„Slay the Day“ – aber bitte ohne uns?
Antisemitismuskritische Gruppe von städtisch gefördertem Jugend-Festival ausgeladen.
Wir, Antifa im Exil, wurden von den Falken S-H eingeladen, uns am Festival „Slay the Day“ in der Alten Meierei in Kiel zu beteiligen.
Doch drei Tage vor der Veranstaltung wurden wir unerwartet ausgeladen, wegen unkonkreten „Bedenken anderer Gruppen“.
„Es gab Kritik an politischen Positionen, am Politikstil und Verhalten von Personen aus eurer Gruppe bzw. aus dem Umfeld eurer Gruppe, die so stark ist, dass eine Zusammenarbeit mit euch für mehrere Gruppen vollkommen ausgeschlossen scheint.“
Die Falken wussten vorher, dass wir in autoritären, dogmatisch-marxistischen Kreisen unbeliebt sind. Sie wussten von unserem offenen Brief, unserer Kritik an strukturellem Antisemitismus und autoritären Dynamiken in der Kieler Szene. Trotzdem luden sie uns ein. Und wir nahmen die Einladung an — für das gute Leben. Wir wollten miniZines basteln und zwei Teenies haben einen Pen&Paper-Workshop vorbereitet.
Unter dem Druck von autoritären Gruppen aus dem Umfeld der Alten Meierei, ziehen die Falken ihre Einladung kurzfristig zurück – mit dem Hinweis, dass sie „in Kiel politisch aktiv sein wollen“ und dafür „gute Kontakte“ bräuchten.
Oder luden sie uns aus, weil sie — als Jugendverband — einer Mobbingkampagne auf den Leim gegangen sind? Weil nur wahr sein darf, was zukünftig profitabel ist? Und das auf Kosten der Pluralität, für die wir die Falken schätzen? Weil unsere klare Position „Gegen jeden Antisemitismus“ gegen die Durchsetzungskraft des ohrenbetäubenden antisemitischen Grundrauschens verliert? (Wir können nur spekulieren, da uns lediglich mitgeteilt wurde, dass es „Bedenken“ gegen unsere Teilnahme gäbe.)
Wir wären die einzige antisemitismuskritische Gruppe im Programm gewesen. Wir haben uns auf die Menschen gefreut und darauf, Fähigkeiten (Fantasy-Rollenspiel und miniZines basteln) weiter zu geben, auf nette Kontakte – auf einen von der Stadt gefördertes Projekt* zusammen mit anderen Akteur*innen. Aber den Zusammenhalt gibt es offensichtlich nur auf dem Papier. Die Förderung von kultureller Vielfalt bleibt ein leeres Versprechen. Wir wurden ausgeladen.
Was heißt das?
– Antisemitismuskritik ist in der linken Szene Kiels nicht Konsens. Wer sie äußert, wird ausgeschlossen, nicht eingeladen. Mobbing wird aktiv gefördert und verstärkt.
– Die Falken entscheiden sich für das Gegenteil von Solidarität. Statt mit Haltung für ihre Werte wie Pluralität und Freundschaft einzustehen, knicken sie ein: Profitabilität und Opportunismus gehen vor.
– Gerüchte und Bedenken ersetzen Argumente, orchestrierte Hasskampagnen wirken.
– Jugendliche, die sich auf unsere Workshops gefreut haben, werden von den Falken um Freude, Bildung und Teilhabe gebracht. Jugendliche, die Workshops vorbereiten, ebenso.
– Die Meierei bleibt ein Ort, an dem autoritäre Gruppen und Personen bestimmen, wer sein darf.
– Interkulturelle Vielfalt, finanziell von der Stadt gefördert, wird aktiv unterbunden. Das Geld wird trotzdem gerne genommen.
Anitisemitismuskritik ist nicht verhandelbar. Solidarität heißt auch Konfliktfähigkeit und Aushalten. Besonders dann, wenn es nicht leicht ist.
Wir bleiben sichtbar. Wir bleiben unbequem. Wir sind Antifa im Exil.