allerdings nicht genutzt. Auch in Anfangs- und Abschlussrunden konnte Kritik angebracht werden, was auch ab und zu mal und mit zunehmendem „Vertrauensverhältnis“ passierte.

 

Im generellen wurde sich eine (stärkere) Auseinandersetzung mit Flintas im Kampfsport und die Probleme, mit denen sich Flintas dadurch konfrontiert sehen, gewünscht. So gab es beispielsweise anfangs keine Umkleide, später dann Trennwände. Zum Umziehen musste dann auf eine Toilette außerhalb des Gebäudes gegangen werden, was im Winter auch nicht die besten Voraussetzungen sind.

Es wurde viel Raumeinnahme von cis-Männern durch beispielsweise laute Geräusche beim Krafttraining kritisiert, zudem aggressives Schlagen beim Pratzentraining. Das führte zu einer unausgeglichenen Stimmung der Ausgelassenheit, bei der sich Flintas zurücknahmen und cis-Dudes diese laut ausleben konnten.

 

Es kam öfter zu gezielter Nachfrage eines Trainers nach (feministischer) Kritik an seiner Person, was allerdings die gegensätzliche Reaktion hervorrief und als grenzüberschreitend wahrgenommen wurde. So kam es dazu, dass die Trainer von Kritik über Umwege erfahren haben, oder sich für diese erst im Reflektionsprozess einige Kritikpunkte auftaten.

Eine Frage, die sich uns stellt ist also: Welche Bedingungen brauche ich, um Kritik und Lösungsvorschläge direkt äußern zu können?

Natürlich kommt es immer auf die Atmosphäre im Raum an und wie sich jede einzelne Person wohlfühlt. Leider ist das schwieriger bei einer Gruppe, die personell oft wechselt.

Es gab im Reflexionsprozess nun die Idee, in regelmäßigen Abständen eine Reflexionsrunde für cis-Männer zu machen. In dieser soll die eigene Rolle und das Auftreten innerhalb des Trainings reflektiert werden und sich mit grundlegenden patriarchal gewachsenen Verhaltensweisen wie Raumeinnahme/ Übergriffigkeit auseinander gesetzt werden. Flintas können hier Anregungen rein geben oder gezielt Kritik äußern, die dort dann reflektiert wird.

 

Fragen, die beim Reflexionsprozess aufkamen:

– Wie können alle Personen aware sein?

– Wie können wir Projekte und deren Reflexionsprozesse so gestalten, dass sie als Lernprozesse gesehen werden können – ohne Kritik zu unterbinden oder zu ignorieren?

 

 

  1. Publikum und Problematiken

Wir hatten von Beginn an einen riesigen Anlauf, nach 2 Trainings mussten wir die Gruppe schließen. Unsere Altersspanne liegt zwischen 16 und 50 Jahren. Der Durchschnitt ist bei ca. 25 Jahren. Viele Menschen finden gerade das angenehm, andere sind raus gegangen, da ihnen die Altersdifferenzen zu groß waren. Viele Personen hatten Gewalterfahrungen und Bedrohungen, insbesondere durch Faschisten, auch während unseres Trainings. Wir haben also genau die richtige Zielgruppe erreicht. Es trainieren auch ein paar Menschen bei uns, die keine Anarchos sind und nicht stark politisch aktiv sind. Das Training kann also auch ein erster Kontakt in die (anarchistische) Szene sein. Durch die hohe Nachfrage an Plätzen, konnten wir noch wenig Menschen aus unserem Viertel und jüngere Antifaschist*innen ansprechen. Insbesondere jüngere Antifaschist*innen sind massiver körperlicher Gewalt ausgesetzt sind. Daher gründet eigene Sportgruppen um uns zu unterstützen!

 

Oft trainieren Menschen aber nur 4-6 Wochen aktiv und verlieren dann das Interesse, ca. 80% aller Menschen waren unter 6-mal da. Menschen wurden dann oft aus der Telegramm Gruppe gekickt, wenn sie nicht mehr auf Nachrichten reagierten und nicht mehr zum Training kamen. Wir hoffen auf deren Feedback, um unser Training zu verbessern. Die große Fluktuation und Nachfrage sorgte für ständig neue Menschen, was anderen wiederrum das Ankommen erschwerte und kein behagliches Setting schaffte. Wir haben es dennoch geschafft viele Menschen, die noch keine Erfahrung mit Kampfsport hatten, dahingehend anzuteasern. Wir haben dadurch die Gruppe dann oft kurz für Freund*innen oder OAV-Mitglieder geöffnet. Es gab auch schnell das Bedürfnisse nach einem 2. Training am Sonntag. Dies funktionierte aufgrund mangelnder Teilnahme nicht. Es kam durch die unverlässliche Teilnahme zur Überlastung einzelner Trainer und einem Gefühl von fehlender Wertschätzung bzw. einer Bespaßungsmentalität. Da, um die Räume sinnvoll zu nutzen immer wieder neue Personen angelernt wurden, gab es teilweise 3 Trainings gleichzeitig durch einen einzigen Trainer.

