Fanclub der Judenmörder – Ein Portrait der Gruppe Handala
Fanclub der Judenmörder.
Ein Portrait der Gruppe Handala
von BIG Leipzig
Die pro-palästinensische Gruppe „Handala‟ organisiert seit Jahren eine Vielzahl von Veranstaltungen und Aufmärschen in Leipzig. Sie tritt dabei sowohl als Plattform wie auch als Stichwortgeberin einer sich zunehmend radikalisierenden antizionistischen Szene auf. Hinter der Gruppe steht ein langjährig gewachsenes Netzwerk, dass links-akademische und arabisch-palästinensische Aktivisten unter sich vereint. Durch diesen Doppelcharakter verfügt die Gruppe nicht nur über eine harte Währung im postkolonialen Diskurs, sondern zugleich auch über gute Verbindungen in die linke Szene der Stadt. Die Gruppe erntet dadurch weit über die Stadtgrenzen hinaus Zuspruch und Zulauf, wodurch sie entscheidend dazu beigetragen hat, dass israelfeindliche und antisemitische Positionen zunehmend normalisiert werden können.
Zur Vorgeschichte: Der „Arbeitskreis Nahost Leipzig‟
Das Netzwerk von „Handala‟ reicht etwa 12 Jahre zurück und begann sich in den Jahren nach dem Zwischenfall auf der sogenannten „Gaza-Flotille‟ zu sammeln. Im Jahr 2010 versuchten pro-palästinensische Aktivisten, darunter mehrere Bundestagsabgeordnete der Partei „Die Linke‟, Hand in Hand mit türkischen Rechtsextremen und islamischen Terroristen die israelische Seeblockade um Gaza zu durchbrechen. Auf einem der sechs Schiffe, der Mavi Marmara, kam es im Zuge der angekündigten Enterung durch die israelische Marine zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, in deren Folge neun Aktivisten getötet wurden. Weite Teile der medialen Öffentlichkeit in Deutschland sahen in dieser Gewalt zumeist den Ausdruck einer grundsätzlichen Unrechtmäßigkeit der israelischen Blockade des Gaza-Streifens. Und das, obwohl der Küstenabschnitt 2007 gewaltsam durch Hamas übernommen wurde und seither zu einer Operationsbasis für islamisch-palästinensischen Terrorismus avancierte.
Die israelische Armee verfolgte seither eine Taktik der Eindämmung der terroristischen Bedrohung aus Gaza, indem sie den Waffenschmuggel behinderte und die Infrastruktur der Hamas regelmäßig zerschlug. Ebenso regelmäßig sprangen israelfeindliche Aktivisten aus aller Welt der Hamas zur Seite und interpretierten ihre Terroragenda als legitimen Widerstand gegen den sogenannten israelischen Siedlerstaat, so auch in Leipzig.
Im Jahre 2013 und nach eigener Aussage „unter dem Eindruck des vorletzten ‚Gaza-Krieges‘ im November 2012‟ gründete sich an der Universität Leipzig um B., H. und F. die Hochschulgruppe „Arbeitskreis Nahost Leipzig‟.[1] Organisatorisch aus dem linken Studentenverband SDS hervorgegangen, versuchte diese Gruppe, antizionistische Positionen innerhalb der linken und studentischen Szene in Leipzig zu formulieren und zu verbreiten. Hinter der israelischen Eindämmung des Hamas-Terrors sahen sie keine legitimen Sicherheitsinteressen des Landes wirksam, sondern Belege für eine seit seiner Staatsgründung bestehenden „Apartheid‟[2] oder gar Anzeichen eines „Genozid in Gaza‟.[3] Als „einzig verbliebene Möglichkeit‟ des Widerstandes gegen den Judenstaat unterstützte die Gruppe das antisemitische Kampagnen-Netzwerk BDS und rief wiederholt zu einem umfassenden Boykott Israels auf.[4]
