Leipziger „Montagsdemo“ trifft auf Gegenproteste und Sitzblocken
Mehrere Tausend Menschen haben sich am Abend wieder an einer „Montagsdemo“ in Leipzig beteiligt. Die Organisatorin bezeichnet den Widerspruch zweier Kirchen in Leipzig gegen die Vereinnahmung der Friedlichen Revolution als diffamierend und erklärte: „2022 ist viel schlimmer als 1989“.
Begleitet von Gegenprotesten und mehreren Blockadeversuchen ist am Abend erneut eine selbst ernannte „Montagsdemo“ um den Leipziger Innenstadtring gezogen. Die etwa 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wandten sich vor allem gegen die Ukraine-Politik der Bundesregierung, riefen unter anderem „Das System ist am Ende, wir sind die Wende“, „Raus aus der Nato“, „Ami go home“ und den ansonsten eher aus dem Fußballkontext bekannten Schlachtruf „Ost-, Ost-, Ostdeutschland“.
Im Demonstrationszug waren neben verschränkten russischen und deutschen Farben, Bannern der AfD und Flaggen der rechtsextremen Freien Sachsen auch erneut Transparente mit Bezug zur Friedlichen Revolution 1989 in der Messestadt zu sehen.
In der vergangenen Woche hatten sich sowohl Leipziger Thomaskirche als auch Propsteikirche mit einem offen an den Gebäuden angebrachten Schriftzug „22 ist nicht 89“ gegen eine Vereinnahmung des historischen Wendeherbstes 1989 durch die heutigen Demonstrationen gewandt. Die Anmelderin der aktuellen „Montagsdemo“ reagierte bei der Auftaktkundgebung auf dem Augustusplatz auf dieses Engagement und erklärte, die Kirchen seien diffamierend und belehrend. Unter dem Jubel der Menge rief die zur „Bewegung Leipzig“ zu rechnende Rednerin auch: „2022 ist viel schlimmer als 1989“. Sie forderte unter anderem sofortige Friedensverhandlungen mit Russland und einen Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine.
Sitzblockaden bringen „Montagsdemo“ mehrfach zum Stehen
Nachdem in der vergangenen Woche mehrere Ukrainerinnen und Ukrainer im Gegenprotest von Teilnehmenden der „Montagsdemo“ massiv beleidigt wurden, waren auch dieses Mal wieder die Farben des von Russland überfallenen Landes an der Strecke zu sehen, allerdings deutlich spärlicher. Dennoch wurde der prorussische Protest auf der Straße erneut auch vom Widerspruch Hunderter entlang des Innenstadtrings begleitet. Die mit zahlreichen Kräften im Einsatz agierende Polizei konnte Zusammenstöße der beiden Lager oftmals nur mit Not verhindern.
An mehreren Stellen der Strecke, unter anderem an der Runden Ecke und vor dem Leipziger Hauptbahnhof, musste die „Montagsdemo“ zwischenzeitlich allerdings auch stoppen, weil Sitzblockaden aus dem Gegenprotest den Weg versperrten. Die Polizei konnte die Sperren jeweils friedlich auflösen. Zudem wurden mehrfach Böller gezündet, wobei am Abend noch unklar blieb, ob diese der „Montagsdemo“ oder dem Gegenprotest zuzurechnen waren.