Angriff auf Rechtsextreme: LKA ermittelt gegen Verdächtigen – Verbindung zu Lina E.?

Zwei brutale Überfälle auf Rechtsextreme in Eilenburg und Erfurt erinnern an die Taten, die der Gruppe um die Leipziger Studentin Lina E. vorgeworfen werden. Das LKA Sachsen ermittelt nun gegen einen Verdächtigen.

In den frühen Morgenstunden des 11. März 2021 waren als Polizisten verkleidete Vermummte in die Wohnung des NPD-Politikers Paul Rzehaczek in Eilenburg eingedrungen, hatten ihn mit einem Hammer angegriffen und so hauptsächlich an den Fußgelenken verletzt. Obwohl es kein Bekennerschreiben gab, fiel der Verdacht damals schnell auf linksextreme Kreise. Rzehaczek war zum Zeitpunkt des Angriffs Chef der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD.

So ermittelte nach dem Überfall auch die Soko Linx des Landeskriminalamts (LKA) Sachsen, die Sonderkommission für politisch motivierte Straftaten von links. Die Verwendung eines Hammers als Tatwerkzeug erinnerte an die Angriffe, die einer mutmaßlichen linksextremen Gruppe um die Leipziger Studentin Lina E. zugeschrieben werden. E. aber saß im Frühjahr 2021 schon in Haft. Auch die Tatbegehung – das Eindringen in die Wohnung des Opfers, die Verkleidung der Angreifer als Polizisten – unterschied sich von der Vorgehensweise bei den Übergriffen, an denen Lina E. beteiligt gewesen sein soll.

Jetzt gibt es für den Angriff auf Rzehaczek einen Tatverdächtigen. Wie die Generalstaatsanwaltschaft Dresden auf Anfrage bestätigte, ist es ein 23 Jahre alter Mann aus Thüringen. Im Zuge der Ermittlungen wurden Mitte September in Jena und Stadtroda Wohnungen durchsucht. Darüber hatte zuerst die Thüringische Landeszeitung berichtet. Dem 23 Jahre alten Tatverdächtigen wird der Generalstaatsanwaltschaft zufolge nicht nur die Beteiligung an dem Angriff in Eilenburg vorgeworfen, sondern er soll auch bei einem zweiten Überfall auf einen Rechtsextremen dabei gewesen sein. Im Mai 2021 war Julian F. in seiner Wohnung in Erfurt überfallen und unter anderem mit einer ätzenden Flüssigkeit übergossen worden. In dem Fall gibt es ein Bekennerschreiben, das auf linken Szeneseiten im Netz veröffentlicht worden war. Auch das Opfer dieser Tat ist ein bekannter Neonazi, verurteilt wegen seiner Beteiligung an dem Angriff auf den Leipziger Stadtteil Connewitz im Januar 2016.

Verbindungen zu Lina E. vermutet

An beiden Angriffen waren mehrere Täter beteiligt. Gegen den 23 Jahre alten Thüringer wird nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt. Das erweitert die Befugnisse der Polizei immens, unter anderem werden so umfassende Observationen möglich. Deswegen stehen die Ermittlungen wegen sogenannter Vereinigungsdelikte immer wieder in der Kritik. Weitere Verdächtige außer dem 23 Jahre alten Thüringer sind der Generalstaatsanwaltschaft Dresden zufolge bislang namentlich nicht bekannt; es gibt auch keine Haftbefehle.

Eine direkte Verbindung zu den mutmaßlichen linksextremen Straftaten der Gruppe um Lina E. gibt es in dem Fall nicht. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft wird bislang wegen der Übergriffe in Eilenburg und Erfurt nicht gegen Personen ermittelt, die auch schon in den Verfahren zur mutmaßlichen Gruppe um Lina E. eine Rolle spielen. Die Ermittler gehen dem Vernehmen nach dennoch von einer Verbindung der Fälle aus. Das ergebe sich unter anderem aus dem Zeitpunkt der Angriffe: Im November 2020 war Lina E. verhaftet worden, die Anklage gegen sie und drei andere mutmaßliche Linksextremisten wurde von der Bundesanwaltschaft Mitte Mai 2021 erhoben. Aus Ermittlerkreisen ist zu hören, dass die Täter mit den Angriffen in Eilenburg und Erfurt womöglich auch von den schon ermittelten Verdächtigen hätten ablenken wollen.