Passend zu seinem politischen Charakter verwendete der AK Nahost häufig das symbolträchtige palästinensische Comic-Motiv des kleinen trotzigen Jungen namens „Handala‟ für seine Aktivitäten. In den Geschichten seines Zeichners, des Cartoonisten Nadschi al-Ali, werden Israelis konsequent mit Hakennasen dargestellt, welche blutige und unzüchtige Rituale abhalten und stets nur gewaltsam bekämpft werden können.[5] Diese Handala-Figur scheint für die Aktivisten des AK Nahost derart inspirierend gewesen zu sein, dass sie mit diesem Motiv und dem Slogan „Boykott Israel‟ Sprühschablonen herstellten und damit ein linkes Wohnprojekt in der Braustraße – und vermutlich auch Gebäude der Universität – besprühten.[6] Auf einer fahrlässig zurückgelassenen Sprühschablone an der Braustraße befand sich ein Postaufkleber mit Name und Anschrift von H., die später eine zentrale Akteurin des ebenfalls nach dieser Comic-Figur benannten Vereins „Handala e.V.‟ werden sollte.[7]
Derart offen israelfeindliche Positionen stießen in dieser Zeit noch auf erheblichen Gegenwind sowohl von Seiten des Leipziger Student*innenRat, wie auch von großen Teilen der linken Szene der Stadt. Im Frühjahr 2015 veranstaltete der AK Nahost parallel zur Leipziger Buchmesse einen Vortrag mit der linken Bundestagsabgeordneten Annette Groth. Fünf Jahre zuvor war sie eine derjenigen gewesen, die unter Deck der Mavi Marmara ausharrten, während ihre islamistischen Genossen die enternden israelischen Marinesoldaten angriffen. Ihr Auftritt wurde von anwesenden Studenten lautstark und mit israelischen Fahnen gestört und musste abgebrochen werden. Am Tag darauf veranstaltete die Gruppe eine weitere Lesung, diesmal mit Susann Witt-Stahl, bei der ebenfalls mit Protesten zu rechnen war. Eine Gruppe von gewaltbereiten Unterstützern des AK Nahost, darunter E. (Attac), griffen Berichten von Anwesenden zufolge kritische Teilnehmer der Veranstaltung sowie Journalisten mit Tritten, Fäusten und Stühlen an.[8]
Die gewaltsame Eskalation von Seiten der Veranstalter brachte nicht nur die Polizei, sondern auch den Student*innenRat der Universität Leipzig auf den Plan, der dem AK Nahost als Hochschulgruppe ohne Umschweife sämtliche Unterstützung entzog und im selben Jahr eine Resolution „Gegen jeden Antisemitismus‟ verabschiedete.[9] Die schrillen israelfeindlichen und antisemitischen Töne des AK Nahost verstummten nach dieser Niederlage vorerst.
Der Handala e.V.
Erst einige Jahre später, genauer gesagt: Pünktlich zur nächsten größeren militärischen Auseinandersetzung zwischen der Hamas und den israelischen Streitkräften im Jahr 2021 traten einige Aktivisten des ehemaligen AK Nahost erneut als Redner auf einer pro-palästinensischen Kundgebung auf den Plan. Von Seiten einiger Versammlungsteilnehmer kam es im Nachgang zu mehreren körperlichen Angriffen auf Personen, die der israelsolidarischen Gegenkundgebung zugerechnet wurden.[10] Während dieser Kundgebung wurde erstmals die weitreichende Zusammenarbeit zwischen den links-akademischen Aktivisten mit Teilen der arabisch-palästinensischen Community sichtbar, die sich um die Gegend der Leipziger Eisenbahnstraße sammelt.
Manifest wurde diese Kooperation mit der Gründung des „Handala e.V.‟ im Jahr 2022. Ab diesem Zeitpunkt stand in Leipzig eine fest organisierte Struktur antizionistischer Aktivisten bereit, um mit Veranstaltungen und Parolen einer stetigen antisemitischen Radikalisierung der linken und studentischen Szene in Leipzig Vorschub zu leisten.
Zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehören neben H. und B. (beide vormals AK Nahost) auch die in der linken Szene gut vernetzte G. Alle drei sind Akademikerinnen. B. und G. konnten sich Projektstellen im Universitätsbetrieb sichern. G. koordiniert in Leipzig außerdem die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Universität Bir Zait nahe Ramallah. Die palästinensische Universität ist berüchtigt dafür, dass sie Juden ein generelles Betretungsverbot auf ihrem Campus ausgesprochen hat und offen mit der Hamas sympathisiert.[11] Die Unterstützung der Hamas ist auch unter den dortigen Studenten weit verbreitet: Mehrere Mitglieder des Studentenrats, in dem die Terrorgruppe stärkste Kraft ist, planten im letzten Jahr die Durchführung eines Anschlages, wurden zuvor aber vom israelischen Inlandsgeheimdienst gestoppt.[12]
Ähnlich wie die palästinensische Studentenschaft in Bir Zait hat der Leipziger Handala e.V. keine spürbaren Berührungsängste gegenüber der Hamas – ganz im Gegenteil: Insbesondere seit dem brutalen Überfall am 07.Oktober 2023 auf den Süden Israels tritt der Verein immer wieder als ein regelrechter Fanclub der islamischen Terrororganisation auf den Plan.
Kurz nachdem sich weltweit die Bilder und Videos der grausamen Taten verbreiteten, bei denen die Angreifer unter anderem mit Gleitschirmen auf das Gelände des Supernova-Festivals eindrangen und dort massenhafte Morde und Vergewaltigungen verübten, veröffentlichte die Gruppe Handala auf ihrer Instagram-Seite ein Bild der Handala-Comicfigur, die in warme Farben eingehüllt auf einem Gleitschirm fliegt. Daneben stand in einem kleinen pathetischen Text geschrieben: „Gaza hat sich aus dem Gefängnis befreit […].‟[13] Auch ein Jahr später kann sich die Handala Aktivistin G. während ihrer Rede auf einer Kundgebung vor Begeisterung kaum halten: „Vor einem Jahr sahen wir großartige Bilder […] Heute vor einem Jahr hat das Ghetto von Gaza den Aufstand gewagt.‟[14]
Die Glorifizierung der Hamas und ihres Überfalls am 07.Oktober 2023 geht dabei stets Hand in Hand mit einer gleichzeitigen Leugnung ihrer Verbrechen und der Projektion ihrer Brutalität auf die israelische Armee. In einem Faltblatt von Handala heißt es dazu: „Nein, der palästinensische Widerstand hat keine Babys geköpft und keine Frauen vergewaltigt. Dazu gibt es keine Beweise. Es gibt Beweise, dass diese Geschichten fingiert wurden […] Die Darstellung des palästinensischen Widerstandes als terroristisch ist reiner kolonialer Rassismus: Es ist die koloniale Fantasie vom schwarzen, barbarischen Vergewaltiger. Das Gegenteil ist der Fall […]‟[15]
Als wäre es nicht gerade eine Besonderheit dieses Überfalls gewesen, dass die Hamas-Terroristen ihre bestialischen Taten mit zahllosen Kameras dokumentierten und voller Stolz aller Welt vor Augen führten, betreibt auch H. als Rednerin auf einer Handala Kundgebung die pro-palästinensische Neuauflage der Holocaustleugnung, geht dabei aber noch einen Schritt weiter: „[…] es gibt sie, die geköpften und verbrannten Babys, die Vergewaltigungen, nur nicht durch den palästinensischen Widerstand, sondern durch die zionistische Besatzungsmacht.‟[16]
Durch die Publikationen und öffentlichen Reden von Handala kann im Brennglas abgelesen werden, was in der Antisemitismus-Forschung als pathische Projektion bezeichnet wird: Dass nämlich die antisemitische Persönlichkeit ihr je eigenes blutiges Verlangen einem Opfer zuschreibt, dem es sich in Notwehr um so härter zu erwehren sucht.[17] Eine solche Schuldumkehr sieht in den Verbrechen der Hamas immer nur die legitime Gegengewalt eines sich von Grund auf im Unrecht befindenden jüdischen Staates. Während einer öffentlichen Rede auf einer Kundgebung hat G. diese Umkehr zur Legitimation der brutalen Gewalt der Hamas offen ausgesprochen: „Die Gewalt des Kolonialherren spiegelt sich wider in der Gewalt des Kolonisierten. Wir müssen dieses Narrativ so oft wiederholen, bis unsere Geschichte als wahr anerkannt wird.‟[18]