 

Es gab wie gesagt viele junge Personen beim Training. Dies führte dazu, dass praktische Anti-Repressionsaufklärungsarbeit geleistet werden musste. Menschen wurde beigebracht, dass in der Sportgruppe keine Bezugsgruppen gegründet werden sollen und (auch zum Spaß) nicht darüber geredet werden soll, welche Faschos mensch „klatschen“ will. Prinzipiell glauben wir auch, dass es gut ist Menschen besser kennenzulernen, um Spitzel und V-Personen leichter ausfindig zu machen. Dass V-Personen in unserer Boxgruppe sind, halten wir für sehr wahrscheinlich. Politische Aufrufe und Aktionen werden daher nicht geteilt.

 

Wir hatten die Problematik, dass autoritäre (Partei-)Kommunist*innen zu uns kamen. Diese haben bereits zu Beginn kommuniziert, dass sie keine Anarchist*innen sind. Wir haben später erfahren, dass alle in der gleichen Organisation sind und sie daher freundschaftlich verwiesen. Wir werten dies als Unterwanderungsversuch aber nennen keine Namen, da das Problem mit einer netten Ansprache zu lösen war. Die Situation war eine Stresssituation. Einige junge Personen kamen danach nicht mehr. Sie haben kein Statement gegeben, aber wir denken, dass es aus Solidarität und Unsicherheit passierte. Das ist das Problem bei Unterwanderungen. Selbst wenn diese abgewiesen werden, wird eine unangenehme Atmosphäre erzeugt, in denen Gruppen sich selbst zerlegen. Daher funktioniert Unterwanderung ziemlich gut. Wir glauben, dass durch anarchistische Bildungsarbeit solche Taktiken schneller erkannt und verhindert werden können. Bildung gibt Menschen einen festen Standpunkt und Wissen über Ideologien und deren Taktiken, wie bspw. dem Entrismus.

 

 

  1. Boxen und Textarbeit

Die Trainingsrichtlinien wurden am Anfang jedes Trainings in der ersten geschlossenen Freund*innen-Boxgruppe zusammengetragen. Eine Akzeptanz der Richtlinien erfolgte daher schnell. Die Gründungserklärung wurde von wenigen Personen geschrieben, es gab kaum Mitarbeit. Eine Akzeptanz erfolgte erst durch Verweis auf die 2 Texte von Metadiskuriv, die auch im Selbstverständnis verlinkt sind.

 

Bei der offenen Gruppe wurde in den ersten 10 Trainings die Trainingsrichtlinien am Anfang vorgetragen, da immer wieder neue Personen da waren. Nach ca. 3 Monaten haben wir dann begonnen die Personen einzeln vorher zu updaten. Wir halten dies für wichtig, da bekannt ist, dass sich Menschen Richtlinien vor Trainings eher nicht durchlesen. Einführungsvorträge sollten also immer Teil unserer Praxis sein. Allgemein wurden die Richtlinien akzeptiert, es gab aber auch kaum Resonanz oder großes Interesse. Die Gründungserklärung hat kaum ein Mensch gelesen. Die beiden Texte von Metadiskursiv wurden auch ausgegeben, da noch Materialien davon rumlagen, auch darauf gab es keine große Resonanz.

 

Es wurden auch 1 Broschüre zu Kampfsport aus feministischer Sicht von Flintas mitgebracht und zwei Artikel dazu in unserer Telegramm Gruppe geteilt. Später wurde eine Broschüre zu Emotionaler Arbeit geteilt. Auch darüber haben wir nie richtig geredet.

 

Viele Menschen schätzen es aber gerade, dass wir niemanden mit Theorie überfluten oder das Boxen zur Indoktrination nutzen. Alles in allem sind wir also relativ zufrieden. Viele Menschen haben gelernt sich selbst zu verteidigen und sind motiviert dabei zu bleiben. Startet also selbst offene Kickboxgruppen, um euch gegen Übergriffe zur Wehr setzen zu können. Wenn sie Menschen verknacken, nur weil sie Teil von Sportgruppen sind, dann lasst uns alle Teil von Sportgruppen werden. Lasst uns ihnen zeigen, wie nutzlos ihre Repression ist.

Für einen widerständigen Antifaschismus!