Sachsens Polizei lässt Super-Gesichtserkenner in Leipzig und Dresden fahnden
Dresden. In den Polizeidirektionen Leipzig und Dresden sollen künftig sogenannte Super-Recogniser für die Fahndung eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um Spezialisten, die auch Wieder-Erkenner genannt werden: Sie verfügen über die seltene Fähigkeit, sich auch nach vielen Jahren an Gesichter oder andere Körpermerkmale erinnern zu können. Sachsen ist das erste ostdeutsche Bundesland, das diese Spezialisten großflächig beschäftigt.
„Wir können mit ihrer Hilfe noch unbekannte oder bereits bekannte und zur Fahndung stehende Personen aus einer Menschenmenge – ob live oder aus Bild- und Videomaterial – lokalisieren“, erklärt Petric Kleine, der Inspekteur der sächsischen Polizei. Im vergangenen Jahr waren solche Wieder-Erkenner in der Polizeidirektion Chemnitz getestet worden. Kleine spricht von einem „Mehrwert für unsere Arbeit“, sowohl im Bereich der Gefahrenabwehr als auch der Strafverfolgung. Deshalb habe das Innenministerium entschieden, den Einsatz der Spezialisten auszuweiten.
Chemnitzer Spezialisten waren an 400 Ermittlungen beteiligt
Studien haben ergeben, dass eine solche Fähigkeit angeboren ist und nicht erlernt werden kann. Es wird geschätzt, dass nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung dazu überhaupt in der Lage sind. Gefunden werden die Menschen mit der besonderen Gesichtserkennung durch spezielle Tests, die von der Universität Greenwich entwickelt wurden. Die Polizei in London setzt seit 2015 solche Profis ein, in Deutschland zog Bayern 2018 als erstes Bundesland nach.
In der Polizeidirektion Chemnitz hatten sich mehr als 800 Bedienstete an dem Auswahlverfahren für das sächsische Pilotprojekt beteiligt. Aktuell arbeiten neun Frauen und 13 Männer als Wieder-Erkenner. „Sie haben bereits an mehr als 400 Ermittlungsverfahren mitgewirkt und entscheidende Hinweise gegeben. Beispielsweise bei Ladendiebstählen, Körperverletzungen oder Raubüberfällen – überall da, wo Videomaterial vorlag“, sagt Jana Ulbricht, die Sprecherin der Polizeidirektion Chemnitz.
Wieder-Erkenner haben 42 Fußball-Randalierer enttarnt
Sandra Sekula, die die Koordinierungsstelle der Wieder-Erkenner leitet, erklärt einen weiteren Vorteil: „Wenn die bislang zur automatischen Bildauswertung eingesetzten Programme nicht weiterkommen, weil beispielsweise der Blickwinkel ungünstig oder die Qualität zu gering ist, können häufig unsere Kolleginnen und Kollegen helfen.“ Zudem werde „nichts gespeichert“, stellt Sekula klar.
Ihren bislang größten Erfolg hatten die sächsischen Super-Recogniser bei den Ermittlungen nach Hooligan-Ausschreitungen in Dresden. Am Rande eines Aufstiegsspiels hatten im Mai 2021 hunderte Chaoten vor dem Dynamo-Stadion gewütet. Für die damals eingesetzte Sonderkommission sichteten die Wieder-Erkenner über vier Monate hinweg insgesamt 82 Stunden Bild- und Videomaterial – am Ende konnten 42 noch unbekannte Tatverdächtige enttarnt werden. Auch nach weiteren Fußball-Randalen sind die Spezialisten im Einsatz gewesen.
Gesichtserkennungs-Tests sollen demnächst in Leipzig und Dresden beginnen
Laut Innenministerium sollen demnächst in den Polizeidirektionen Leipzig und Dresden freiwillige Tests beginnen, um weitere Wieder-Erkenner unter den Polizistinnen und Polizisten herauszufiltern. Wie viele Super-Recogniser letztlich in der Praxis eingesetzt werden, soll erst nach Abschluss dieser Auswahlverfahren festgelegt werden.