Gemäß dieses Diktums hat der Handala e.V. seit dem 07.Oktober 2023 unzählige, teils wöchentlich stattfindende Demonstrationen und Veranstaltungen organisiert, auf denen er mit religiösem Eifer die immer gleichen Parolen und Erzählungen wiederholte. Den Aufrufen zu ihren Demonstrationen folgen anlassbezogen nicht selten mehrere hundert Personen, darunter Teile der arabisch-palästinensischen Community sowie Linke und Studenten. Seit 2024 steht der Handala e.V. zudem durch das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz als erwiesen extremistische Vereinigung unter Beobachtung.[19]
Das Handala Netzwerk
Nach dem 07. Oktober 2023 hat der Antisemitismus von Seiten des Handala e.V. nicht mehr denselben entschlossenen Gegenwind ausgelöst, wie einige Jahre zuvor noch gegenüber dem AK Nahost. Stattdessen konnte sich in Leipzig mittlerweile ein lose zusammenhängendes Netzwerk von zahlreichen pro-palästinensischen Gruppierungen etablieren, das zu einer fortschreitenden Akzeptanz und Normalisierung antisemitischer und antizionistischer Positionen beiträgt.
Einer überregionalen Öffentlichkeit wurde dieses Netzwerk erstmals im Mai 2024 bekannt, als etwa 50-60 Personen das Audimax und den Innenhof des Campus der Universität Leipzig besetzten.[20] An der Aktion beteiligten sich mehrere Gruppen des Handala-Netzwerkes, darunter: Palestine Campus Leipzig, Students for Palestine Leipzig, Young Struggle Leipzig, Zora Leipzig, Föderation Klassenkämpferischer Organisationen (FKO), Studierendenkollektiv Leipzig, sowie Mitglieder von Kommunistische Organisation (KO) und dem SDS Leipzig[21]. Gegenüber pro-israelischen Gegendemonstranten kam es von Seiten der Besetzer erneut zu Angriffen und Einschüchterungen. Noch am selben Tag entschied sich die Universitätsleitung zu einer Räumung durch die Polizei.
Der Leipziger Student*InnenRat verurteilte weder die antisemitische Propaganda der Aktivisten, die Israel einen Genozid an den Palästinensern in Gaza unterstellten, noch deren Auftreten, sondern stellte sich entschieden hinter das antizionistische Netzwerk.[22]
Im Juni 2024 hat dasselbe Bündnis ein etwa vierwöchiges Protestcamp am Leipziger Mendelsohnufer bezogen, mit dem erneut die Aufmerksamkeit auf einen angeblichen Genozid in Gaza gelenkt und für einen umfassenden Boykott Israels eingetreten werden sollte. Die Auswirkungen der pro-palästinensischen Proteste auf die Hochschulpolitik im Leipziger Student*InnenRat waren so groß, dass die Studentenvertretung, die noch 2015 klare Kante gegen Antisemitismus gezeigt hatte, mittlerweile zu einer verlässlichen Stütze des Handala-Netzwerk werden konnte.[23] Auch im Senat der Universität gibt es bereits Unterstützer des antisemitischen Bündnisses.
Im November desselben Jahres wurde einer studentischen Initiative, die sich offen gegen Antisemitismus ausspricht, von Seiten des Student*InnenRates der AG Status und damit sowohl die finanzielle Unterstützung entzogen, wie auch die Möglichkeit, Räume der Universität zu nutzen.[24] Wenig später erhielt die antisemitische Studentengruppe Students for Palestine Leipzig aus dem Handala-Netzwerk eben diesen AG Status, mit dem sie fortan erhebliche Ressourcen für ihren weiteren Aktivismus erhält. Wie groß der Einfluss von Gruppen wie Students for Palestine an der Universität Leipzig mittlerweile ist, war im Dezember 2024 zu sehen.
