Was geschah im Sonnenlandpark?
Eine Auseinandersetzung zwischen Deutschen und einer syrischen Familie beschäftigt die Polizei. Ein Augenzeuge berichtet.
Zehn leicht verletzte Personen, eine Massenschlägerei, bei der ein Bundeswehroffizier durch beherztes Eingreifen womöglich Schlimmeres verhinderte: Nach den tätlichen Auseinandersetzungen am Sonntag im Sonnenlandpark in Lichtenau ermittelt die Polizei gegen mehrere Beteiligte wegen gefährlicher Körperverletzung. Man habe Tatverdächtige, Zeugen würden vernommen, erklärt Ingo Kutsch von der Stabsstelle Kommunikation der Polizeidirektion Chemnitz.
Ein verbaler Disput zwischen einem 14-jährigen syrischen Mädchen und einer 34-jährigen Deutschen in der Parkbahn „Anton“ eskalierte zu körperlichen Auseinandersetzungen unter den jeweiligen Familienangehörigen – so erklärt es die Polizei. Und so hat es auch Oliver Gerstner gesehen. Der 39-Jährige ist Stadtrat in Frankenberg und Offizier bei der Bundeswehr. Am Sonntag besuchte er mit seiner Ehefrau und der dreijährigen Tochter den Sonnenlandpark. In der Parkbahn waren sie mitten drin im Geschehen.
Die Parkbahn „Anton“ besteht aus offenen Waggons, die von einem Traktor durch die 26 Hektar große Anlage gezogen werden. Die Frankenberger Familie saß ganz hinten im ersten Waggon, der sich am Riesenrad füllte. In der Sitzreihe vor ihnen stiegen mehrere offenkundig arabischstämmige Personen ein: ein Mann um die 40 mit einem kleinen Jungen sowie zwei oder drei Mädchen, die Kopftücher trugen, unter ihnen die 14-Jährige. Daneben nahmen die 34-jährige Deutsche und ihr Freund Platz. „Die Leute haben sich alle direkt vor uns reingequetscht“, so beschreibt es Gerstner.
Dem Augenzeugenbericht zufolge fuhr die mit mehr als 50 Personen besetzte Parkbahn durchs Wildgehege, als die Situation eskalierte. Das syrische Mädchen und die deutsche Frau gerieten in Streit. Das Mädchen, so Oliver Gerstner, habe in gutem Deutsch zu der Frau gesagt: „Hast Du mich gerade Kanake genannt?“ Zudem habe sich die 14-Jährige darüber erregt, dass die 34-Jährige gesagt habe, sie solle ihr Kopftuch abnehmen. Schließlich habe die Deutsche ihr Smartphone genommen und in Richtung des syrischen Mädchens gehalten – „Fotos gemacht, Aufnahmen gemacht – keine Ahnung“, so der Frankenberger.
Den weiteren Ablauf schildert er so: Das Mädchen schlug der Frau das Handy aus der Hand. Das Gerät fiel zu Boden, wurde zwar nicht beschädigt, aber die Frau wurde wütend. Erneut richtete sie das Gerät in Richtung des Mädchens. Daraufhin riss das Mädchen der Frau das Handy aus der Hand – und es wurde laut. „Das Mädchen schrie irgendwas auf Arabisch“, erzählt Oliver Gerstner. In diesem Moment stiegen Familienangehörige aus dem hinteren Waggon, liefen neben der zunächst noch langsam fahrenden Parkbahn nach vorn und griffen das deutsche Paar an. Diesem wiederum kamen andere Deutsche zu Hilfe. Kurz vor dem Ausgang aus dem Wildgehege hielt die Bahn an. „Dann ging es auf dem Schotter rund.“ Zehn bis 15 Syrer und sechs bis acht Deutsche gingen aufeinander los. „Die haben sich richtig geschlagen – zum Glück waren keine Waffen im Spiel.“
Als die Schlägerei begann, rief Oliver Gerstner die Polizei. Durch resolutes Auftreten und mit Hilfe anderer Parkbesucher sei es gelungen, die Gruppen zu trennen. Die Syrer, so der Frankenberger, hätten Vertrauen zu ihm gefasst und ihm das Handy übergeben, das er schließlich der Deutschen zurückgab. Als Polizei und Krankenwagen eintrafen, war die Lage bereits befriedet.
Die Betreiber des Sonnenlandparks sehen indes keinen Anlass für Konsequenzen aus dem Vorfall. „Aufgrund der Einmaligkeit dieses Ereignisses sehen wir keine Veranlassung, unser Sicherheitskonzept zu überarbeiten“, erklärte Geschäftsführerin Manuela Schleith.