Klima-Demo in Leipzig: „Wir begreifen allmählich, dass uns die Krise direkt betrifft“
Beim globalen Klimastreik am Freitag ist auch die Leipziger „Fridays For Future“-Initiative dabei. Zu einem Protestzug um den Ring werden tausende Demonstranten erwartet. Eine Rolle spielen diesmal auch die gestiegenen Energiepreise.
Im Rahmen eines globalen Klimastreiks an diesem Freitag ruft auch die Initiative „Fridays For Future Leipzig“ zu einer Demonstration auf. Der Protestzug soll sich um 15 Uhr am Wilhelm-Leuschner-Platz in Bewegung setzen und um den Leipziger Ring ziehen. Für 18 Uhr ist auf dem Leuschnerplatz eine Abschlusskundgebung angesetzt.
7000 Teilnehmer sind beim Ordnungsamt angemeldet. Vor rund einem Jahr – kurz vor der damaligen Bundestagswahl – waren rund 10.000 Menschen dem Aufruf gefolgt. „Wir hoffen, unterwegs möglichst viele zu motivieren, dass sie sich uns anschließen“, sagt Zagros Hesso. Der 25-jährige Bankkaufmann-Azubi hat sich im Vorfeld der Demo um die Anmeldung und die Finanzen gekümmert. Längst sei „Fridays For Future“ keine reine Schülerbewegung mehr. „Die Klimaerwärmung zu begrenzen, betrifft uns alle.“
Steigende Energiepreise und die Klimakrise
Der Klimastreik trägt diesmal weltweit die Überschrift „People – Not Profit“ (Menschen – nicht Profit). In Leipzig gehört neben „Fridays For Future“ auch die Verdi-Jugend zu den Akteuren. „An einer Klimawende kommen wir nicht mehr vorbei“, sagt Ämi Köcher, „aber sie muss sozial und gerecht sein.“ Die 26-Jährige ist Studentin der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) und engagiert sich bei der Gewerkschaft. Die 20-jährige Charlotte Huth von „Fridays For Future“ betont, dass die steigenden Nebenkosten und damit die aufkommenden sozialpolitischen Probleme eng mit der Klima-Erwärmung verbunden seien. „Wir leben in einem priviligierten Teil der Welt und begreifen erst allmählich, dass uns die Klimakrise direkt betrifft.“
Die angehende Sozialpädagogik-Studentin formuliert die bundesweite Hauptforderung des jetzigen Klimastreiks: „100 Milliarden Euro in die Klimakrisen-Prävention – sonst müssen wir später weit mehr bezahlen, um die Folgen auszugleichen.“ Zagros Hesso fügt an, dass die Bundesregierung dem Ziel, den menschengemachten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, im ersten Regierungsjahr trotz anderweitiger Wahlversprechen „keinen Schritt näher gekommen“ sei. In Leipzig liefere die Kommunalpolitik hingegen ein wenig mehr Grund zur Hoffnung: Wie berichtet, verfolgt die Stadt das ehrgeizige Ziel, bereits 2030 klimaneutral zu sein. „In Leipzig gibt es großen Druck aus der Gesellschaft, der etwas bewirkt“, findet Zagros Hesso. Allerdings sei der Weg noch lang, befürchtet Charlotte Huth: „Solange man drei Euro bezahlen muss, um eine Stunde Straßenbahn zu fahren, liegt das Ziel der Klimaneutralität in weiter Ferne.“
Die beiden zählen zum einem harten Kern von 10 bis 15 jungen Leuten, die sich bei „Fridays For Future Leipzig“ engagieren. Zum weiteren Umfeld gehören rund 30 Menschen. Die meisten von ihnen sind mittlerweile dem Schulalter entwachsen. „Früher war es für uns einfacher, an den Schulen zur Demo zu mobilisieren“, gibt Zagros Hesso zu. „Jetzt läuft viel über Geschwister, die noch an den Schulen sind.“ Ohnehin habe die Bewegung, die 2018 mit Greta Thunberg ihren Anfang nahm, alle Gesellschaftskreise erreicht. „Nur von den Schwurblern am rechen Rand wollen wir uns fernhalten“, betont er. „Wir demonstrieren freitags, nicht montags“, stellt Ämi Köcher klar. „Schon wegen der Historie.“