Gegen den im Kontext einer Ringvorlesung über Antisemitismus an der theologischen Fakultät eingeladenen israelischen Historiker Benny Morris regte sich von Seiten antizionistischer Aktivisten zunehmender Widerspruch. Eine Durchführung der ohnehin nur noch als Liveschaltung geplanten Veranstaltung lehnten sie im Rahmen ihrer Boykott-Kampagne, die auch jede Zusammenarbeit mit israelischen Wissenschaftlern ausschließt, kategorisch ab und riefen zum Protest auf. Gerd Pickel, der verantwortliche Veranstalter der Fakultät und gleichzeitig Antisemitismusbeauftragter der Universität Leipzig, gab dem Druck der antisemitischen Studenten nach und sagte die Liveschaltung von Benny Morris im Hörsaal auf Grund von „Sicherheitsbedenken‟ kurzerhand ab.[25] Die studentischen Proteste bezeichnete er in einem Statement zur Absage zwar als „beängstigend‟, brachte aber zugleich sein Verständnis zum Ausdruck, da „Prof. Morris zuletzt in Interviews und Diskussionen Ansichten geäußert [hat], die teilweise als verletzend und sogar rassistisch gelesen werden können‟.[26]
Ohne diese Ansichten näher zu erläutern und ohne zu berücksichtigen, dass die antizionistischen Aktivisten nahezu jede Facette der israelischen Geschichte und Gesellschaft als verletzend und rassistisch „lesen‟, sendete diese Absage ein fatales Signal an die Studentenschaft: Die Universitätsleitung kann ihre klare Linie gegenüber Antisemitismus im Wissenschaftsbetrieb nicht durchhalten.
Neben der studentischen Szene konnte das Handala-Netwerk auch innerhalb der linken Subkultur der Stadt Fuß fassen und dort eigene Strukturen aufbauen. Die zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen der Vereinigung werden regelmäßig von linken Gruppen wie Young Struggle, Zora oder dem Jüdisch-Israelischen Dissens (JID) unterstützt. Die auf ihren Versammlungen oder auf Social Media geäußerten Positionen zur Hamas, zur Leugnung ihrer Verbrechen oder zum vermeintlichen Genozid in Gaza treffen in der linken Szene auf große Zustimmung. Eine breite Ausstrahlung erreichen diese Positionen auch dadurch, dass sie unter Linken einen Druck zum Bekenntnis für die Seite der angeblich Unterdrückten hervorrufen und dadurch kaum Spielraum für neutrale Akteure zulassen. Die antisemitische Radikalisierung erreicht somit auch solche Gruppen, die sich zuvor andere Schwerpunkte setzten und nun ebenfalls im Einklang mit dem Handala-Netzwerk befinden wollen. So geschah es im Falle der Gruppen Rote Wende Leipzig und Jugend im Kampf, die sich im Mai 2024 in einem gemeinsamen Statement für ihr bisheriges Schweigen zum sogenannten Nahostkonflikt entschuldigten, und danach bekenntnishaft auf die Linie von Handala umschwenkten und nun offen für eine Kooperation mit der Hamas eintreten.[27]
Eine entscheidende Rolle in diesem Netzwerk spielt auch eine Gruppe israelischer Antizionisten um L., der „Jüdisch-Israelische Dissenz‟ (JID Leipzig). Als willkommenes Feigenblatt versucht die Gruppe dem antisemitischen Netzwerk einen inklusiven Anstrich zu verpassen und tritt als jüdische Stimme für einen konsequenten Antizionismus auf. In Wahrheit hat das Handala-Netzwerk längst ein Klima der Angst unter jüdischen Studenten und jüdischen Organisationen erzeugt, so dass sich andere jüdische Stimmen oft nicht mehr trauen, sich offen zu zeigen oder an der Seite Israels zu positionieren. Auf einem Podiumsgespräch appellierte L. voll postkolonialen Selbstbewusstseins an ihre Landsleute in Israel: „Gebet eure Pässe ab und verlasst das Land. Klärt eure Freunde und Familien auf, damit sie es auch gleich tun.‟[28] Der Aufruf zur Judenevakuierung löste laut Augenzeugenberichten im Publikum tosenden Beifall aus. Was jenen Israelis geschehen sollte, die ihrem Appell nicht Folge leisten wollen, blieb offen.
