Abschied aus der Politik? Linker Pellmann spricht über Zukunftspläne – und wirbt für Wagenknecht

Sören Pellmann wollte Bundesvorsitzender der Linken werden – doch der Leipziger fiel bei der Wahl durch. Danach hatte der Bundestagsabgeordnete seine politische Zukunft offen gelassen. Jetzt sagt er der LVZ, wie es für ihn weitergehen soll.

Leipzig. Der Frust hat sich gelegt: Der Linke-Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann hat alle Rückzugsgedanken beiseite geschoben. Statt wieder als Grundschullehrer anzuheuern, will der Leipziger weiter an bundespolitischem Gewicht zulegen: „Im nächsten Jahr wird der Vorstand der Bundestagsfraktion neu gewählt. Ich kann mir vorstellen, dafür zu kandidieren“, kündigt Pellmann jetzt gegenüber der LVZ einen neuen Anlauf an. Er werde aber nicht den aktuellen Vorsitzenden Dietmar Bartsch herausfordern, sollte dieser noch ein Mal antreten. Zugleich legt Pellmann andere Ambitionen zu den Akten: „Parteifunktionen schließe ich für mich auf Landes- und Bundesebene aus.“

Pellmann war mit Kandidatur für Linke-Doppelspitze gescheitert

Vor sechs Wochen hatte der Leipziger bereits für den Bundesvorsitz seiner Partei kandidiert – und war im Kampf um die neue Doppelspitze gescheitert. Gewählt wurde der Europapolitiker Martin Schirdewan, der künftig ein Führungsduo mit Janine Wissler bildet. Danach hatte Pellmann angekündigt, über seine politische Zukunft nachdenken zu wollen und dabei „alle Möglichkeiten“ offen gelassen, auch einen Komplett-Rückzug nicht ausgeschlossen.

Der 45-Jährige hatte bei den Bundestagswahlen 2017 und 2021 jeweils das Direktmandat im Leipziger Süden errungen. Im vergangene Jahr sicherte er der Linken damit den Verbleib im Bundestag. Derzeit ist Pellmann Ost-Beauftragter seiner Bundestagsfraktion. Zudem ist er Fraktionschef der Linken im Leipziger Stadtrat.

Nach Wahl-Niederlage viel Zuspruch an der Basis

„Das Wahlergebnis vom Parteitag hat weh getan. Inzwischen sehe ich es aber positiv: Immerhin wurde ich von einem Drittel der Delegierten unterstützt“, erklärt Pellmann nun. Hinzu kommt für ihn: „An der Basis erfahre ich eine große Dankbarkeit, dass ich angetreten bin. Viele klammern sich daran und bleiben in der Partei.“ Deshalb werde er sowohl im Bundestag als auch im Stadtrat weitermachen. „Die Gespräche der vergangenen Wochen haben gezeigt, dass ich weiterhin das Vertrauen habe. Nach der ersten Enttäuschung, die ich für verständlich halte, greife ich nun wieder an.“

Pellmann: „Linke kann auf Wagenknecht nicht verzichten“

Zugleich mischt sich Pellmann mit einer klaren Ansage in eine latent gärende Debatte der Linken ein: „Ich sehe Sahra Wagenknecht weiterhin als Teil der Linkspartei.“ Erst im Mai war ein Parteiausschluss der prominenten, polarisierenden Linken von der Bundesschiedskommission abgelehnt worden. Der früheren Bundestagsfraktionschefin war parteischädigendes Verhalten vorgeworfen worden. Wagenknecht kritisiert, dass ihre Partei soziale Fragen aus den Augen verloren und mit Gender-, Klima- oder Biolebensmittel-Debatten traditionelle Wähler mit geringen Einkommen verprellt hat.

Leipziger warnt vor Spaltung der Linken

Pellmann setzt sich nun für Wagenknecht ein, die ihn im Wahlkampf unterstützt hatte. „Ich erwarte, dass mit ihr kommuniziert wird und sie auch von der Partei und der Bundestagsfraktion in die Arbeit einbezogen wird“, sagt der Bundestagsabgeordnete der LVZ. Und weiter: „Wir können auf Sahra Wagenknecht nicht verzichten.“ Er rate sehr von einer Spaltung der Linken ab und werde sich „daran auch nicht beteiligen“.