Geplante Abschiebung ruft in Südvorstadt Proteste hervor – Polizei betritt Wohnung

Die geplante Abschiebung eines Mannes aus Jordanien hat am Dienstag Proteste und Sperrungen in der Leipziger Südvorstadt ausgelöst. Der 26-Jährige hatte sich verletzt, um der Abschiebung zu entgehen. Am Nachmittag kam er ins Krankenhaus.

Am Dienstag gegen 10 Uhr rückten Beamte der Leipziger Polizei in der Alfred-Kästner-Straße an. Ziel war die Wohnung eines Mannes mit jordanischer Staatsbürgerschaft, der laut Polizei abgeschoben werden sollte. Schätzungsweise mehr als 100 Menschen fanden sich daraufhin zu zwei Kundgebungen am Ort des Geschehens ein. Gegen 17 Uhr ging ein Sondereinsatzkommando der Polizei in die Wohnung und nahm den 26-jährigen Mann fest. Er hatte sich laut Polizei zuvor selbst verletzt.

Der Jordanier wurde ärztlich versorgt. Er hatte damit gedroht, sich durch den Sprung aus einem Fenster das Leben zu nehmen. Ein auf Abschiebungen spezialisiertes Verhandlungsteam des Landeskriminalamtes sprach mit dem Mann.

Protest gegen Abschiebung in der Südvorstadt

Statement der Polizei

Polizeisprecher Chris Graupner äußerte sich am Dienstagvormittag gegenüber der LVZ zur Lage. Die Polizei versuche, auf ruhige Weise eine Lösung zu finden. Falls das nicht funktioniere, habe man auch andere Wege, um in die Wohnung vorzurücken. „Das gilt auch, wenn das Leben des Betroffenen schnell gerettet werden muss“, so Graupner.

Mann arbeitete in Leipziger Bäckerei

Im Lauf des Nachmittags wurde mehr zu dem Jordanier bekannt. Sein Name ist Mohammed A.. Er kam vor acht Jahren nach Leipzig und arbeitete seit vier Jahren bei einem Bäcker am Augustusplatz. Zuletzt war er Schichtleiter. Die Familie – Mutter, Vater, Bruder – leben im Leipziger Osten. Die Schwester lebt bei ihrem Ehemann in Frankfurt. Sein Bruder Mustafa (24) sagte gegenüber der LVZ: „Mohammed lebt gerne in Leipzig, er ging gerne arbeiten. Jetzt mache ich mir große Sorgen um ihn.“

Bis zum Nachmittag hielten mehr als 100 Personen am Einsatzort an: Schaulustige, aber auch viele Demonstrierende. Manche von ihnen blockierten die Zufahrt zur Alfred-Kästner-Straße. Vereinzelt ging die Polizei gegen die Blockierer vor und wendete dabei auch Zwang an. Auf beiden Seiten der Straße wurden inzwischen Kundgebungen angemeldet. Jeweils 50 Personen skandierten dort zum Beispiel: „Feuer und Flamme den Abschiebungsbehörden.“

Ein angeblicher Anwohner, der in die Alfred-Kästner-Straße fahren wollte, aber nicht vorankam, hielt mit seinem Auto an. Dann holte er einen Baseballschläger aus seinem Kofferraum und drohte den Blockierern. Die Polizei stellte das Sportgerät sicher und nahm die Personalien des Mannes auf, gegen den nun ermittelt wird.

Im Lauf des Tages wurde die Karl-Liebknecht-Straße bis zur Alfred-Kästner- Straße für den Autoverkehr gesperrt. Auch die Bernhard-Göring-Straße ist bis hinter das Amtsgericht nicht mehr befahrbar. Im Hinterhof des betroffenen Hauses baute die Feuerwehr ein Sprungkissen unter dem Wohnungsfenster des 26-Jährigen auf.

Die geplante Abschiebung wird nach LVZ-Informationen erst einmal ausgesetzt.