In einem ebenso engen Verhältnis zum Handala e.V. steht der Leipziger Ableger der Kommunistischen Organisation (KO) um den gewaltaffinen Querfront-Aktivisten E.[29] Diese Gruppe, die nicht mit ihren etwas neumodischeren, aber ebenfalls antizionistischen Konkurrenten vom Kommunistischen Aufbau (KA) zu verwechseln ist, steht in einer Reihe mit einer Vielzahl teils streng hierarchisch organisierter neo-stalinistischer Gruppierungen in Leipzig. Handala-Mitglieder traten als Moderatoren bei Veranstaltungen der Kommunistischen Organisation auf, wie im Oktober 2024, als ein Redner den historischen Zusammenhang von Zionismus und Nationalsozialismus erläuterte.[30]
Auch große Teile des Leipziger Stadtverbands der Partei Die Linke kooperieren mittlerweile mit dem Handala-Netzwerk. Die parteinahe „Arbeitsgemeinschaft Palästinasolidarität Leipzig‟ hat gemeinsam mit Handala bereits mehrere Demonstrationen veranstaltet und setzt sich innerhalb der Partei für eine antizionistische Radikalisierung ein, die ihnen in Teilen auch gelingt.
An Veranstaltungsräumen für derartige Vorträge mangelt es dem Handala-Netzwerk nicht. Durch die Anerkennung von „Students for Palestine Leipzig‟ als AG im Leipziger Stura hat das Netzwerk de facto freien Zugang zu den Räumen der Universität, sowie zu finanziellen Mitteln des Stura. Hinzu kam eine rapide und zum Teil gezielte Unterwanderung und Übernahme von linken Veranstaltungsräumen und Wohnprojekten in Leipzig, wodurch die Gruppen aus diesem Netzwerk eigene Treffpunkte und Veranstaltungsorte etablieren konnten.[31] Neben solchen Verdrängungspraktiken scheint das maßgebliche Erfolgsrezept von Handala und seinem Netzwerk aber an anderer Stelle zu finden sein.
Das Handala-Token
Durch die Verbreitung postkolonialer Theorien an den Universitäten konnten jene auch ihre tonangebenden Rolle unter linken Antizionisten behaupten. Die Überzeugung, dass der Staat Israel das Paradebeispiel eines westlichen Kolonialstaates sei, der die einheimische Bevölkerung unterdrückt, verdrängt und auslöscht, ist unter den Akteuren des Handala-Netzwerkes Konsens. Insbesondere die Kombination aus antirassistischer Wokeness und der Empfänglichkeit für postkoloniale Identitätspolitik hat einen großen Teil der linken und studentischen Szene der Stadt jeden vernünftigen Einwand gegenüber der antizionistischen Daueragitation aus der Hand genommen. Die kolonialistische Interpretation des sogenannten Nahostkonflikts ist nicht nur historisch falsch, sondern sie führt nahezu ohne Umschweife in eine Verklärung des Hamas-Terrors zum tapferen Widerstand gegen die sogenannte Besatzungsarmee.[32] Die lebendige Phantasie des Antisemiten bebildert das, was die Hamas und ihre verbündeten Banden legitimiert. Die Palästinenser sollen darum stellvertretend für alle Unterdrückten und Kolonisierten der westlichen Moderne rächend zu Felde ziehen und den jüdischen Staat und mit ihm den Kolonialismus vom Erdboden tilgen.
Der Schlüssel zum Erfolg des Handala-Netzwerkes liegt weniger bei ihm selbst, sondern in der geistigen Selbstentwaffnung seiner Agitationsmasse, die sich ohne zu Zögern lieber an die Seite islamischer Terroristen stellt, als an die Seite israelischer Vergewaltigungsopfer.
