Spiel gegen Roter Stern abgesagt: Einheit Frohburg verzichtet freiwillig auf Punkte

Das gab es noch nie in der Landesklasse Nord: Darum nimmt Einheit Frohburg lieber Punktverlust und Geldstrafe in Kauf, als gegen Roter Stern Leipzig zu spielen.

Frohburg. Das gab es in dieser Form noch nie: Erstmals verzichtet ein Verein der Landesklasse Nord freiwillig auf ein Heimspiel, verzichtet auf Punkte und nimmt sogar eine Geldstrafe in Kauf. Der BSV Einheit Frohburg sieht sich außer Stande die Sicherheitsauflagen für die Partie gegen Roter Stern Leipzig zu erfüllen. Am Mittwoch wurde die Begegnung offiziell abgesagt.

„Für uns bedeutet das Spiel ein unkalkulierbares Risiko. Die Auflagen sind einfach nicht zu erfüllen. Deswegen hat sich der Vorstand einstimmig zu dieser Maßnahme entschlossen“, erklärte Rico Hiensch, Fußball-Abteilungsleiter des BSV Einheit. Ein Spiel in der 7. Spielklasse als „unkalkulierbares Risiko“, wie kann das sein?

Frohburg wollte unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen

Nach gemeinsamer Platzbegehung und Sicherheitsberatung mit Verantwortlichen von Verein und Verband ordnete die Polizei die Partie der Kategorie II zu. „Störanfälliges Spiel“ lautet die offizielle Definition. Zu dieser Sorte gehören zum Beispiel auch die Gastspiele von Roter Stern in Wurzen und Borna. Der Sächsische Fußball-Verband (SFV) jedenfalls erklärt mit Blick auf das nun abgesetzte Spiel in Frohburg: „Die damit verbundenen organisatorischen Maßnahmen und Kosten sind beiden Vereinen, insbesondere dem platzbauenden Verein, zumutbar.“ So hätte etwa eine „sinnvolle Reglementierung des Zuschauerzugangs“ die Lage schon entschärft. Tickets nur über den Vorverkauf anzubieten, wäre etwa eine Lösung gewesen.

Das sehen die Gastgeber offenbar anders. Sie hätten am liebsten unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt. Das wiederum passiere nur in einem besonders begründeten Ausnahmefall, wie der SFV argumentiert. Hier handele es sich um Begleitumstände, unter denen auch übrige Partien mit diesen Vorzeichen seit Jahren ausgetragen werden. Bedeutet in diesem Fall konkret: Fünf Ordner muss Roter Stern Leipzig mitbringen, dazu gesellen sich sechs bis acht externe Security-Leute, zudem sechs Ordner von Einheit. Dazu hätte der Heimverein etwa 20 weitere Helfer im Umfeld gebraucht, wie Hiensch erläutert. „Die haben wir einfach nicht, weil zeitgleich unsere zweite Mannschaft spielt.“

Auch Chemie-Fans in Frohburg?

Die Einheit-Verantwortlichen haben noch andere Bedenken. Es kursierten in Leipzig Aufrufe, dass sich auch Fans von Chemie Leipzig nach Frohburg aufmachen wollten, da der Regionalligist an diesem Wochenende spielfrei hat. „Wir können überhaupt nicht abschätzen, in welche Richtung das läuft“, sagt Hiensch. Zudem befinde sich der Sportplatz mitten in einem Wohngebiet. „Wir haben mit den Anwohnern ein gutes Verhältnis. Mit denen wollen wir es uns nicht verscherzen.“

Die Einheit-Verantwortlichen hätten sich offenbar mehr Entgegenkommen vom Verband in Sachen Geisterspiel erhofft. „Wir haben uns als Verein nie etwas zu Schulden kommen lassen“, sagt Rico Hiensch. Er sorgt sich nicht zuletzt wegen eines Spielers, um den es vor Jahren „Vorfälle gegeben“ haben soll. Was Hiensch damit genau meint, erklärt er nicht. Nur, dass diese Vorfälle, den politisch links gesonnenen Anhängern des Roten Stern offenbar weniger gefallen haben. (Connewitz 2016)

Frohburg nimmt Punktverlust und Geldstrafe in Kauf

Dabei geht es rein sportlich ums Landesklasse-Überleben. Aufsteiger Frohburg ist momentan Schlusslicht, braucht eigentlich jeden Punkt. Die Zähler dürften nun am „Grünen Tisch“ nach Leipzig wandern. Die entsprechende Entscheidung des Sportgerichts ist obligatorisch. Zudem kommt in solchen Fällen eine Geldstrafe obendrauf. „Das ist für uns eher hinnehmbar, als ein Spiel zu spielen, von dem du nicht weißt, was passiert. Sollte es Ausschreitungen geben, fällt das immer auf uns als Verein zurück“, meint Rico Hiensch.

Die kampflos erbeuteten Punkte hinterlassen auch bei Roter Stern Leipzig einen faden Beigeschmack. „Es ist schade, denn die sportliche Austragung sollte im Vordergrund stehen. Bei anderen Vereinen läuft das auch. Wobei ich verstehen kann, dass Frohburg als Neuling da ein Stück weit überfordert ist“, sagt Trainer Elias Borchert.

Und was ist mit der Liga an sich? „Ich bedauere, dass es hier keine sportliche Lösung geben wird“, erklärt Landesklasse-Staffelleiter Volkmar Beier. Genauso dürfte er hoffen, dass das Beispiel Frohburg nicht Schule macht.