Rebellischer Koch will Stadtoberhaupt von Grimma werden

Die rechtsextremen „Freien Sachsen“ schicken den Förstgener Gastwirt Rainer Umlauft, Jahrgang 1961, ins Rennen um das Grimmaer Oberbürgermeisteramt. Der gelernte Koch traut sich den Job zu.

Grimma. Bisher war Gastwirt Rainer Umlauft, Jahrgang 1961, eher für Schnitzel bekannt. Inzwischen steht er nicht nur in der Küche, sondern auch auf der politischen Bühne. Auch da mag er es vollmundig und eher deftig: „Wenn ein Lauterbach Gesundheitsminister wird und eine Baerbock Außenminister, habe ich dicke das Zeug zum Bürgermeister!“

Das Wort Bürgermeister, ließ er als Redner auf der AfD-Kundgebung am 21. Mai in Grimma wissen, setze sich zusammen aus „Bürger“ und „Meister“. Ein Meister für seine Bürger wolle er gern sein. Kinder, weil „unsere Zukunft“, seien ihm ganz wichtig, dazu mehr Mitspracherecht und Volksentscheide. Auf der gleichen Veranstaltung beschimpfte er eine Journalistin als „blöde Kuh“.

Kandidat der „Freien Sachsen“

Bei Grimmas Oberbürgermeisterwahl tritt der Gastwirt aus Förstgen, eigenen Angaben zufolge noch Mitglied der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, für die „Freien Sachsen“ an. Gegründet im Februar 2021, stuft sie der sächsische Verfassungsschutz als rechtsextremistisch ein. Bundesweit wird sie vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall beobachtet. Geführt werden sie von Martin Kohlmann, Anwalt aus Chemnitz, der als bestens vernetzter Rechtsextremist gilt.

Einen Namen machte sich die Partei ab dem Herbst vergangenen Jahres. Damals gelang es ihr, den Protest gegen Corona-Lockdown, Impfung und Maskenpflicht in Sachsen zu koordinieren. In sozialen Netzwerken war die Gruppierung eine zentrale Plattform zur Organisation der Demonstrationen geworden.

„Gelegenheit zur Abrechnung“

Ihrem Programm zufolge setzt sich die Partei für eine größere Unabhängigkeit Sachsens ein, notfalls auch für einen Austritt aus der Bundesrepublik. Außerdem geht es ihr um Steuersenkungen: „Stoppt den Raub, Steuern runter!“ In der Wahl sieht sie die „Gelegenheit zur Abrechnung“ mit den aktuell Regierenden. Slogan: „Kretschmer verhaften“.

Umlauft bezeichnet sich als politisch „vollkommen neutral“. In der Pandemie war er auf einem „Hühnerschreck“ unterwegs, auch um die Öffnung der Gasthöfe zu fordern. Der Familienvater sprach von „Existenzangst“ und davon, dass er viel eigenes Geld in sein Lebenswerk gesteckt habe und der Kredit bedient werden müsse. Lange zeigte er sich dialogbereit mit seinen Kritikern.

Rechtsextreme Vertrauensperson

Beim sogenannten Spaziergang in Brandis geriet er mit der Polizei aneinander. Bilder wurden über den Kanal der „Freien Sachsen“ geteilt – verbunden mit dem O-Ton: „Hier stellen Kretschmers Milizen Sachsens mutigsten Gastwirt an die Wand.“

Zuvor hatte Umlauft bereits das Vorgehen der Fackelträger am Wohnhaus von Sozialministerin Petra Köpping relativiert, was allgemein als Bedrohung verstanden wurde. Auf LVZ-Anfrage meinte er hingegen: Sie seien dem Haus der Ministerin nie zu nahe gekommen

Auf seinem Facebook-Profil posiert Umlauft mit dem Schriftzug „Gott mit uns“ und einer schwarz-weiß-roten Fahne. Als seine Vertrauensperson vor Grimmas Gemeindewahlausschuss stand ihm Michael Brück zur Seite. Der betrieb in Nordrhein-Westfalen den Neonazi-Versandhandel „antisem.it“. Auch war Brück stellvertretender Landesvorsitzender der Partei „Die Rechte“.

Umlauft wehrt sich gegen Stigmatisierung

Warum er sich mit Rechtsextremen einlasse? Im MDR führte Umlauft dafür auch finanzielle Gründe an: Der Staat habe ihn soweit ausgebeutet, dass er sich das Geld für den Wahlkampf nicht aus den Rippen schneiden könne. „Nur wenn einer den Mund aufmacht und sagt: Ihr macht Scheiße hier mit eurer Regierung – ist man der Blödmann, der Nazi, der was weiß ich!“