[1]https://aknahost.wordpress.com/eine-seite/ [2]https://aknahost.wordpress.com/eine-seite/ [3]https://aknahost.wordpress.com/hintergrundmaterialien/brief-an-die-familie-des-tausendsten-opfers-von-israels-genozidalem-gemetzel-in-gaza/ [4]https://aknahost.wordpress.com/eine-seite/ [5]https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/wie-bds-gegen-israel-hetzt-3894481.html [6]https://www.inventati.org/leipzig/?p=2497 [7]Ebd. [8]https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2015/03/links-linkes-tohuwabohu-zum-buchmesse-thema-israel-80978 ; https://conne-island.de/nf/222/16.html [9]Beschluss des Stura Leipzig: „Gegen jeden Antisemitismus‟ (https://stura.uni-leipzig.de/beschlussdatenbank/) [10]https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2021/05/kundgebungen-zum-nahostkonflikt-ohne-grosse-zwischenfaelle-videos-390777 [11]https://www.timesofisrael.com/harvard-freezes-research-partnership-with-a-palestinian-university-in-the-west-bank/ [12]https://www.timesofisrael.com/hamas-university-students-in-west-bank-arrested-for-planning-significant-terror-attack/ [13]Post auf dem Instagram-Profil „@handala.leipzig‟ vom 08.10.2023 (mittlerweile gelöscht) [14]Jasmin D. auf einer Kundgebung am 07.10.2024 in Leipzig: https://www.instagram.com/p/DA2lXo-s1RU/ [15]„Faktencheck Palästina‟ Faltblatt der Gruppe Handala [16]Katja J. auf einer Kundgebung am 15.05.2024 in Leipzig: https://www.instagram.com/p/C7CcbC3sn3j/ [17]Vgl. Horkheimer/Adorno: „Dialektik der Aufklärung‟ [18]Jasmin D. auf einer Kundgebung am 07.10.2024 in Leipzig: https://www.instagram.com/p/DA2lXo-s1RU/ [19]https://www.verfassungsschutz.sachsen.de/download/Saechsischer_Verfassungsschutzbericht_2024.pdf [20]https://www.uni-leipzig.de/newsdetail/artikel/statement-der-universitaet-leipzig-zur-besetzung-am-7-mai-2024-2024-05-07 [21]https://www.kss-sachsen.de/pm_07_24 [22]Beschluss des Stura Leipzig: „Positionierung zur Räumung der Besetzung der Universität Leipzig am 07.05.2024‟ (https://stura.uni-leipzig.de/beschlussdatenbank/) [23]Vgl. https://bigleipzig.wordpress.com/2024/11/26/nie-wieder-stura-nie-wieder-judenhass-gegen-die-kollaboration-mit-islamistischen-terrororganisationen/ [24]Ebd. [25]https://www.uni-leipzig.de/newsdetail/artikel/statement-der-universitaet-leipzig-zur-absage-der-veranstaltung-the-1948-war-and-jihad-mit-prof-dr-benny-morris-2024-12-02 [26]https://www.theol.uni-leipzig.de/fakultaet/veranstaltungsportal/veranstaltungsdetail/termin/the-1948-war-and-jihad [27]https://rotewendeleipzig.org/statement-der-rwl-und-jik-zum-nahost-konflikt/ [28] Yuval C. auf der Veranstaltung: „A Fundraiser for Gaza“. Zusammenschnitt zu sehen auf dem Instagram-Profil „@handala.leipzig‟ am 18.5.25 (https://www.instagram.com/p/DI1trvzIuw_/) [29]Vgl. https://www.l-iz.de/kultur/film-tv/2022/08/gerangel-und-beleidigungen-das-thema-ukraine-eskaliert-bei-der-globale-video-466545 [30]Nachzuhören auf den Youtube-Kanal „Kommunistische Organisation‟: https://www.youtube.com/watch?v=YkB1khPGBbs [31]Neben dem Clara-Zetkin-Zentrum, dass der FKO zuzuordnen ist und der Roten Nelke, in der die Gruppe Young Struggle dominiert, ist an dieser Stelle auch das Zweieck zu erwähnen, an dem die sowohl die KO, wie auch die Rote Wende assoziiert sind und dort u.a. den linken Kampfsportverein „Arbeitersport e.V.‟ betreiben. [32]Vgl. https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/postkoloniale-theorie-und-ihre-folgen/
Anmerkung der Moderation: Wir haben die Namen der Personen, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, durch Großbuchstaben ersetzt.