Heißer Herbst – Wir sind dabei

Die letzten Tage des Monats ist das Geld grade immer alle. Bei jedem von uns. Es ist verdammt bedrückend wenn wir abends nicht mit unseren Freund*innen Bier trinken gehen können, weil wir uns nicht schon wieder was leihen wollen. Wenn der Sportverein gekündigt wird weil die Waschmaschine kaputt gegangen ist. Die Miete steigt vertraglich jedes Jahr aber Hartz4-Satzerhöhung oder der neue Mindestlohn reichen nicht mal um die Inflation auszugleichen. Wir sitzen alle alleine in unseren Wohnungen und fürchten uns vor dem Nebenkostenbescheid im Frühjahr. Diese dauernde Armut macht wütend. An vielen Orten der Welt ist es schon am brodeln. Auch wir können dass hier schon spüren oder zumindest haben wir das Gefühl bald zu explodieren und warten nur noch gespannt darauf, dass es losgeht. Die soziale Spannung ist da. Im Konflikt zwischen Politik/Wirtschaft und den Menschen, die den Scheiß nicht mehr bezahlen wollen, wissen wir welcher Seite unsere Solidarität gilt, auch in Sachsen mit der hier vorherrschenden Rechten Hegemonie.

Solidarität heißt für uns nicht Vereinzelung, heißt nicht Befrieden sozialer Gegensätze. Solidarität heißt für uns Gegenseitige Hilfe, und zusammenstehen gegen Krisen und Unterdrückung.
Uns treibt die Wut auf das Bestehende an!
Doch wo Linksliberale den Begriff der Solidarität komplett sinnentleert haben und solidarisch als moralisierend, obrigkeitshörig und als vereinzelt zuhause zu sitzen umgedeutet wurde, bleibt uns nur noch die Wut. Die Wut auf alles bestehende. Wir sehen wie Konzerne sich die Taschen vollschlagen mit Corona Hilfen, Gasumlagen und neuen Entlastungsplänen. Wir sehen wie die Politiker*innen fette Diäten kassieren, während sie uns dazu bringen wollen den Gürtel enger zu schnallen und uns das System als das Bestmöglichste zu verkaufen. Und wir sehen ganz genau wie die Bullen das System von Unterdrückung und Ausbeutung gewaltsam durchsetzen mit Zwangsräumungen, Hausdurchsuchungen und Ersatzfreiheitsstrafen. Uns treibt die Wut auf diese Zustände an. Wir sehen all die Ungerechtigkeiten, wie unsere Arbeit ausgebeutet wird und nur unsere Chefs die Gewinne kriegen. Wir bekommen die Schikane und Prügel der Cops ab. Wir spüren am eigenen Leib, dass wir am Monatsende durch die Inflation immer weniger zum leben haben. Und wir merken schmerzhaft, wie jedes Jahr unsere Mieten steigen. Wir wissen aber auch, dass an dem System nicht Einzelne schuld sind und dass es auch nicht reicht diese zu beseitigen. Wir wissen, dass es die kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten von Spekulation,fehlender Gewinnausschüttung, Monopolisierung, Vermietungsrecht, Disziplinierung, Bestrafung und Hierarchien sind, die all diese Probleme hervorbringen und aufrechterhalten. Wir wollen all diese Mechanismen ändern. Dieses System macht uns verdammt nochmal wütend und ihr werdet unsere Wut noch zu spüren bekommen!
Massenproteste nicht den Nazis überlassen!
Uns ist bewusst, dass wir auf der Straße auf Leute treffen werden, die autoritäre (Schein-)Lösungen propagieren. Wir halten es für sinnvoll und notwendig diesen nicht die Straße zu überlassen, sondern selbstbewusst und mit eigener Analyse da zu sein. Klare Kante heißt für uns die Querfront auf der Straße zu zerschlagen! Wir werden die Straße nicht den Rechten überlassen! Wer Volk, Nation oder Staat für die Lösung hält, hat das Problem nicht verstanden. Die Ursachen für das Leid können nicht die Lösungen sein. Ursache von Krieg und Krise sind die Ideen von Nationalstaat, Imperialismus und Kapitalismus.
Wir wollen zusammen mit den anderen Menschen von unten, den Ausgeschlossenen, den Marginalisierten kämpfen. Den Leuten, die von Krise und Kapitalismus immer doppelt so hart getroffen werden. Die Menschen, die der rassistische, queerfeindliche, deutsche Mob so gerne seine Wut auf die Verantwortlichen spüren lässt. (Wer ist mit den Verantwortlichen gemeint?) Allein schon deswegen haben Nazis und andere Menschenfeinde nichts in einem Sozialprotest verloren.
Uns treibt auch die Hoffnung an auf etwas besseres an.
Wir haben in den letzten Jahren aber auch Hoffnung bekommen. Durch die letzten Massenbewegungen wie Refugee Welcome 2015, Feministisch Streiken 2018, Gelbwesten 2019 und Friday for Future 2019 haben wir gesehen, dass linke Massenproteste möglich sind. Wir können (in Krisenzeiten) mit unseren Ideen Menschen auf die Straße treiben und haben genug Kraft unsere Forderungen zu erkämpfen. Die Krise können wir nutzen um neue Forderungen durchzusetzen. Das heißt, dass wir Menschen mit unseren Ideen vertraut machen und Ihnen die Vorteile von anarchistischen und anti-autoritären Lösungen praktisch aufzeigen. Wir denken, dass gerade die Forderung nach kostenlosem (Nah-)Verkehr, aufgrund des 9-Euro-Tickets anschlussfähig wäre. Wir können die Verkehrswende nun praktisch werden lassen und ein Bereich des öffentlichen Lebens ent-kapitalisieren also für alle nutzbar werden lassen. Lasst uns aber besonders auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort hören und Forderungen stellen die an die aktuellen Bedürfnisse der Menschen anknüpft und die freiheitliche Strukturen im hier und jetzt entstehen lassen! 
Was wir jetzt tun werden
Wir sind ein größerer Zusammenhang antiautoritärer und anarchistischer Menschen aus Leipzig. Aufgrund der Notwendigkeit praktischer Teilnahme an sozialen Bewegungen, haben wir uns entschieden frühzeitig gegen die Preissteigerungen auf die Straße zu gehen. Wir bereiten uns vor und wollen hiermit möglicherweise manchen Genoss*innen eine Sicherheit geben, freundliche Gesichter anzutreffen, auch wenn für uns alle noch viele Fragezeichen und Unsicherheiten bezüglich des heißen Herbst existieren. Wir können es nur versuchen. Erste Gelegenheit ist der 5.9.22 um 18:00 am Augustusplatz. Kommt zu unserem Hochtranspi. Let`s take care of each other so we can be dangerous together!